Women’s Day: Wofür müssen Frauen heutzutage noch kämpfen?

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Credit: Jerry Kiesewetter
Wir sind am internationalen Weltfrauentag beim Hamburger Sister’s March mitmarschiert und haben den einen oder anderen Demonstranten gefragt: „Wofür müssen Frauen heute noch kämpfen?“

Teaserfoto: Jerry Kiesewetter // Alle weiteren Fotos: Joanna Legid

Am Hamburger Rathausplatz versammeln sich Männer, Frauen und Kinder, ausgestattet mit Plakaten, Mikrofonen und Regenschirmen. Alle sind hier, um am Tag der Frau für Gleichberechtigung auf die Straße zu gehen. Auch, wenn es seit 17.00 Uhr in Strömen regnet: „Es scheint so, als ob es ein Test sein sollte. Um zu sehen, wie wichtig es uns wirklich ist.“ erzählt Melanie, eine der Organisator*innen des Hamburger Sister’s March. Die erste halbe Stunde versammelt sich eine kleine Menschentraube auf dem Platz. Es sind circa 600 Demonstranten da. Alle suchen nach einem trockenen Ort, um ihre kreativen Schilder vor dem Regen zu schützen. Die Polizisten sehen gelangweilt aus. Ob das noch was wird? Eine halbe Stunde später wird es schon voller und man sieht weit und breit nur noch Regenschirme und Plakate.

Die Menschentraube setzt sich in Bewegung. 1000 Menschen sind dazugekommen. Frauen im Rollstuhl; Väter, die ihre Töchtern auf den Schultern tragen; Freundinnen, die Hand in Hand gehen; Jungs, die auf der Rückseite ihrer Bomberjacke Badges mit dem Schriftzug: „Respekt für meine Mutter“ tragen. Es tut gut zu sehen, dass nicht nur Frauen gekommen sind. Aber warum ist es so wichtig heutzutage für Gleichberechtigung auf die Straßen zu gehen?

„Für eine Welt ohne Sexismus, sexualisierte Gewalt und Rassismus.“

Am 21. Januar 2017 fand weltweit der Women’s March statt. Grund für diesen Aufstand waren die US-Wahlen und deren Folgen. Überall auf der Welt versammelten sich Menschen, um Solidarität zu zeigen in einer Zeit, in der Frauen– und Menschenrechte bedroht sind. Der Feind ist ein Präsident, der mit Aussagen wie: „Grab them by the pussy„, für Entsetzen und Angst sorgte. Circa fünf Millionen Frauen haben sich auf der ganzen Welt versammelten, um ein Zeichen zu setzen. Zwei Monate später, zum Weltfrauentag, haben die Organisatorinnen des Women’s March Frauen dazu aufgerufen, die Schwesterversion der erfolgreichen Demo in ihrer Stadt zu organisieren. Auch, wenn der Sister’s March einen anderen Namen trägt, geht es immer noch um das Gleiche. Solidarität zeigen:
„Lasst uns zusammen gehen. Für eine Welt, in der alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrem Glauben und ihrer sexuellen Orientierung uneingeschränkt gleichberechtigt zusammenleben. Für eine Welt ohne Sexismus, sexualisierte Gewalt und Rassismus. Für die Erhaltung unserer demokratischen Grundwerte und für ein vielfältiges Zusammenleben in Toleranz und Achtung. 
Zusammen für Solidarität und Gerechtigkeit (…)“ kündigen die Organisator*innen des Sister’s March Hamburg auf ihre Facebook Seite an.

Am Weltfrauentag ist es umso wichtiger, dass Frauen ein Zeichen setzen und mit ihrem Aktivismus diejenigen aufrütteln, die sich bewusst dafür entschieden haben, die rosarote Brille anzubehalten. Auch, wenn es Frauen in Deutschland – im Vergleich zu anderen weltweit – gut geht,  gibt es noch vieles, wofür sie heutzutage noch kämpfen müssen.

