Brow-Talk

Augenbrauen sind der Bart der Frau. Doch was sagen sie eigentlich wirklich über uns aus und warum sind wir so besessen davon, alles in Form zu halten?

Frida Kahlo trägt die Monobraue, Cara Delevigne mag es buschig, die Girls, die an der Haltestelle abhängen, haben einen Eddingstrich über den Augen und die Beauty Labels propagieren den perfekten Bogen. Doch was sagen diese paar Härchen, die eigentlich nur dazu da sind, unsere Augen vor Dreck und Feuchtigkeit zu schützen, über uns aus? Schon als Kinder haben wir unseren Kritzeleien die richtigen Gesichtsausdrücke verpasst, dank passender Augenbrauen. Rund stand für Fröhlichkeit, eckig für Skepsis und fast senkrechte Striche für das Böse. Auch heute diskutieren wir über diesen kleinen behaarten Teil in unserem Gesicht und sind ständig auf der Suche nach der perfekten Form, der perfekten Dichte und der perfekten Länge. Die Brauen sind für Frauen das, was der Bart für den Mann ist. Nur, dass wir uns unsere Haare ausreißen und (im besten Fall) nicht rasieren. Meist endet es ja doch nur mit einem bösen Unfall …

Scrollt man durch Instagram, stellt man fest, dass mehr anscheinend mehr ist. Natürlich buschig ist selten. Stattdessen werden Gel und Puder benutzt, um sich komplett neue Bögen über den Augen zu kreieren. Und das gilt auch für die Jungs: statt zu saufen wie Papa, wird jetzt gezupft wie bei Mama. Unsere von Gier besessene Generation dürstet nach Perfektion. All-Natural? Dafür schauen wir uns zwei Stunden Tutorials auf YouTube an und brauchen mindestens 10 Produkte. Mit einem Bild von einer der Kardashian-Schwestern an der Wand, modellieren wir fleißig was das Zeug hält. Wir legen uns alle eine Schablone auf und klatschen uns die gleichen Produkte ins Gesicht – um am Ende genauso aussehen wie jeder x-beliebige Beautylover. Aus der Reihe tanzen, ist so 70er-Punk. Doch egal wie dick oder dünn eure Augenbrauen sind – sie spiegeln das wider, was wir uns wirklich fragen sollten: Was ist das Schönheitsideal unserer Zeit?

Es dreht sich alles um die Form – das ist, was gewünscht ist. Wir wollen gar nicht individuell sein, sondern eigentlich aussehen wie jede, die wir auf Pinterest oder Instagram finden. Wir wollen so aussehen wie unsere selbst auserkorenen Modeidole. Wir wollen uns von Kopf bis Fuß definieren und die komplette Kontrolle haben. Wehe es steht etwas ab, wackelt oder entwickelt ein Eigenleben. Seitdem wir das Gefühl haben, die Nachrichten überschlagen sich regelmäßig, ist unser Aussehen anscheinend das einzige, was wir noch völlig beeinflussen können. Denn wenigstens das gibt uns Sicherheit.

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