Panama: Surfen in Santa Catalina

Als ich neulich in Panama City war, um zu checken, ob mit meiner Scheinfirma alles rund läuft, habe ich gleich die Gelegenheit genutzt und einen geschmeidigen Surf-Urlaub drangehangen. Mein Abstecher führte mich an die Pazifikküste nach Santa Catalina.

Santa Catalina ist ein Dorf. Nein, eigentlich ist es eine Straße, gesäumt von ein paar Häusern. Die führt zu einem Hafen, der eigentlich ein Strand, gesäumt von ein paar kleinen Booten, ist. Obwohl hier „La Punta“, ein empfehlenswerter Point Break rollt und sich deshalb diverse Surf Hostels und Cabanas einen Platz in der ersten Reihe gesichert haben, ist der Tourismus noch so zaghaft, dass es eine Herausforderung ist, nach 22 Uhr eine geöffnete Bar zu finden. Entschleunigen kann man an diesem Fleckchen Erde also noch ziemlich gut.

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 Surfsuit: Roxy

Arrival:
International angeflogen wird zunächst der Flughafen in Panama City (zum Beispiel ab Frankfurt von Lufthansa). Wer sich dann gegen einen Mietwagen entscheidet, dem bleibt die Fahrt mit dem öffentlichen Bus. Die Route führt vom Busbahnhof Albrook über Santiago (hier muss man manchmal umsteigen) und Soná (hier muss man immer umsteigen) nach Santa Catalina. Die Busfahrt ist ein kleines Abenteuer für sich. Die knapp 400 km werden in gemächlichen 6-7 Stunden bestritten. Was der erste Reisebus mit ohrenbetäubender Party-Mucke und einem Stopp an jeder Straßenecke vertrödelt, versucht der Minibus auf den letzten Kilometern zwischen Soná und Santa Catalina offensichtlich wieder einzuholen und wirft sich waghalsig in jede Kurve. Nach der Ankunft brauchte ich erstmal ein kaltes Bier und habe umgehend eine Lebensversicherung abgeschlossen.

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 Der Estero Beach (Ausblick aus dem Oasis Surfcamp)

Breakfast:
Frühstück gibt es in Form von Rührei oder Früchtequark schon ab 4 Dollar, inklusive Kaffee. Zum Beispiel bei Mama Ines, einem Hostel mit nettem kleinen Restaurant und einem tollen Ausblick auf die Bucht.

Chano’s Point:
Ein absolutes Must-Go, wenn man in Santa Catalina ist und Seafood mag: Chano’s Point. Hier kocht und serviert ein Ehepaar aus einer kleinen Holzhütte heraus. Es gibt keine Karte, der Chef persönlich referiert, was er täglich im Angebot hat und bereitet die Wahl dann liebevoll zu. Ich ließ mir den Hummer kredenzen. Er war ein Traum. Preislich ist dieses Restaurant für Santa-Catalina-Verhältnisse etwas gehobener. Der Hummer hat (abgerechnet nach Gewicht) 23 Dollars gekostet, die ich für diesen Gaumenschmaus sehr gerne bezahlt habe.

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Im Nationalpark Coiba wohnen viele bunte Fische. Und Haie. (Bei dem war aber unser Film leer. Kein Scherz.) 

Diving:
Wer gut tauchen kann, kann hier gut tauchen. (siehe Isla de Coiba

Echsen und Leguane:
Eigentlich hatte ich befürchtet, in Panama an jeder Ecke einer monströsen und unfassbar behaarten Riesenspinne zu begegnen. Aber hier kann ich Entwarnung geben: Während meiner Reise bin ich keinem Exemplar begegnet, nicht einmal einer kleinen Haus- und Hofspinne. Stattdessen wimmelt es hier von kleinen Geckos, die lustige Geräusche machen und die Wände entlang flitzen. Außerdem sind wir dem einen oder anderen beeindruckend großen Leguan in freier Wildbahn begegnet, was ich ziemlich cool fand. Call me the mother of dragons! 🐉  👑

Fruits:
Bananen, Mangos, Papayas: Früchte wachsen hier natürlich an jedem dritten Baum. Allerdings werden sie nicht im Supermarkt angeboten. Das hat mich irritiert und auf meine Nachfrage hin, bekam ich folgenden verschwörerischen Satz als Antwort: „Du kannst hier nicht zu den Früchten gehen, die Früchte kommen zu dir.“ Meine Ratlosigkeit wurde dadurch nicht kleiner und ich übte mich in zerknirschter Geduld.  Irgendwann kam die Erleuchtung: Obst und Gemüse werden in Panama auf fahrenden Karren vertrieben und der Umfang der Ware mittels eines Megafons verkündet. Man muss also tatsächlich schlicht und ergreifend zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.  🍊 🍋 🍌 🍉 🍇 🍈 🍑 🍍

