2016 ist bestimmt nicht das Paradebeispiel, dass wir in ein paar Jahren als „Früher war als besser“ Exempel nennen können. Nichtsdestotrotz war es lehrreich. Deshalb haben wir nach Dingen geschaut, die wir aus diesem Jahr mitnehmen.
2016 war das Jahr in dem Feminismus nicht mehr nur noch abwertend für Alice Schwarzer und EMMA stand oder die Assoziation von seltsamen Frauen mit Achselhaaren und Männerhass hervorgerufen hat – sondern tatsächlich im Mainstream als Normalität angekommen ist. Auch die Modewelt hat diesen Trend bemerkt: Labels wie Dior haben Statement T-Shirts mit der Aufschrift „We should all be Feminists“ gemacht, Monki hat „Periods are cool“ in seinem #Monkifesto propagiert und Kiran Gandhi hat uns mit „The Future is female“ aufgezeigt, worauf wir in Punkto Gleichberechtigung wirklich hinarbeiten sollten. Das Jahr hat mit den Übergriffen der Silvesternacht aus Köln begonnen, überwog in einer „Nein heißt Nein“ und „Eine Armlänge Abstand“ Auseinandersetzung und endete letztlich in einer entscheidenen Änderung: Der Vergewaltigungsparagraf wird verschärft und unser Sexualstrafrecht ändert sich, wie wir finden, positiv. Der sexistische Normalzustand (und damit ist nicht die nackte-Haut-Seite der Vier-Buchstaben-Boulevard-Presse gemeint) wird bekämpft: Von Frauen für Frauen. Zugegeben, Frauenpower ist keine neumoderne Erfindung, die wir erst in diesem Jahr entdeckt haben, aber sie steigert sich immer weiter. Und auch immer mehr Männer steigen mit ein. Dass trotzdem nicht alles mit entblößten Nippeln, Tampons und Slutwalks bitterernst endet, zeigte Giulia Becker aus dem NEO Magazin Royale Team mit einer Hymne der besonderen Art. Auch Pussy Riot schrieb eine Hommage an die Quelle der Weiblichkeit. In den Geschichtsbüchern für dieses Jahr können wir also vermerken: 2016 war das Jahr der Vagina (und offenen Tabus).
Die andauernde Flüchtlingswelle in diesem Jahr hat gezeigt, dass Fremdenhass (leider) salonfähig wurde und sich die Geister selbstverständlich daran scheiden. Trotz all des Hasses, der Vorurteile und Ängste haben sich genug Menschen mit einem hohen IQ zusammengeschlossen und immer wieder rechts orientierten Personen, Gruppierungen und hinterwäldlerischen „Angst-dass-mir-was-weggenommen-wird“-Bauern die Stirn geboten. Sie haben Anfeindungen gestrotzt und nicht nur Boateng eingeladen, ihr Nachbar zu werden. Das Gleiche fand auch im Netz statt, denn immer mehr Vollidioten haben sich ganz öffentlich bei Facebook und Co. mit rassistischen Sprüchen selbst übertroffen. Initiativen wie „Hass hilft“ haben genau diese Hasskommentare zu unfreiwilligen Spenden für Flüchtlinge gemacht und den Hatern garantiert „Das gibt aber kein Like vom Führer“. Auch abseits dieser Thematik, hat ein anderes Beispiel für Zusammenhalt bleibenden Eindruck hinterlassen: Nach Jan Böhmermanns Schmähgedicht gegen Erdogan standen Menschen hinter ihm und starteten offene Briefe oder Petitionen. Rebellion wird 2016 wieder großgeschrieben. Deshalb freuen wir uns, dass wir gegen so viel rebelliert haben: Ungerechtigkeit, Nazis, Dummheit, Sexismus, Rassismus … (to be continued).
Brexit, Trump, Brangelina – wir können nicht jede Entscheidung voraus sehen. Aber wir können versuchen aus allem das Beste zu machen. Wir müssen euch nicht mehr die Illusion nehmen, dass das Leben nunmal kein kitschiger Hollywood Streifen mit Happy End ist. 2016 hat das deutlich gezeigt. Trotzdem weigern wir uns, das Jahr mit dem „Angst“ Stempel abzuzeichnen und Panikmache zu betreiben. Auch wer nicht an die Ehe glaubt, hat trotzdem dem Leben ein Gelübde abgelegt, dass sicher auch den „in guten wie in schlechten Zeiten“ Paragraf beinhaltet. Und dazu gehören auch die schwierigen Zeiten. Wir haben viele Helden der Kindheit, große Namen und sicher auch geliebte Freunde und Angehörige überall auf der Welt verloren. Doch eigentlich wollen wir all die gebrochenen Herzen mit einem Trostpflaster ausstatten und uns an die hilfsbereiten Taten erinnern und der Sensationsgier strotzen. Also bye-bye 2016, hello 2017, tschüss Hass, hallo Liebe.