Label to watch: Bonne Suits

Bonne Reijn ist der Gründer von Bonne Suits: Mit seinen bunten Unisex-Zweiteilern aus Baumwolle möchte der junge Mann mit den blonden Locken die Modewelt erobern. Wir sprachen mit dem inspirierenden 25-Jährigen über seine Crew, sein Zuhause und seine Anzüge.


Backstage bei Louis Vuitton wurde ein Model Off-Duty im roten Zweiteiler gespotted. Spätestens jetzt fragte sich jeder, wer hinter diesen lässigen Kreationen steckt. Have you met Bonne?

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FOTO: Sanne Glasbergen via fontanel.nl

Das Telefonat fängt mit einem frechen „How is life?“ Spruch von Bonne Reijn an. Er will mir ja keine falschen Hoffnungen machen, aber in Amsterdam schiene die Sonne und es fühle sich jetzt schon fast an wie Sommer. Bei mir regnet es. Das bringt ihn zum Lachen. Seine zweite Frage ist, ob ich die Veröffentlichung des Interviews davon abhängig machen würde, ob ich ihn mag oder nicht? Diesmal muss ich lachen. Er erzählt mir, dass er schon morgens als „Prick“ (Arsch) von seinem Kollaborationspartner beschimpft worden sei. Es hätte ihn sehr verletzt. Der Grund? „Er war wahrscheinlich sauer, weil wir für unsere Kollab eine gute PR & viel Presse hatten, trotzdem wurden die Anzüge nicht so gut verkauft. Aber so ist es im Business. Dafür hat es mit Piet Langeveld besser funktioniert. Mit ihr haben wir die Batikanzüge gemacht. Sie hat sich nach der Produktionsphase sogar nochmal bei mir für die tolle Zusammenarbeit bedankt!“

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Reijns Liebe zu Anzügen fing an, als er mit 22 einem älteren Mann in den Straßen Amsterdams begegnete, der einen Baumwoll-Anzug trug. Reijn konnte in dem Moment nicht anders, als den Mann anzusprechen und zu fragen, wo er diesen gekauft hatte. Ein paar Minuten später war er im De Mof Kleding Shop und kaufte sich den gleichen für circa 90€ nach. Zwei Jahre später, im Oktober 2014, gründete der damals 24-jährige Stylist endlich sein eigenes Label Bonne Suits. Dafür musste er über Jahre erstmal genug Geld zur Seite legen und genug Kontakte sammeln. Die ersten 100 Stück wurden dann mit Hilfe von PATTA und seiner Crew produziert und waren innerhalb von zwei Tagen ausverkauft. Seitdem werden alle drei Monate 300 Anzüge in jeweils drei verschiedenen Farben produziert.

Was seine Motivation ist? Erstens, dass es zwischen dem Pyjama und dem klassischen Anzug kein Kleidungsstück gibt, das einen „chic & lässig“ aussehen lässt. Zweitens hat er sich spezifisch für die kastige Unisex-Variante des klassischen Anzugs entschieden, weil diese einfach alltagstauglicher sei: „Mit meinen Anzügen kannst du tagsüber arbeiten und abends feiern gehen, und wenn du am Wochenende spontan auf eine Hochzeit musst, kannst du ihn immer noch anziehen!“ Und last but not least hat Reijn sich auch für die „Poor Man’s Suit„-Variante entschieden, weil Kleider eben Leute machen. Auch wenn es widersprüchlich klingen könnte, will er eine Welt erschaffen, in der Mode positiv genutzt werden kann: als Ausdruck von Zusammenhalt statt Abgrenzung. Arme, reiche, junge, alte, Frauen, Männer, alle sollten irgendwann in seinen bunten Anzügen rumlaufen!
(Aber er produziert auch eigennützig, weil er selber liebend gerne im Bonne Suit herumläuft. Seine Lieblingsfarben? Dunkelblau oder Marita Green.)

Bonne_Suits_home72016_02_22_BSxPL_012Reijn besteht allerdings darauf, dass er das alles ohne seine eigene Crew nie schaffen würde. Er braucht sie um sich. 24/7. Dafür steht ihm das Haus zur Verfügung, das er von seiner Mutter geerbt hat. Sie starb als er acht Jahre alt war. Darin wohnen alle seine Freunde abwechselnd. „Das Haus dient als Wohnraum, als Party-Location, als Studio, als Büro und als Chill-Area für alle, die nicht wissen, was sie mit ihrer Zeit machen sollen. Es soll keine cheesy Kampagnen-Geschichte sein, aber wir shooten auch alle Bilder vor meiner Haustür auf den Treppen mit allen meinen Freunden“. Wenn das nicht Crew Love ist!

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Der junge Mann hat noch größere Pläne. In Zukunft sollen nicht nur Amsterdamer, sondern die ganze Welt seine Kreationen tragen:
„Ich sehe die Zukunft so, dass Bonne Suits eine Art Klassiker wird. So haben die großen Anzugmarken schließlich auch angefangen! Mein Traum wäre, das zu schaffen, was YSL geschafft hat: Geschichte zu schreiben. Er war ja der erste, der Anzüge für Frauen geschneidert hat. Vielleicht laufen irgendwann alle in Bonne Suits rum, und das einzige Merkmal, das zählt, ist, dass jeder den Anzug mit seiner Persönlichkeit füllt. Jeder könnte diesen so kombinieren, wie er/sie es möchte. Aber am Ende würde man den Obdachlosen von nebenan nicht mehr von einem Businessman unterscheiden können.“  Sounds good.
Und wir würden gerne einmal den rosafarbenen Anzug per Express-Kurier zugeschickt bekommen. Bitte, Danke. 💝

Die Anzüge findet ihr in (fast) allen Farben auf bonnelife.com  (170€ -200€)

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