Wie viel Frau steckt in jedem von uns? Musikerin Kiran Gandhi spricht im Interview mit dem Paper Magazine über „Free bleeding“, dreidimensionale Menschen und warum die Zukunft weiblich ist.
Schon wieder so eine Feministin, die nur mit gehobenen Zeigefinger umherläuft? Überhaupt nicht. Kiran Gandhi aka. „Madame Gandhi“ kombiniert Brain mit Power und nutzt das, um die Welt ein bisschen zu verbessern, Grenzen aufzubrechen und auch mal auf den Tisch – bzw. die Trommel – zu hauen. Denn die indische Amerikanerin, verwurzelt in Los Angeles, ist Drummerin und war zuletzt mit M.I.A. auf Tour. Und auch ihr Bildungshintergrund ist interessant: Sie hat einen Doppelmaster in Mathematik und Politikwissenschaften und einen Bachelor in Frauenforschung. Zusammen mit ihrer Leidenschaft für Musik wurde sie Interscope Records allererste digitale Musik-Analystin und berät unter anderem Firmen wie Spotify. Was sie sonst noch macht? Zum Beispiel einen 26-Meilen Marathon ohne Tampon laufen.
Zuletzt bekam Kiran Gandhi viel Aufmerksamkeit, als sie ein Jahr lang für den London Marathon trainierte und dann ihre Periode bekam. Sie lief einfach so bequem wie möglich los – ohne Tampon und mit Blut, das ihre Beine hinunter lief. Im Interview mit Paper Magazine spricht sie offen über das kontroverse Thema: „I think you see that in championing the period stigma movement and combating period stigma. That has been one of the most amazing ways to bridge these barriers within feminism and within a united cause to create equality for women.“ Es geht hier gar nicht darum ohne Tampon rumzulaufen. Das „Free bleeding movement“ bedeutet, dass man sich als Frau nicht dafür schämen muss eine Frau zu sein – und dazu gehört auch die Periode.
Schon als Kind hat sich Kiran Gandhi immer eher mit Aladdin als mit Jasmin identifiziert – und das nicht weil er ein Junge ist, sondern weil seine Figur stärker dargestellt wurde. Später wurden ihre Vorbilder Frauen wie M.I.A. oder Beyoncé: „(Her album) Lemonade is the definition of what I call ‚3D Femininity‘, which is experiences of love and life and sex and being powerful and a boss.“ Laut Kiran sind wir alle dreidimensionale Wesen, die superhart und fabelhaft zugleich zu sein können, die an manchen Tagen ihre Lover vermissen und sensibel sind und es einfach genießen sollten die Schönheit des gesamtes Spektrums der Emotionen zu erfahren. Denn auch das bedeutet ein Stückchen Freiheit.
Wie viel Frau steckt eigentlich in jedem von uns? Genetisch gesehen sind Männer mit einem X-Chromosome immerhin zu 50% weiblich. Aber Kiran sieht eine große Herausforderung darin dass sie das zulassen können: Die verwundbare, die weibliche Seite die nicht immer gegen jemanden kämpfen möchte, sondern sich auch verletzlich zeigen kann und es nicht immer heißen sollte: Don’t be such a pussy. “The Future is Female means that no longer will female qualities be subordinated to male qualities. I believe that everybody possess male and female energy and I think that we each have a unique combination of male and female energy which is why we’re having this amazing genderqueer and trans movement coming to life.'“
In der hinduistischen Mythologie – in der die halb Inderin verwurzelt ist – sind Frauen oft schöpferische Göttinnen und Männer zerstörerische Götter. Kiran findet, wir brauchen von beidem etwas. Einen guten Mix aus weiblichen und männlichen Eigenschaften. Nur so funktioniert Gleichstellung. Der Kampf heißt nicht: Male versus Female. Für die Zukunft plant sie dass mit ihrer Musik zu erreichen. Hört selbst rein:
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Fotos via madamegandhi.com
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