Luisa Pohlmann versucht mit ihrer Kunst das Unsichtbare sichtbar zu machen. Geisteszustände, Fantasien, Träume. Eben alles, was in unseren Köpfen und Herzen vorgeht und wir meist unterbewusst wahrnehmen.
FOTO: Selbstportrait @Luisa Pohlmann
Luisa ist ursprünglich aus Aachen und vor acht Jahren nach Berlin gezogen, um Kunst zu studieren. Wie das genau aussehen sollte, wusste sie damals nicht aber ihre Kunst hat sich immer mehr zu dem entwickelt, was sie heute ist: „Meine künstlerische Arbeit erzählt von dem Unsichtbaren, was im Bewusstsein und im Unbewussten verborgen liegt: Gedanken, Emotionen, Visionen, Fantasien und Traumbilder. Die dargestellten Menschen sind im Kontakt mit ihren inneren Themen, wie Glaube, Zweifel, Lust, Wut, Trauer, Hoffnung, Liebe, Schmerz, Zerfall und Tod. Dies lässt sie zu sehr zarten, sensiblen Figuren werden, die dennoch eine persönliche Stärke ausstrahlen, da sie sich in ihrer Individualität als aktiven Teil der Gesellschaft und ihrer Umwelt erleben und ihr Inneres im Außen zeigen. Oft werden auch Tiere zu meinen Protagonisten, die stellvertretend für den Menschen und seine Seelenzustände stehen.“
Die Serie „WASCHTAG“ (2015) führt in eine Welt der Bilder, die neben der äußeren Reinigung, Prozesse der inneren Reinigung darstellt. Es sind Portraits von jungen Frauen, Öl auf Leinwand, die in verschiedenen Posen, mit mal nach innen gerichteter Aufmerksamkeit, mal in direktem Kontakt mit dem Betrachter, aber immer mit großer Intensität, agieren. Die Frauen sind ganz auf sich selbst, auf ihr Inneres gerichtet und konzentrieren sich – während sie den Betrachter dabei anschauen. Sie sind authentisch und das verleiht ihnen ihre Schönheit, aber auch ihre Stärke. Denn sie trauen sich, sich mit ihrem Innerlichen auseinanderzusetzen.
Wir haben #girlsforblonde Luisa ein paar Fragen gestellt und zeigen ihre „WASCHTAG“ Serie auf blonde.de
Was machst du?
Ich bin Künstlerin. Mit den Möglichkeiten der Malerei und Zeichnung artikuliere ich Erfahrungen und Empfindungen von Leben und Welt.
Hobby oder Welt erobern?
Welt erobern und die Magie des Lebens kosten!
Wie würdest Du deinen Malstil beschreiben?
Ich betrachte meine Bilder als Psychogramme, die eine sichtbare Verbindung zwischen inneren und äußeren Welten herstellen.
Was ist Mode für dich?
Mode ist für mich ein Ausdruck von Individualität, Zugehörigkeit und Abgrenzung. In Form von Mode drücke ich einen Teil meiner einzigartigen Persönlichkeit aus, ganz gleich, ob ich Designerklamotten trage oder einen Pullover aus dem nächsten Discounter. Durch meine Kleidung kann ich meine Wirkung auf die Außenwelt beeinflussen und mitbestimmen, wie ich gesehen werden will.
Was magst Du an dir am liebsten?
Ich mag an mir meine Lust und den Drang zu forschen! Desto tiefer ich mich auf die Suche einlasse, umso mehr erlebe ich die Welt als einen geheimnisvollen, mystischen und magischen Ort. Das ist fantastisch! Unsere Welt ist wie ein Geschenk, das man immer weiter auspacken kann und hinter jeder Schicht verbirgt sich etwas noch Größeres und Schöneres!
Definiere „Frau sein“.
Ich habe mal eine Geschichte von Niccolò Machiavelli aus dem Jahr 1531 gelesen. Eine Grafenfamilie, die im Besitz einer großen Festung ist, wird gefangen genommen und der Graf sogleich ermordet. Die Gräfin gibt den Entführern vor, sie wolle ihnen die Festung ausliefern lassen, wenn sie ihr erlauben, hineinzugehen. Ihre Kinder lasse sie als Geiseln zurück. Die Gräfin geht zurück in ihre Festung, stellt sich auf die hohen Mauern, hebt ihren Rock und zeigt ihre Vulva mit den Worten: Behaltet meine Kinder, ich habe noch, was ich brauche, um andere Kinder zu bekommen.
Das klingt erst einmal krass, aber für mich persönlich ist diese Geschichte ein Sinnbild, für eine pure Form weiblicher Kraft, die uns in aller Zartheit die Stärke gibt, geliebte Anteile von sich selbst los zu lassen, wenn das System, in dem wir uns bewegen, sich nicht mehr stimmig anfühlt. In uns liegt die Kraft der Erneuerung, die Kraft neues Leben in dieser Welt zu erschaffen.
Welche sind deine persönlichen Dämonen?
Mein persönlicher Dämon ist die Angst. Die Angst davor, nicht ausreichend Geld zu haben, die Angst vor Krankheit, die Angst davor nicht liebenswert zu sein, die Angst davor, ein sinnfreies Leben zu führen. Doch allein schon der Ausdruck „Ich habe Angst davor“ zeigt mir, wo ich den Dämon platziert habe: da-vor. Ich stelle die Angst VOR das, was wirklich jetzt und gerade ist. Mein Dämon existiert nur in meiner Vorstellung, und ich kann frei entscheiden, ob ich ihn vor mein direktes Erleben stelle oder nicht.
Welche Projekte stehen an?
Zurzeit bereite ich mich auf meine kommende Gruppenausstellung „GOLDTRAIN“ Anfang September vor, die von meine Kunstmutter Lena Braun initiiert wurde. Die Ausstellung wird von Künstlerinnen aus Berlin und Polen bespielt und beschäftigt sich mit der Existenz und mit der Suche nach einem Zug, der der Geschichte nach, von den Nazis am Ende des Krieges mit Gold beladen irgendwo (vielleicht in Waldenburg in Polen) versteckt wurde. Ein spannendes und mysteriöses Thema, das durch den weiblichen Blick beleuchtet und ausgedrückt wird.
Was ist deine Botschaft an die Frauen da draußen?
Pflegt die Liebesbeziehung zu euch selbst. LOVE MORE.
Rihanna oder Beyoncé?
Nina Simone!
Hier geht es zu Luisas „WASCHTAG“ Serie:
Nächste Ausstellung: GOLDTRAIN // 02.9.-23.09.2016 // K-Salon, Bergmannstraße 54, Berlin.
Mehr unter luisa-pohlmann.com
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