Geld:
Cash! Ihr müsst unbedingt genug Cash mitnehmen, wenn ihr nach Santa Catalina fahrt. Der nächstgelegene ATM befindet sich in der Stadt Sonà, die ca. eine Stunde Autofahrt entfernt ist. Zur Not kann man in einem der kleinen Supermärkte im Dorf Geld abheben, bezahlt dann aber 5% drauf. Also lieber genügend Scheine im Brustbeutel verstauen oder in den Socken verstecken.

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Selbstfindung am Strand im Hibiscus Garden

Hibiscus Garden:
Diese Lodge ca. 12 km vor Santa Catalina ist eine Oase der Ruhe und Tiefenentspannung. Direkt am Meer, wo ein kleiner Fluss mit Krokodilen (Die tun nichts! Echt. – Na gut. ) mündet, hat man definitiv seine Ruhe. Wellenreiten kann man hier zwar nicht. Dafür aber Stand-Up-Paddeln, wenn die Tide es zulässt. Zum Baden gibt es auch schönere Ecken, da das Wasser sehr lange sehr niedrig und nicht besonders klar ist. Vom Hibiscus Garden aus ist aber alles gut mit dem Auto erreichbar und es werden auch Shuttles angeboten. Das Restaurant der Anlage ist zu empfehlen. In der Küche steht Sven, ein echter Sylter Jung.

Panama12View auf den Nationalpark Coiba, nachdem man den Gipfel der Hauptinsel erklommen hat

Isla de Coiba:
Ein Tagesausflug auf die Isla de Coiba lohnt sich definitiv. Das Naturschutzgebiet wird oft mit den Galapagos Inseln verglichen und bietet eine Top Kulisse zum Schnorcheln, Tauchen und Sonnenbaden. Touren mit Bootsfahrt, Schnorchel Equipment, Guide und Mittagessen werden ab 65 Dollars pro Person angeboten und meist von den Unterkünften direkt vermittelt.

Jammin:
Eine Pizzeria in Panama? Kann das gut sein? Ich war zunächst skeptisch und wurde dann eines besseren belehrt: Es kann. Das Jammin war definitiv einer meiner Favoriten in Sachen Dinner. Die Pizza ist sehr dünn und knackig, die Atmosphäre ist gemütlich und nebenan gibt es eine Eisdiele für den Nachtisch. Jackpot! 🍕🍕🍕 +🍦 🍦 = 💘

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Surftop: Roxy

Kokosnüsse:
Coconuts sind nicht nur eine sauleckere Erfrischung, sondern auch mordsgefährlich. Wem so ein Ding auf den Kopf fällt, der steht so schnell nicht mehr auf. Deswegen sind die meisten Palmen an offiziellen Stränden „kastriert“, um Touristen vor einem plötzlichen Ableben zu bewahren. Wer sich aber an unberührten Ecken herumtreibt und ein schattiges Plätzchen sucht, sollte immer erst einmal nach oben gucken, bevor er sein Handtuch ausbreitet. 🌴  🌴  🌴

Los Pibes:
Leute, ganz ehrlich, ich muss euch was erzählen: Gerald Butler ist nach Panama ausgewandert. Ich habe ihn gesehen. Er steht in einem Restaurant namens Los Pibes am Grill. Wir waren uns alle sicher: Das ist er. (Wir waren alle betrunken, okok) Abgesehen von diesem optischen Highlight kann man hier sehr gut diverse Grillspezialitäten essen.

(Rancho Cosa) Mia:
In diesem Holzhaus auf Stelzen nächtigt man auf alle Fälle in der Front Row. Die Rancho Cosa Mia kann über Airbnb gebucht werden und bietet Platz für 4 Personen. Der Ausblick über die Bucht ist unvergleichlich und man muss sich morgens nur die Frage stellen, ob man rechts vom Haus den Point Break „La Punta“ surft, oder sich zur linken Hand in die Wellen am Estero Beach wirft. 🌊🌊🌊

No suitcase:
Nehmt um Himmels Willen keinen Koffer und am besten auch keine Reisetasche zum Ziehen mit. Ich hab das für euch getestet und empfehle inbrünstig den Reiserucksack. Es gibt einfach zu viele unbefestigte Straßen und auf dem Weg zu manchen Unterkünften muss man den Strand oder sogar einen kleinen Fluss passieren…Just saying!

