Jeder sollte seinem Bauchgefühl folgen dürfen. Wie groß oder klein dieser ist, spielt dabei wirklich keine Rolle.
Ist es tatsächlich immer noch interessant, über Pickel und Fettpolster von Stars zu sprechen? Ist es nicht eigentlich immer ein Privileg der Ramsch-Klatschmagazine gewesen, mit roten Kreisen angebliche Babybäuche zu entlarven oder hoffnungslos zu übertreiben, im Stil von „Pickelalarm! So stark lässt sie sich gehen!“, um letztlich davon zu leben, andere fertig zu machen? Ist es in unserer Welt wirklich noch angesagt, über Gewichtsklassen zu diskutieren? Werden wir der Sache nicht langsam müde? Diese Fragen stellten sich, als die Schlagzeilen über Lena Dunham groß wurden. Die GIRLS-Autorin muss aktuell ziemlich viel Kritik wegstecken, da sie – Achtung – Gewicht verloren hat. Skandalös …
Lena Dunham polarisiert. Die einen feiern sie dafür, dass sie einfach sie selbst ist und sich nicht irgendwelchen angeblichen Schönheitsnormen beugt. Die anderen beschimpfen sie als „Fette Kuh!“. Dass die Erfinderin der Erfolgsserie GIRLS bewusst anders ist, wurde auch durch ihr Buch „Not that Kind of Girl“ deutlich. Das Time Magazine wählte sie 2012 zur „Coolest Person of the Year“ und 2013 unter die 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Da sie sich stets treu blieb, egal wie groß ihr Erfolg wurde, haben sich viele Leute an ihr Übergewicht, die Tattoos und die natürliche Ausstrahlung gewöhnt. Doch jetzt muss sich Lena mit etwas ganz anderem herumschlagen: Menschen beschimpfen sie als „Heuchlerin“, die sich mit ihrem Gewichtsverlust nicht mehr Verfechterin der Body-Positive-Bewegung nennen darf. Sie wird als ein figurfixiertes Paradebeispiel der Unterhaltungsindustrie angeprangert, das Kleidergrößen diktiert und dicken Menschen die Hoffnung darauf, akzeptiert zu werden, nimmt. Dieser Vorwurf ist so absurd, dass man im ersten Moment nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Lena Dunham hat sich jahrelang mit dummen Sprüchen über ihr Äußeres herumschlagen dürfen, hat gelernt darüber zu stehen und weiß wohl am besten, wie es ist, akzeptiert zu werden. Nachdem Vorher-Nachher-Bilder und skandalös aufgebauschte Headlines über ihren „dramatischen“ Gewichtsverlust im Netz kursierten, äußerte sich Lena nun selbst dazu – in der Show von Ellen DeGeneres.
“I had this experience of my body changing and suddenly I got all of these people being like, ‚You’re a hypocrite. I thought you were body-positive. I thought you were a person who embraces bodies of all sizes‘. I do, I just understand that bodies change, we live a long time. Things happen. As a woman in Hollywood, you just can’t win.”
Bei Instagram fügt sie hinzu, dass es nichts damit zu hat, dass sie sich Hollywoods Schlankheitswahn gebeugt hat, sondern es an ihrer Krankheit liegt. Lena leidet an Endometriose. Durch Sport und eine neue Ernährung ging es ihr in erster Linie darum, mit ihrer Krankheit zurechtzukommen – dadurch verlor sie an Gewicht. Und spätestens hier sollte man sich fragen: Muss sie sich wirklich dafür rechtfertigen, warum sie abgenommen hat? Können wir nicht einfach applaudieren und ihr dazu gratulieren, dass sie sich wieder wohl fühlt – und ihre Krankheit kontrollieren möchte? Wer sind diese Menschen, die nun mit gehobenem Zeigefinger auf sie losgehen?
Fakt: Es ist Lenas Körper. Ob sie zu- oder abnimmt, ist ihre Sache und ihre Freiheit. Punkt. Akzeptanz in jeder Größe, das heißt Body Positive. Und genau deshalb ist es abartig über ihren Gewichtsverlust zu diskutieren, anstatt sich daran zu erfreuen. Hört bitte endlich auf, Lena Dunham zur Hoffnung aller Menschen mit Übergewicht zu machen, die sich deshalb nicht verändern darf, um das schwache Selbstbewusstsein anderer aufrecht zu erhalten. Denn das ist wirklich egoistisch.