„Free the Nipple“ ist eigentlich ein Film

„Free the Nipple“ ist mehr als nur eine Bewegung, bei der sich Frauen die Shirts nach oben reißen. Was eigentlich dahinter steckt und warum es nicht nur eingefleischte Feministen betrifft – ein Bericht.

Screenshot Trailer „Free the Nipple“ by Lina Esco

Ein Mob von betrunkenen Männern schreit auf Malle gerne „Titten raus, es ist Sommer!“ – doch wer wirklich seine beiden Möpse rausholt, begibt sich auf gefährliches Terrain, und das nicht nur im spanischen Deutschland. Ich korrigiere: seine weiblichen Möpse. Denn die Männerwelt – egal ob speckiges Doppel-D oder aufgepumptes C-Körbchen – darf sich ruhig oben rum komplett freimachen. Wenn Frauen das tun, ist es in den Augen der Gesellschaft ein Skandal und in den Augen des Staats gesetzwidrig. In Deutschland sind wir dann beim Thema „Erregung öffentlichen Ärgernisses“ oder „Belästigung der Allgemeinheit“ – das heißt, wir sprechen entweder von einer Straftat oder von einer Ordnungswidrigkeit. Soweit der Exkurs ins Gesetz.

#FreeTheNipple director @dolphindylan rocking t shirts. Support equality you can get them on www.freethenipple.com

Ein von Free The Nipple (@freethenipple) gepostetes Foto am

Genau dieses Problem geht die amerikanische Schauspielerin und Regisseurin Lina Esco schon länger an. Denn sie hat den Feature Film „Free the Nipple“ bereits 2012 gedreht und Anfang 2014 veröffentlicht, um auf die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen. Der Film spielt in New York City und basiert auf einer wahren Geschichte: Die liberale Journalistin With (gespielt von Lina selbst) und eine Gruppe von jungen Frauen protestieren gegen die Zensur der weiblichen Brust. Mit Guerrilla-Aktionen, Anwälten und Graffiti bewaffnet, kämpfen sie oberkörperfrei unter anderem am Times Square für ihre Rechte. Klingt harmlos? Ist es aber ganz und gar nicht. Denn die Aktivistinnen bekommen jede Menge Gegenwind ab und Probleme mit dem Gesetz. Auch Verhaftungen gab es.

Der Film dreht sich aber um eine andere nackte Tatsache – die noch nicht vorhandene „Gender Equality“. Denn besonders in den meisten Bundesstaaten der USA, ist es noch illegaler und krimineller, die weibliche Brust zu zeigen, als sonst wo auf der Welt. Sogar das Stillen von Babys in der Öffentlichkeit war lange Zeit kritisch und ist auch heute nicht komplett in Ordnung. Wir tun uns zwar hier zu Lande nicht so schwer mit Semi-Nacktheit, vielleicht auch, weil besonders wir Deutschen schon von Kindertagen an, an FKK gewöhnt sind, aber könnten auch nicht Oben-ohne unseres Weges gehen. Ob wir das wollen, ist eine andere Frage, Tatsache ist, wir Frauen können es nicht.

Und ja, es gibt Millionen anderer Probleme auf dieser Welt als die Nippel zu zeigen oder sie nicht zu zeigen, so sieht es auch Lina selbst, aber ihre Mission ist klar: „There are millions of other issues in this world. But for me, there are no bigger, more important issues than gender equality. My job is to continue spreading awareness, that’s what’s important to me and I’m not going to stop until I die.“ (Interview i-D magazine)

Von einem Film zu einer Bewegung

Der Film hat damals nicht die Reichweite bekommen, die sich Lina gewünscht hat. Deshalb hat sie ihre Freundin und Teilzeit-Schauspielkollegin Miley Cyrus gebeten, sie zu unterstützen. Diese teilte einen Tweet (siehe unten), der – natürlich – sofort gelöscht wurde, obwohl sie, untypischer Weise, nicht mal ihre eigene Brust in die Kamera gehalten hat, sondern ein Toy. Das war die Geburt der #FreetheNipple Bewegung mit dem Ziel die Zensur der weiblichen Brust zu beenden und den weiblichen Körper zu entkriminalisieren. Für die Gleichberechtigung. Für die Freiheit. Für mehr nackte Haut im Internet?

BLONDE_MileyCyrus

Das Projekt #FreetheNipple geht immer noch durch die Decke – jeder kennt den Hashtag. Prominente Unterstützung gab es nicht nur von Skandalnudel Miley. Auch Rita Ora und unzählige weitere Stars unterstützen oberkörperfrei, Vivienne Westwood macht T-Shirts und Taschen mit Brüsten drauf und Freundin Adwoa Aboah unterstützt #FreetheNipple zusammen mit ihrer Plattform GURLS TALK. Denn im Grunde geht es nicht um die Nippel oder darum sich freizügig zu präsentieren, sondern um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen und dem Entgegenwirken der gesellschaftlichen Doppelmoral der Frau. Deshalb wird die Bewegung nicht enden und der Hashtag – mit allem was dazu gehört – weiterleben, bis auch die letzten Dorfbewohner erreicht sind. Und das betrifft nicht nur die Feministen unter uns, sondern tatsächlich jeden.

Schaut euch den Trailer zu Free the Nipple hier an:

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