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6-Bett-Bungalow im Oasis Surfcamp

Oasis Surfcamp:
Dieses Surfcamp bietet bunte Häuschen direkt am Strand. Die Lage ist top, der Service ausbaufähig. Leider muss man die geliehenen Surfbretter (bei unserem Aufenthalt gab es nur Softboards) bis 17:30 Uhr zurückgeben, Sessions zum Sonnenuntergang oder früh am morgen fallen damit aus. Außerdem sind wir am letzten Tag Opfer einer Doppelbuchung geworden und waren damit von jetzt auf gleich obdachlos. Auf ein herzliches Sorry und einen kühlen Drink aufs Haus zur Beruhigung haben wir vergebens gewartet.

Papers:
…sind tatsächlich ein großes Thema in Panama. Zumindest für die angereisten Raucher, die gerne selber drehen. Sowohl Tabak, als auch Blättchen sind hier absolute Mangelware und so gut wie gar nicht zu bekommen. Also am besten noch vor Abreise oder im Duty Free eindecken!

Quatschen:
Gesprochen wird hier Spanisch und mit Englisch stößt man schnell an Grenzen. Ich habe mir im Vorfeld die App Duolingo heruntergeladen und mich streberhaft vorbereitet. So konnte ich jedem Panamaer mit einem unverbindlichen, aber freundlichen „El gato bebe leche“ (Die Katze trinkt Milch) begegnen. 👌 😎

Panama7Blick von der Rancho Estero Sonnenterrasse 

Rancho Estero:
Diese Ranch direkt oberhalb des Estero Beach war unser Favorit in Sachen Wohlfühlfaktor. Die beiden Manager Eli (aus München) und Zigor waren super herzlich und kümmern sich nachhaltig um ihre Gäste. Von der Mehrbett-Lodge bis zur Pärchen-Hütte mit eigener Küche und eigenem Bad findet sich hier für jeden das passende Angebot. Eine kleine private Treppe führt direkt runter zum Strand. Eli betreibt außerdem einen kleinen Surfshop im Dorf und Zigor bietet Unterricht im Wellenreiten an. 🏄  💕

Panama8warten auf die High Tide im Rancho Estero

Surfers Paradise:
Das Hostel Surfers Paradise ist der Spot für Sonnenuntergänge. Von der gemütlichen Gemeinschaftsterrasse mit Hängematten hat man einen unvergleichlichen Blick über die Klippen und den Point Break. Die Zimmer sind einfach, aber erfüllen ihren Zweck.

Panama15Turtles:
Schildkröten sind hier ziemlich verbreitet und wir hatten sogar das Glück, einer beim Schnorcheln zu begegnen. Was soll ich sagen, das war toll. 🙋 🐢

UVA:
Ja, liebe Kinder, eincremen nicht vergessen. Die Sonne knallt, surprise, surprise! Übrigens auch auf die Waden beim Schnorcheln. Kann man sich denken. Oder eben nicht. 👉  😁  👈

Vibes:
Der Panamaer an sich ist etwas grummelig, aber das tut der Stimmung vor Ort nur selten einen Abbruch. Als beliebter Anlaufpunkt für Surfer und Backpacker ist das Publikum in Santa Catalina jung (oder jung geblieben), entspannt und unkompliziert. Durchdrehendes Partyvolk legt sich wohl lieber unter andere Palmen. An nationalen Feiertagen kommen hier auch viele Anwohner aus Panama City zum Entspannen her.

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C’est moi. In einer fetzigen Weißwasserwelle. 

Watermelon:
Es geht nichts über einen freshen Watermelon Smoothie zum Frühstück. Den gibt es zum Beispiel bei Mama Ines. 🍉 🍉 🍉

XOXO:
Auch wenn es Motive genug gibt, Postkarten aus Panama zu verschicken, ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Nach einem Briefkasten oder gar Postamt kann man in Santa Catalina lange suchen. Dann loggt man sich eben doch lieber ins holprige Wlan ein und versendet digitale Angeberfotos an die zurückgelassenen Trauerklöße. „Ganz geil hier. Und bei euch so? xoxo“

Yellow Fever:
Es stehen einige Impfungen auf dem Plan bevor man Panama-tauglich ist. Am besten früh genug darum kümmern, weil besonders Gelbfieber nicht überall auf dem Programm steht und deswegen zuweilen die Impftermine knapp werden können. Und unbedingt mit starkem Moskito Spray eindecken, da die meisten Krankheiten hier von Mücken übertragen werden.

Zurück:
…will am Ende keiner. ☹️
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