Wir haben die Rapperin Coely getroffen und mit ihr über positive Vibes, Feminismus und Musik gesprochen.
Mit zarten 19 Jahren war sie bereits Support Act für Kanye und Kendrick Lamar, mittlerweile gehört Coely auf Grund ihrer starken Bühnenpräsenz und dem unverkennbaren Mix aus Soul und Rap zu den meist gebuchten Frauen in Europa. Die „Queen of Festivals“ wird produziert von Nasta und Niz, einem belgischen Produzenten Duo, das dem Independant Label Beatville angehört. Die Rapperin wuchs in einer Kleinstadt in der Nähe von Antwerpen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder auf. Ihre teils schwierige Kindheit verarbeitete sie mit ihrer ersten Single „Ain’t chaising pavements“, die ihr den Red Bull Breakthrough of the Year Award einheimste. Sie ist die Art Mädchen, die jeder Kerl gerne zur besten Freundin hätte und die wir Frauen lieben, weil sie ungezwungen, ehrlich und ohne jede Allüren ist. Sie lebt lieber in einer grünen Kleinstadt und hat ihre Ruhe, anstatt ständig Feiern zu gehen, und dennoch hat sie die Attitüde einer jungen Wilden: verspielt, frech und immer ein breites Grinsen im Gesicht. Selbst als wir sie interviewt haben.
Du kommst direkt von der Bühne und bist noch voller Adrenalin, was?
Total. Am Anfang war ich nicht so gut drauf, doch dann habe ich einfach einen Schalter umgelegt und gedacht: „Das ist ein Festival, lass einfach alles raus“. Dann kam die Energie. Festivalbesucher wollen den Turn Up, deswegen kann man total auf der Bühne ausrasten. Die Menschen wollen springen, also bring ich sie zum Springen. Ach…die Show war geil! Und die Menschen auch. Ich liebe es, den Fans das zu geben, was sie wollen, denn sie geben mir immer etwas zurück. Sie geben mir die Liebe und positive Energie, die ich brauche. Ich liebe es zu lieben. Und ich liebe es Spaß zu haben.
Wo ist dein persönliches zu Hause?
Ich bin bei meiner Mama in Antwerpen groß geworden, jetzt lebe ich mit meinem Freund in einer belgischen Kleinstadt. Es ist ziemlich nett und ruhig und perfekt, wenn man von der Tour kommt. Dann brauche ich nämlich Ruhe. Es gibt nichts schöneres als das Fenster zu öffnen und nur die Vögel zwitschern zu hören.
Was liegt als nächstes bei dir an?
Meine Single „Don’t care“. Und Universal hat mich gerade unter Vertrag genommen. Ich bin so aufgeregt!
Coely ft. Dvtch Norris – Don’t Care (Official Video) from Shadowplay Films on Vimeo.
Wie empfindest du die Musikbranche als Frau?
Am Anfang dachte ich es wird sauschwer, aber das ist es irgendwie doch nicht. Die wenigen weiblichen Rapper, die wir haben sind alle so unterschiedlich und einzigartig auf ihre Weise. Da ist für jeden was dabei. Und wir Frauen passen in dieser Branche auf uns auf, wir gönnen uns den Erfolg, wir wissen, wie schwer es sein kann. Bei den Jungs ist das anders. Sie stehen immer in Konkurrenz zueinander. Ich bin für Einheit statt Rivalität. Ich finde wir Frauen sollten uns nicht bekämpfen.
Was machst du in deinem Leben so?
Musik. Und ich lese viel. Aktuell „Know your own forces“ und „Der Alchemist“ von Paulo Coelho. Letzteres habe ich drei Mal gelesen. Und ich liebe die Biographien von Jay-Z und Grace Jones.
Willst du mit der Musik die Welt verändern oder machst du es nur zum Spaß?
Ich mache Musik für mich selber. Ich liebe Musik. Und ich liebe es Menschen ein gutes Gefühl zu geben. Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern 🙂 Sowie ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu geben. Ich weiß noch als ich 12 Jahre alt war, da beschwerte sich meine Mama oft über mein ständiges Gesinge. Aber das hat mich gerettet. Musik war eine Flucht aus unserem Alltag – für meinen Bruder und mich. Wir hatten es oft nicht leicht. Meine Eltern ließen sich scheiden und wir waren meistens alleine, während meine Mutter versuchte uns zu ernähren. Immer wenn sie traurig war, haben wir MTV angemacht und rumgetanzt. Musik hat mir das Leben gerettet. Ich wüsste nicht, wo ich ohne sie wäre.
Wie würdest du deinen persönlichen Stil beschreiben?
Ich mag es Oldschool. Ich liebe Bandanas, lange Shirts, Sneakers, Oversize und Jeans. Alles was ich kaufe, nehme ich in L. Ich liebe es gemütlich. Second Hand ist so überteuert heutzutage. Ich freue mich darüber, ein Shirt für zwei Euro zu kaufen.
Wie wichtig ist dir Mode?
Überhaupt nicht wichtig. Mir ist es egal, was ich trage, solange ich mich wohl fühle.
Was magst du am liebsten an dir?
Meine positive Energie. Und mein Lachen. Selbst wenn ich sauer bin, lache ich immer noch. Wir Frauen haben so viele Unsicherheiten… Wenn du dann auch noch Künstlerin bist, wird es besonders schlimm. Klar, fühle ich mich manchmal fett oder hässlich, aber dann denke ich mir „Ich bin toll, so wie ich bin“. Ich versuche mich jeden Tag zu lieben, denn wie sollen es sonst andere tun?
Was ist Weiblichkeit für dich?
Freiheit. Einige von uns leben in Käfigen. Auch in selbst erschaffenen Käfigen. Nur wir selbst können entscheiden, frei zu leben. Frauen haben es jeden Tag so schwer. Wenn du einen Mann findest, der das versteht, behalte ihn bloß! Das Bild, was die Medien und besonders viele Social Media Kanäle von uns Frauen zeigen, macht mich oft sauer. Sie zwingen uns ein absolut falsches Bild auf.
Beyonce oder Rihanna?
Beide. Ich liebe ihren Stil. Sie sind beide so hot.
Tausend Dank an Coely und an das Splash! Festival für das tolle Konzert!
FOTOS: Sophie Stobbe