Toro y Moi: Der Smooth Operator

Das Rad kann man nicht neu erfinden? Einfach mal Chaz Bundick fragen. Seit 2010 ködert uns der Allrounder aus South Carolina unter dem Namen Toro y Moi mit immer neuen smoothen Ohrenschmeichlern und kommt jetzt mit Funk und Surf Rock um die Ecke. Während uns die jüngste Entwicklung ganz wuschig macht, bleibt der Amerikaner cool wie eh und je …

Wir bekommen Chaz Bundick alias Toro y Moi an die Strippe, kurz bevor er im Berliner „Lido“ auf die Bühne muss, um sein neues Album „What For?“ vorzustellen. Nicht der beste Moment für ein konzentriertes Gespräch. Doch während andere an der Stelle bereits Fingernägel knabbernd im Backstage-Bereich lungern und nervös an ihrem Pils nuckeln würden, hat der 28-Jährige die Ruhe weg. Ob ihn irgendwas aus der Fassung bringen kann? Pause. Nachdenken. Jede Menge Fragezeichen am Ende der Leitung. Und dann eine Feststellung, die uns so gar nicht wundert: „Ich bin tatsächlich ein ziemlich entspannter Typ. Wegen meines zunehmenden Arbeitspensums habe ich lernen müssen, mit zunehmendem Stress umzugehen. Hat geklappt.“ Und wie.

Nicht nur auf persönlicher Ebene, auch in seiner Musik hat Chaz, mitverantwortlich für die Chillwave-Bewegung 2010/2011, den Laid-back-Modus für sich gepachtet. Nicht zu verwechseln mit dem Faulpelzdasein. Denn wenn es darum geht, völlig neue Klangwelten zu schaffen, mit Referenzen aus der gesamten Musikgeschichte zu jonglieren und sich von heute auf morgen komplett neu zu erfinden, dann ist er als Toro y Moi ganz vorne mit dabei. Nachdem er sich zuletzt superheldenmäßig aufmachte, den Pop neu zu erfinden, wollen wir wissen, was dieses Mal sein Auftrag war. Der Sound-Frickler kann da nur bescheiden lachen. Schließlich sagt er so schüchtern wie sympathisch: „Das ist charmant von euch, aber so hoch hätte ich nie gegriffen. Mein Ziel ist es einfach nur, gute Musik zu machen. Ich will die Leute bei beiden Ohren packen.“ Der rote Faden sei dabei immer diese Frage: „Was kann ich ausprobieren, das ich bisher noch nicht erkundet habe?“

Angst, irgendwann alle Ideen verpulvert zu haben, hat Chaz keine. Das würde in seinem Kosmos der Tiefenentspanntheit ja auch gar keinen Sinn ergeben. „Wenn ich diese Sorge hätte, würde ich wahrscheinlich verrückt werden“, sagt er. „Ich vertraue offenbar ziemlich in meinen kreativen Kopf.“ Den füttert er zur Inspiration kontinuierlich mit Musik, während der Arbeit an seinem neuen Album zum Beispiel mit „Number 1 Record“ von Big Star. Oder mit Caribou. Hört man. Abgegeben wird die Kontrolle unter Kopfhörern – wenn die Power straight aus dem kreativen Brain in die Schuhsohlen geht. „Ich liebe Daft Punks ,Discovery’. Bei diesem Album drehe ich den Sound auf und habe meine Füße nicht mehr unter Kontrolle.“

Danke, Chaz, sagen wir an dieser Stelle. Ganz ähnlich geht’s uns nämlich mit deinem „What For?“, das mit jeder Menge Sunshine zwischen den Beats die Gehörgänge erleuchtet. Chill in and chill out. Das schreiben wir uns als Spickzettel auf die Handgelenke.

Instagram: @toroymoi

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