Stellungswechsel

Während des Wahlkampfs hieß es immer: alt gegen jung, Männer gegen Frauen, Republikaner gegen Demokraten, Trump gegen Hillary. Doch zu welchem Team gehört man nach der Wahl?

Die Würfel des Schicksals sind gefallen. Und mit ihnen auch die letzte Hoffnung, dass Donald Trump daran scheitert Präsident zu werden. Die Frage, warum wir uns das gewünscht haben, wirkt fast schon sarkastisch. Vielleicht verpacken wir es in eine Gegenfrage: Warum sollte ein Rassist, Sexist und unberechenbarer Politikanfänger eins der mächtigsten Ämter der Welt bekommen? Eben.

Natürlich sind wir während und vor allem nach der Wahl alle die ultimativen Politikexperten und können außerdem in unseren Glaskristallkugeln die Zukunft so gut voraussagen, wie die Simpsons, die bereits vor sechzehn Jahren wussten, dass Trump Präsident wird. Doch bei Donald Trumps Wahlprogramm wollen wir die Augen zukneifen, um der Wahrheit nicht ins Gesicht schauen zu müssen. Mit dem Doppelsieg im Weißen Haus und der republikanischen Mehrheit im Kongress fällt der Startschuss für die unheimlichste To-Do-Liste der Welt. Das Wort Weltwirtschaftskrise liegt in dieser Woche oft in der Luft – denn „Make America Great Again“ heißt bekanntlich: Amerika zuerst. Überall. Immer. Alles andere scheint egal. Und von der Umwelt versteht Donald Trump ungefähr genauso wenig wie von Frauen. Er zweifelt nämlich daran, dass der Mensch an der Erderwärmung Schuld ist und möchte wieder zurück zu Öl und Kohle. Die Klimaschutzabkommen sollen genauso aufgehoben werden wie die allgemeine Krankenversicherung. Abtreibungen möchte er verbieten, und Ärzte und Frauen „irgendwie“ dafür bestrafen, wenn sie es trotzdem tun – aber immerhin räumt er bei Vergewaltigungen ein Sonderrecht ein … Und es geht noch weiter: Waffen für alle, Einwanderer raus, eine Mauer zu Mexiko, keine ausländischen Produktionen mehr, sondern „Made in the USA“, Steuern für die Reichen senken und Putin ist der neue BFF – da fehlt nur noch Kim Jong-Un und das Trio wäre komplett. Und auch wenn wir das schon länger wissen, haben wir es doch immer für einen Witz gehalten und den orangefarbenen Toupé-Träger für einen Clown. Doch offensichtlich wollen die alten Mittelstaatenamerikaner diesen Zirkus.

Und was ist nun? Trump hat (sicher nicht nur) Miley Cyrus zum Heulen gebracht, Lady Gaga und tausende andere Menschen protestieren vor dem Trump Tower, Stars und Politiker äußern sich schockiert über das Wahlergebnis und knapp die Hälfte aller Amerikaner aus Team Hillary weiß nicht, wo sie stehen soll. Denn ihr Leader ist von der Bildfläche verschwunden. Für 2020 hat sich Kanye West bereits als Kandidat angekündigt – Trump hat ihm ja auch gut vorgemacht, dass jeder das werden kann, was er möchte. Und, Hey, lieber einen selbsternannten Messias als einen Hassprediger. Einziger Haken: dauert noch vier Jahre …

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1 Comment

  • Einfach mal abwarten… ich gehe davon aus, dass Trump als Präsident wesentlich gemäßigter auftreten wird als er es während seines Wahlkampfes getan hat.

    Und erste Beispiele hierfür gibt es ja schon, wenn man sich jetzt mal die ersten Auftritte von nach der Wahl ansieht.

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