Julia Cumming: Rock'n'Roll & Saint Laurent

Es gibt Mädchen, die wollen im Teenageralter Frontfrau einer Rock’n’Roll-Band werden. Und es gibt Mädchen, die wollen in jungen Jahren Model werden. Julia Cumming ist beides: Sie ist die Sängerin und Bassistin ihrer Band Sunflower Bean und das Gesicht der Frühjahrskampagne 2015 von Saint Laurent.

Dass Hedi Slimane, seines Zeichens Creative Director des französischen Traditionshauses Saint Laurent und seit jeher (Punk)Rock-Fanboy, sich für das Ex-Mitglied der Teenie-Über-Band Supercute! als Testimonial entscheidet, wundert nicht. Schließlich gliedert sich die 19-jährige New Yorkerin mit ihrem blondierten Messy Bob und den nachlässig schwarz umrandeten Augen perfekt in die saint-laurentsche Musikerriege à la Kim Gordon oder Marilyn Manson ein. Sie ist das hyperauthentische Abziehbild des von Slimane propagierten Rock’n’Roll-Stils, den weniger coole Menschen sich kaufen, um ihrem soliden Leben mit rockiger Kleidung und Accessoires zumindest ein bisschen Verruchtheit einzuhauchen.

So betrachtet ist Saint Laurent eigentlich ein Abziehbild von Cumming. Denn die braucht keine Style Icons. Es scheint vielmehr, als sei die Studentin der klassischen Musik bereits mit dem Händchen für perfekte Vintage-Stücke geboren. Besucht man eins der Sunflower-Bean-Konzerte, wird man schnell von Julia Cummings angenehm quietschiger Rockröhre – die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „neo-psychedelic for the digital age“ – in den Bann gezogen.

Sie interagiert inmitten ihrer Bandkollegen Jacob Faber und Nick Kivlen zwar null mit dem Publikum, hat aber augenscheinlich irre Bock auf das, was sie da macht. Es muss ja auch nicht immer gequatscht werden. Was zählt, ist der ultimative Moshpit. Und den heizt Julia Cumming an diesem Abend in einem dunkelblauen Samtkleid mit Blumendruck, das bis zum Boden reicht, und derben Boots an. Vermutlich gefunden in irgendeinem Thrift Shop in L.A. Am Ende des Konzerts ist klar: Julia Cumming lebt den Saint-Laurent-Stil – ohne Saint Laurent zu tragen.