Ays und Khaled von Art Youth Society

Düsseldorf goes New York: Wir haben Schmuckdesignerin Ays Yuva und ihren Partner in Crime Khaled Sufi getroffen und mit ihnen über ihr Label „Art Youth Society“, den Standpunkt Big Apple und das Prinzip der Flexibilität gesprochen.

Schmuck mit Kunst und ein bisschen Mode. Interior nicht ausgeschlossen. Klingt sprunghaft? Ist flexibel. Und modern. Art Youth Society ist ein Label, das sich der jungen wilden Käuferschaft längst angepasst hat. Vermutlich auch, weil die Betreiber Ays Yuva und Khaled Sufi selbst zu dieser Riege unabhängiger und anspruchsvoller Kreativen gehört, denen die Welt gehört, weil sie sich nicht festlegen. Das Wirkungsgebiet des charismatischen Paares beschränkt sich keineswegs auf den heimatlichen Ruhrpott, sondern Art Youth Society verfügt über gleich drei Standorte: Der Düsseldorfer Hood, die Produktion in Istanbul und das Tor zur Welt: New York.

Ays Yuva und Khaled Sufi lassen sich immer wieder von New York inspirieren
Ays Yuva und Khaled Sufi lassen sich immer wieder von New York inspirieren
Ihr seid business buddies, lovers, partners in crime: Wo habt ihr euch eigentlich kennengelernt?

Ays: Als ich die erste Schmuckkollektion von Art Youth Society in Istanbul produziert habe, haben wir uns über gemeinsame Freunde kennengelernt. In einem Club. Der Klassiker! Khaled hatte zu der Zeit noch ein eigenes Streetwearlabel und hat mich dann hier in NY einen Monat lang besucht. Da haben wir dann beschlossen, das Projekt gemeinsam auf die Beine zu stellen.

Khaled: Und dann war es ziemlich schnell soweit, dass wir davon leben konnten und Art Youth Society auch zu meinem einzigen Projekt wurde.

Ihr produziert in Istanbul und lebt in Düsseldorf. Wie kommt da New York ins Spiel?

Ays: Ich bin damals nach der Schule das erste Mal für ein paar Monate nach L.A. gegangen und habe in dem Zuge auch für zwei Wochen New York besucht. Ich war sofort verliebt und wusste: Das ist meine Stadt. Ich muss hier irgendetwas machen.

Und das war dann Schmuckdesign. Wie kam es dazu?

Ays: Ich habe früher gelegentlich Ringe für mich selber anfertigen lassen und wurde sehr oft darauf angesprochen. Filigrane Goldringe waren 2010 noch nicht so weit verbreitet. Da habe ich entschieden, dass ich Schmuckdesign mache, und das in New York. Weil diese Stadt mich einfach so antreibt mit ihren vielen Eindrücken.

Khaled: Ich finde auch, inspirationstechnisch gibt es wenige Städte, die da mithalten können. Ob das Mode ist, oder Essen, oder Kunst… Hier ist alles immer irgendwie „forward“.

Aber es ist vermutlich auch nicht das einfachste Vorhaben, in New York ein Label zu gründen?

Ays: Stimmt, es gibt natürlich eine Menge Konkurrenz. Dafür geht hier aber auch alles viel schneller. Man erreicht mehr in kürzerer Zeit. Den ganzen Tag in einem Office zu sitzen, wie es in Deutschland üblich ist, wäre nichts für mich. Ich brauche die Menschen, die Kontakte und die vielen Eindrücke.

Khaled: Und obwohl es hier viel Konkurrenz gibt, sind die Menschen super hilfsbereit. Auch wenn die Leute in der gleichen Branche sind, stellen sie dir ihre wichtigen Kontakte vor. Netzwerken wird hier wirklich groß geschrieben. Und in Deutschland ist zum Beispiel der Einzelhandel im Modebereich sehr langsam: „Alles muss erstmal überall funktionieren, und dann steigen wir auch mit ein.“ Diese Sicherheitsliebe ist auch ok, aber die amerikanische Mentalität ist einfach eine andere. Hier ist man definitiv entscheidungsfreudiger.

Ays: Gerade weil wir ja zwischen beiden Welten pendeln, fällt uns das besonders auf, dass die Dinge hier in einem ganz anderen Tempo passieren.

Khaled: Man wird im Markt auch ganz anders wahrgenommen als New Yorker Label statt eines aus Deutschland. Das kommt uns auch zugute.

Wieso brecht ihr dann nicht eure Zelte in Deutschland ab und zieht ganz hierher?

Ays: Das war eigentlich mal der Plan. Aber im Moment macht es keinen Sinn, weil wir nur zu zweit sind und alle unsere Standorte inkl. Produktion betreuen müssen. Ich bin dann zwischendurch auch mal 2-3 Monate in Istanbul. Und auch in Deutschland haben wir einen Showroom. Dieses Hin und Her ist für uns momentan die beste Lösung

Khaled: Das ist zwar anstrengend, macht aber auch sehr viel Spaß. Man hat ständig andere Eindrücke. Diese vielen Reisen und Ortswechsel will ich gerade auf keinen Fall missen. Für uns gibt es zurzeit keinen Grund, sich an einen Ort zu binden.

Art Youth Society Blonde 3
Neben dem filigranen Schmuck, designt ihr seit letztem Jahr ja auch eine Kollektion aus Leder und T-Shirts.

Ays: Wir beide lieben Leder. Und da dachten wir uns, dass wir einfach mal die Sachen, die wir selber cool finden, in kleiner Auflage produzieren lassen.

Khaled: Das war eigentlich auch schon immer unser Plan mit Art Youth Society. Wir wollten uns da nie auf Schmuck festlegen. Es kann auch sein, dass wir in zwei Monaten einen Stuhl verkaufen, weil wir ihn cool finden.

Ays: Das, was bei uns alles zusammenhält, sind eigentlich immer wieder Kollaborationen mit Künstlern und anderen interessanten Leuten. Wir haben zum Beispiel auch einen Ring zusammen mit den Song Sisters gemacht. (Bloggerinnen aus LA) Oder unser Brainchild Projekt, bei dem wir mit Fotografen und Künstlern zusammenarbeiten. Wir verstehen uns eher als kreatives Kollektiv.

Ist es das Geschäftsmodel der Zukunft, sich völlig frei zu machen von einzelnen Produktwelten? In allem flexibel zu bleiben?

Khaled: Das kann ich mir gut vorstellen. Die meisten Store Konzepte gehen ja mittlerweile auch in so eine Richtung. Man verkauft mittlerweile einen ganzen Lifestyle mit allem drum und dran: Von der Kerze, über die Klamotte und den Sessel bis zum Buch. Produktionsabläufe sind dank des Internets auch viel einfacher geworden. Heute musst du ja selbst gar nicht mehr dort hinfahren, sondern schickst zum Beispiel einfach per Mail eine Zeichnung. Da gibt es mittlerweile so viele Möglichkeiten. Wieso sie nicht nutzen?

Tags from the story
,
Written By
Mehr von Turid Reinicke

Let Me Love You: Warum Millennials & die Gen Z nicht beziehungsunfähig sind

Wir sind beziehungsunfähig, sagen sie. Unsere Libido ist ein verkrüppeltes Opfer der...
Read More

1 Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.