Unsere Vorstellung eines idealen Körpers schwankt nicht erst, seitdem Kim Kardashian auf der Bildfläche erschienen ist. So auch in der Mode: Während Nike die erste Plus-Size Kollektion herausbringt, versteht man bei Zara immer noch nichts von Kurven.
Fülle war im alten Griechenland ein Zeichen von Wohlstand. Ein runder Bauch, großer Busen und breite Hüften standen zur Zeit der Renaissance für Gebärfreudigkeit und auch kurz vor Beginn des 20. Jahrhunderts waren Kurven noch angesagt. Allerdings bestand man auf eine schmale Taille – deshalb schnürten sich unsere Vorfahren in Korsetts. Ab den 30ern prägen Frauen wie Marylin Monroe oder Doris Day unser Schönheitsideal und präsentieren die Sanduhr-Figur. Danach schwankt es stark. Erst wollen Frauen so dürr sein wie Twiggy, dann doch wieder etwas weiblicher à la Claudia Schiffer und Cindy Crawford und in den 90ern ist Kate Moss‘ „Heroin Chic“ angesagt. Heute befinden wir uns irgendwo zwischen dem Kardashian-Clan und Size-Zero Models.
Der kurze geschichtliche Exkurs zeigt, dass wir schon seit längerem nicht wissen was wir wollen. Und nicht nur wir wissen es nicht – auch die Labels tun sich schwer. Was wollen Frauen denn gerade? Einen aufgespritzten Po und eine Wespentaille? Einen durch Pizza angefütterten Bauch? Große Brüste? Kleine Brüste? Dicke Models in der Werbung oder spindeldürre auf dem Laufsteg? Wir sehen Kampagnen mit fülligen Models und schreien „Hurra, Diversity!“, dann wiederum schauen wir auf die Laufstege und können eigentlich nur Ashley Graham erspähen. Das Sportlabel Nike hat gerade erst seine erste Plus Size Kollektion herausgebracht und in einem Statement den Grund dafür verdeutlicht:
„Nike recognizes that women are stronger, bolder and more outspoken than ever. In today’s world, sport is no longer something that she does, it’s who she is. The days where we have to add ‚female‘ before ‚athlete‘ are over. She is an athlete, period. And having helped fuel this cultural shift, we celebrate these athletes‘ diversity, from ethnicity to body shape.“
Genauso wie wir nicht aufgrund unserer Hautfarbe und unserer Kultur verurteilt werden wollen, wollen wir es auch nicht aufgrund unserer Körperform, heißt: Genauso wie nicht alle Polen Diebe sind, sind auch nicht alle dickeren Menschen faul, machen „eh nie“ Sport oder haben die Kontrolle über ihr Leben verloren. Gleiches gilt nun auch für Menschen, die zusätzlich noch Jogginghosen tragen. Die Plus-Size Kollektion von Nike zeigt, dass Sport kein Privileg dünner Körper ist und sich nun ein großes Label auch dafür öffnet, funktionale Kleidung allen Leuten jenseits von Größe 46 anzubieten. Und zwar nicht, damit sie abnehmen können, sondern um sie nicht weiter auszugrenzen. Bei Zara ist Größe XL und höher immer noch ein Mysterium. Die Marke veröffentlichte jüngst ein werbendes Bild in ihrem Store, bei der sie Mädchen mit einem niedrigen BMI abbildeten und das Ganze mit „Love your curves“ betitelten. Der Shitstorm rund um das Thema Bodyshaming kam zurecht – denn diese Botschaft zeigt dann doch, dass alles jenseits dieser Körpergrößen für Marken wie das spanische Label nicht mehr benennbar ist. Kurvig ist heute einfach ein netteres Synonym für „dick“. Und das sollten wir allen Leuten lassen, die nicht unserem angeblichen Schönheitsideal entsprechen.
Schlussendlich sollten wir aufhören uns über Körper zu definieren. Und Übergrößen nicht mehr als „Plus-Size“ Kollektionen gesondert abzugrenzen. Die Teile mit XXL im Schildchen sollten bei den XS Sachen in einer Reihe hängen und Schnitte sollten in verschiedenen Größen auf verschiedene Körperformen angepasst werden. Schließlich präsentiert auch kein Label eine „Untergewichtig“ Kollektion. Egal ob dick oder dünn – Körper haben verschiedene Rundungen, Fettpolster oder Breiten und die Kurvendiskussion sollte genau bei der Erkenntnis enden.
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So many true words about how the fashion world tries shape the womens body. Women shouldn’t be afraid about how they look and that they can’t find pretty clothes in their size. Every body is beutiful in his own way !!!