Zu Safe Sex gehören immer Zwei? Naja, Männer sind zumindest beim Thema Verhütung nicht gleichberechtigt – das ist faktisch Frauensache. Oder nicht?
Die drei V’s dominieren das Sexleben jeder Frau – denn jede stolze Besitzerin einer Vagina, trägt Verantwortung und muss sich um Verhütung kümmern. Dem setze ich natürlich voraus, dass die meisten Frauen nicht zwingend Lust haben im circa neunmonatigen Rhythmus Kinder zu werfen. Und auch wenn wir immer nach Gleichberechtigung schreien, ist es Tatsache, dass Frauen bei diesem Thema wenigstens die imaginären Hosen anhaben. Für Männer gibt es nämlich genau zwei Optionen: Kondom oder Vasektomie. Für uns Frauen gibt es alle möglichen Formen zum Überstülpen, Einsetzen, Aufkleben, Spritzen oder Schlucken. Warum das so ist? Naja, rein logisch gesehen: Ist es wohl effektiver ein Ei pro Monat aufzuhalten oder Millionen von Spermien?
Doch worauf sollen wir verhütungstechnisch vertrauen? Das beliebteste Mittel ist die Anti-Baby-Pille – die 1960 aus den USA frisch zu uns rüber kam und genauso eine sexuelle Revolution war, wie Jahre später die Entstehung der blauen Pillen für die Dauerlatte. Klein zusammengepresst und kompakt verpackt sind die täglichen Hormone der Pille für viele Frauen unverzichtbar geworden. Wir erinnern uns alle daran, als wir meist am Anfang unserer Pubertät, nervös beim Frauenarzt saßen und uns die Pille verschrieben ließen „Falls wir irgendwann mal einen Freund haben“ oder „Um die Tage in den Griff zu bekommen“. Und mit dem Traum, dass davon die Brüste größer werden oder die Teenager-Akne verschwindet – und natürlich dass wir nicht mehr von einem roten Fleck im Schritt überrascht werden. Doch nun, einige Jahre später, ist der Trend ein anderer geworden. Spektakuläre Headlines wie „Das passiert, wenn du die Pille absetzt“ verunsichern uns. Nebenwirkungen: Depressionen, Libidoverlust, Thrombose. – Schnappatmung, bitte: Welche Pille habe ich? Welche wurde gerade mal wieder zurückgerufen? Komm Schatz, wir packen wieder die Kondome aus. Ein Hexenwerk der Pharmaindustrie oder gesellschaftliche Panikmache? Die Nebenwirkungen hängen von der jeweiligen Pille und ihrer Zusammensetzung ab – diese sind übrigens kein Geheimnis, sondern schwarz auf weiß in eurer Packungsbeilage dokumentiert. Sicherlich hat man nicht schon nach der ersten Einnahme Beschwerden, deshalb sollte man Jahre später ein Langzeit-Fazit ziehen und sein synthetisches Hormon-Präparat hinterfragen: Was sind die häufigen Nebenwirkungen meiner Pille? Habe ich etwas bemerkt? Denn Fakt ist: Nicht immer tritt sofort der Härtefall ein. Thrombose und Schlaganfälle kommen vor, treffen aber nicht jede von uns. Das ist ein bisschen so, wie wenn man banale Kopfschmerzen googlet und am Ende bei der Selbst-Diagnose Krebs landet. Das Internet und seine Foren-Doktoren haben schließlich nicht alle Medizin studiert.
Neben der Anti-Baby-Pille setzt auch der Großteil der anderen Verhütungsmöglichkeiten auf Hormone. Alternativen gibt es, wie beispielsweise die Kupferspirale oder Kette, für die man übrigens nicht mehr zwingend mindestens drei Kinder geboren haben muss. Es gibt auch kleinere Modelle, die sich an kleinere Gebärmuttern anpassen. Zum Sitz, Schutz und der Verträglichkeit dieses Verhütungsmittels gibt es auch wieder allerlei Mythen. Laut dem Pearl-Index (ein Maß dass den Schutz von Verhütungsmitteln einstuft) schneidet sie aber gut ab. Doch die Frage bleibt: Kann man hormonelle Nebenwirkungen überhaupt verhindern? Sagen wir es so: Vom Kiffen kann man auch nicht verhindern high zu werden – um das Ganze einmal zu vergleichen. Der Eisprung entsteht im Gehirn und deshalb müssen die Hormone auch dort hin geleitet werden – in unser Zentrum. Eine geringere Dosierung eurer Pille bedeutet nicht automatisch dass es „gesünder“ ist, denn die Hormone die ihr einnehmt, sind synthetisch und sollen euren Körper austricksen. Ein Eingriff in diese Balance ist immer mit dem Risiko verbunden, dass ihr euren Körper ins Ungleichgewicht bringt. Sollten wir nicht dann die Verantwortung auf die männliche Bevölkerung abwälzen? Naja, in der Forschung gibt es dazu verschiedene Ansätze. Die letzte Studie war der Test einer Hormon-Spritze, die allerdings auch beim männlichen Geschlecht für verschiedene Nebenwirkungen gesorgt hat und eingestellt wurde. „Männer sind zu weinerlich“, so machten sich Medien darüber lustig – doch auch wenn es ähnliche Nebenwirkungen gab, wie sie Frauen bereits kennen, so kam doch heraus, dass diese Side Effects durchaus stärker waren, als vergleichbare Tests mit unserer Pille. Und genauso wie es beim Sex gilt, gilt es auch in der Forschung: Safety first. Deshalb warten wir lieber noch auf einen sichereren Ansatz und müssen nicht sofort die Verantwortung auf unseren Freund abwälzen. Am Besten fordern wir noch so abstruse Sachen wie, dass Männer doch bitte jetzt auch die Kinder bekommen sollen – weil wir keine Lust mehr haben Frau zu sein.
Es gibt übrigens noch ein anderes Verhütungsmittel, dass beliebt ist und sogar auf Plakatwänden und in Kampagnen angepriesen wird. Kondome – die euch übrigens nicht nur vor Spermien schützen, sondern auch davor, mit einer Geschlechtskrankheit beglückt zu werden. Gerade bei One-Night-Stands ein unverzichtbares Accessoire. Und letztendlich ist der Gummiüberzug in den bunten Farben wohl doch wieder Männersache.