Emma C. und ihre magische Insel

Als Emma von Kanada nach Berlin zog, bestand ihr Zimmer aus einer Matratze, auf der sie schlief, trank, aß, mit Freunden und Lovern schlief und vor allem auch eigene Tracks produzierte. So entstand Magic Island. Als Popmusikprojekt für die Gescheiterten.

Mit ihrem kurzen Bob, ihren wasserstoffblonden Haaren und ihrem Elfengang ist Emma nicht zu verwechseln. Auch in der Stadt der Individualisten wirkt sie wie ein Fabelwesen, wenn sie sich mit ihrem Meg Ryan-Gang durch die Tische von Rosa Caleta schleust – das jamaikanische Restaurant, in dem sie mal gearbeitet hat. Emma ist über Umwege in der Stadt der Hundescheiße gelandet. Und dann aber mitten ins Geschehen. Ihre erste Wohnung war im Multi-Kulti-Viertel Neukölln, das dafür bekannt ist, dass ein leicht unangenehmer Geruch in die Nase steigt, wenn der Schnee im Frühling wieder schmilzt. Dort, mitten im grauen Neukölln, hat sie gewohnt. Ihr erstes und einziges Möbelstück war lange eine Matratze und hinter dem Haus war eine Kneipe namens „Zauber Insel“. Das war ein Zeichen. Sie würde bleiben und Musik machen. Musik, die Menschen auf eine Insel versetzt. Eine magische Insel, auf der Einsamkeit etwas Schönes ist, das sich vom Alleinesein unterscheidet. Eine Musik, die sehr viel Emotionen auslöst. Eine Musik, die Menschen zusammenbringt: „Ich finde nicht, dass meine Musik wirklich bahnbrechend oder innovativ ist –  aber wenn sie dich ein bisschen glücklicher machen kann, dir helfen kann, dein gebrochenes Herz wieder zu flicken, oder bestimmte Etappen in deinem Leben zu überwinden, dann ist mein Ziel erreicht.“ erklärt sie. Was hat sie davon? Musik ist für Emma eine Therapie. Wenn sie ihre Gefühle mit anderen teilen kann, so kann sie auch ihre Seele heilen. Ihre Lyrics sind einfach, verständlich und trotzdem – oder gerade deswegen – hinterlässt es bei einem selbst oft das Gefühl von Sehnsucht. Ihr Track „Shepherd“ ist das beste Beispiel dafür.

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Denn es geht immer darum, mit den eigenen Emotionen umzugehen. Frauen sind eben emotionale Wesen: „Unsere Sensibilität gibt uns Kraft und unsere Sexualität gibt uns Freiheit.“. Emmas Heldin ist Lilith. Lilith war die Gegenheldin zu der biblischen Eva. Lilith symbolisiert die Selbstständigkeit der Frau, die sich nicht von dem Versuch der Autorität der Männer unterdrücken lässt. Sie ist Eva’s Gegensatz. Da, wo die eine das Bild der Mütterlichkeit und Folgsamkeit wiedergibt, steht die andere für Sinnlichkeit und Leidenschaft. Lilith wird oft als Dämon dargestellt, dabei ist sie stark, selbstbewusst und macht aus ihrer Sexualität eine Stärke. Das inspiriert Emma in ihrem Wesen und in allem, was sie macht.

Wir haben Emma für unsere #girlsforblonde Rubrik ein paar Fragen gestellt.

Was machst Du?
Musik! Ich habe keine andere Wahl.

Hobby oder Welt erobern?
Als junges Mädchen hatte ich noch viel Ehrgeiz, da wollte ich die Welt erobern. Die Musikindustrie hat sich mit der Zeit aber verändert und ich bin mir nicht mehr so sicher, in welche Richtung ich gehen soll. Ich merke, wie ich wieder ein paar Schritte zurückgehe und Musik an erste Stelle als Hobby betrachte.

Wie würdest Du deinen Stil beschreiben?
Bipolar Vintage.
Aber auch ein bisschen Grunge und mit viel Farbe. Courtney Love trifft auf J-Pop.

Was ist Mode für dich?
Ich glaube, Mode ist ein wichtiges Ausdrucksmittel. Sie kann einem dabei helfen, seine Laune auszudrücken. Vor allem in Berlin. An grauen Tagen oder an Tagen, an denen ich verkatert bin, hilft es mir, bunte und verspielte Kleidung anzuziehen!

Was magst Du an dir am liebsten?
Ich habe eine kleine Beule auf meiner Lippe. Ein Überbleibsel von einem Unfall. Ich bin als kleines Kind hingefallen und mein Zahn hat sich in die Lippe gebohrt. Ein Stück meines Zahns ist immer noch in dieser Beule versteckt. Meine Familie hat mir oft vorgeschlagen, dieses Stück zu entfernen, aber ich habe mich so sehr daran gewöhnt, dass ich nicht mehr weiß, wie ich ohne meine kleine Beule leben würde. Außerdem sind diese Art von Eigenschaften genau die, die ich bei anderen Menschen schön finde.

Definiere „Frau sein“.
Ich hatte vor kurzem eine Erleuchtung im Bezug auf meine Definition von Feminismus. Ich habe immer gedacht, dass Männer und Frauen gleich sein sollten. Aber das sollte nicht so sein! Das männliche Geschlecht wäre überflüssig ohne die Frau. Wir sind solche starken, mystischen Wesen. Und wir können Leben schenken. LEBEN! All das ist für mich der Grund, weswegen Männer das Gefühl haben, sie müssten Autorität zeigen, um mit Frauen zu konkurrieren. Aber seien wir mal ganz ehrlich: Es gibt in dem Sinne gar keine Konkurrenz …

Welche sind deine persönlichen Dämonen?
Ich habe in letzter Zeit sehr mit meinen Unsicherheiten zu kämpfen. Ich leide unter Depressionen und habe Schwierigkeiten, mich selbst zu finden. Was ich zu tun versuche, ist, positiv zu denken, einen Schritt zurück zu gehen und zu entspannen. Und ich umgebe mich mit ehrlichen und authentischen Menschen. Menschen, die mich lieben und sich nicht sträuben, mir die Wahrheit zu sagen.

Welche Projekte stehen für 2017 an?
Mein allererstes Album „Like Water“ wird am 24.Februar veröffentlicht. Es wird eine Europa & Japan Tour dazu geben und ich arbeite mit Kevin Klein gerade an einem Musikvideo.

Was ist deine Botschaft an die Frauen da draußen?
Arbeite hart, sei geduldig und vor allem versuche, ein Gleichgewicht zwischen Selbstbewusstsein und Bescheidenheit zu finden. Es ist gut, bescheiden zu sein … auch wenn wir heutzutage anhand von Selfies und Likes das Gegenteil beigebracht bekommen.

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