MARGARITA (15)

„Uns geht es in Deutschland – im Vergleich zu anderen – eigentlich gut…aber ich merke anhand bestimmter Vorfälle, dass auch wir immer noch nicht soweit sind. Meine Freundinnen und ich sind auf dem Weg hierher mit der U-Bahn gefahren und hatten unsere Schilder dabei. Dort ist ein Typ an uns vorbeigelaufen und hat mich provokativ am Rücken angefasst. Das hat mir aufgezeigt, dass man, obwohl man sich für etwas einsetzt, trotzdem immer wieder zu Zielscheibe wird. Aus dem Grund müssen wir heute hier stehen. Wenn es in Deutschland schon solche Reaktionen auslöst, was passiert dann mit Frauen z.B. im mittleren Osten, die sich für ihre Rechte einsetzen wollen?“

JULIA (28)
  

„Frauen müssen noch dafür kämpfen, dass alle verstehen, dass tief verankerten Rollenbilder, nicht mehr die sind, die sie mal waren. Ich glaube, dass die Gesetzeslage in Deutschland schon für viel Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau sorgt. Aber das muss sich noch in den Köpfen der Menschen ändern.“



MAYA (15) & ALINA (15)
 

M: „Es geht an erster Stelle darum, dass nicht nur Frauen kämpfen müssen: Alle müssen für Gleichbereichtung kämpfen. Sexismus ist nur ein kleiner Teil des Problems. Die Denkweise der Menschen muss allgemein geändert werden und dafür stehen wir hier.“

A: „Frauen müssen auf jedenfall noch dafür kämpfen, dass Männer endlich verstehen, dass deren Körper ihnen alleine gehört. Es ist leider immernoch so, dass sie als sexuelle Objekte gesehen werden. Uns geht es in Deutschland echt gut, aber Frauen weltweit leiden noch unter diesen Machtverhältnissen.“

ZELA (14)

„Jungs können tun und lassen was sie wollen und werden dafür kaum verurteilt! Wenn ein Typ mit mehreren Frauen was hat, wird er als Held abgefeiert. Wenn eine Frau das gleiche tut, ist sie eine Schlampe. Und da hört es nicht auf! Sie ist auch eine Schlampe, wenn sie z.B einen kurzen Rock trägt. Das geht einfach nicht! Es sollte Gleichberechtigung herrschen.“

FABIAN (32)

„Ich glaube nicht nur Frauen müssen kämpfen. Wir alle müssen kämpfen. Dafür, das alle gleichberechtigt sind. Dafür, dass wir uns angleichen. Wenn nur Frauen es machen, dann hilft das nicht – Deswegen bin ich heute hier.“

MIA (28)

„Frauen müssen noch für einiges kämpfen! Aber vor allem für Gleichberechtigung. Und für Respekt. Es gibt noch viel zu tun…“

PE*

„Ich glaube es lässt sich nicht von Frauen allgemein sprechen. Sexismus ist nach wie vor eine Form von Machtverhältnis, unter der nicht nur Frauen leiden…Der gemeinsame Nenner ist, dass man zusammen gegen das Patriarchat kämpft. Und zum Patriarchat gehört für mich auch ein starres Zweigeschlechter-System. Eine von der Gesellschaft definierten Ordnung zwischen Mann und Frau.“

KAI (42)
„Frauen müssen heutzutage immer noch dafür kämpfen, dass sie auch mal Erster sein dürfen und dafür, dass sie nicht mehr unterdrückt werden. Ich bin es satt zu sehen, dass Frauen immer nur Zweiter sind.“

POLA (28)
 

„Ich habe gerade darüber nachgedacht, dass „Gleichberechtigung“ das passende Schlagwort ist, wenn man diese Frage gestellt bekommt.
Wenn ich diesen Begriff benutze, meine ich damit aber nicht die Dinge, die eigentlich schon selbstverständlich sein müssten (Freiheit, gleiche Gehälter, Respekt etc.). Mit Gleichberechtigung meine ich, das Frauen gemeinsam mit Männer dafür kämpfen sollten, dass Gewalt in Form von Unterdrückung und physischer Gewalt nicht mehr stattfinden sollte. Ich glaube, dieses Machtverhältnis ist das größte Problem.“

LINA, NAOMI (6) und MALIA

L: „Wir sind hier, weil wir darum kämpfen, dass Frauen und Männer gleichbehandelt werden. Gerade jetzt, in Zeiten, in denen Donald Trump mit seinem Populismus durchkommt, ist es noch wichtiger standzuhalten.“

N: „Wir sind hier, weil heute Weltfrauentag ist. Und ich heiße Naomi, und ich kann meinen Namen auch selber schreiben!“

M: „Es sollte solche Tage gar nicht mehr geben und wir müssten hier gar nicht mehr sein. Es sollte, meiner Meinung nach, selbstverständlich sein, dass jeder die gleichen Rechte hat. Hoffen wir mal, dass es irgendwann selbstverständlich wird und wir darüber nicht mehr diskutieren müssen.“

 

Mehr unter: facebook.com/sistersmarchor

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