Wie Burton Co-Gründerin es geschafft hat, dass in ihrem Unternehmen Frauen und Männer gleichberechtigt sind.
Fotos: Winnie Au
BLONDE: Was genau steckt hinter der „Women’s Professional Association“ von Burton?
Donna Carpenter: Als wir Burton in den frühen 1980ern gegründet haben, waren Frauen genauso wie Männer Teil des Unternehmens und der Burton-Community, auf gleichwertiger Ebene. Als wir in den 80ern, 90ern und frühen 2000ern dann sehr schnell gewachsen sind, haben wir uns auf traditionell männerdominierte Sportarten konzentriert – Skaten, Surfen, Ski-Fahren. Irgendwann, das war so vor 13 Jahren, haben mein Mann und ich uns umgesehen und gemerkt, dass von 30 Führungspositionen im Unternehmen nur zwei von Frauen besetzt waren. Wir wussten: Das ist ein Problem. Um innovativ bleiben zu können und auch attraktiv als Arbeitgeber, brauchten wir mehr Vielfalt und mehr Frauen.
Es begann innerhalb des Unternehmens?
Ja und mir war klar, dass, was innerhalb des Unternehmens passiert, auch beeinflusst, was außerhalb passiert. Anders gesagt: Es ist sehr schwierig für Unternehmen, weibliche Kunden zu gewinnen und die weibliche Zielgruppe richtig anzusprechen, wenn nicht auch Frauen im Unternehmen die strategischen Entscheidungen treffen.
Wie verlief die Gründung der „Women’s Professional Association“?
Ich habe damit angefangen, viele Mitarbeiter aus dem Unternehmen danach zu befragen, welche Herausforderungen und welche Chancen sie bei Burton sehen. Ich habe eine Arbeitsgruppe geschaffen, die eigentlich nur für drei Monate bestehen sollte, aber nun schon seit 13 Jahren Bestand hat. Nämlich die „Women’s Leadership Initiative“.
Vor 13 Jahren hatten wir noch keine Role Models bei Burton, die vorgelebt haben, dass eine Balance zwischen Familie und Karriere möglich ist.
Was war die Aufgabe der Initiative?
Zunächst ging es um Schwangerschaft, Mutterschutz und den Wiedereinstieg nach dem Mutterschutz oder der Elternzeit. Vor 13 Jahren hatten wir noch keine Role Models bei Burton, die vorgelebt haben, dass eine Balance zwischen Familie und Karriere möglich ist. Das andere große Thema war Mentoring. In einer männerdominierten Firma ist es für Frauen schwierig, sich ihre eigenen Mentoren zu suchen. Also haben wir ein Mentorenprogramm speziell für Frauen ins Leben gerufen. Und das war so erfolgreich, dass es jetzt ein fester Teil unserer Unternehmenskultur ist und Männer ebenso wie Frauen teilnehmen. Das alles war harte Arbeit, aber es funktioniert. Wir haben heute fast 45% weibliche Führungskräfte und vor 13 Jahren waren es noch unter 10%. Und das betrifft alle Bereiche.
Wir haben heute fast 45% weibliche Führungskräfte.
Warum brauchen Frauen mehr Unterstützung in der Berufswelt?
Ich denke, häufig hängt es damit zusammen, dass Frauen sich selbst und ihre Fähigkeiten unterschätzen, während Männer das tendenziell überschätzen (lacht). Das ist jetzt sehr verallgemeinert, aber ich habe es schon oft so erlebt. Außerdem ist es gar nicht so leicht, sich als Frau durchzusetzen, wenn man in einem männerdominierten Umfeld arbeitet.
Erleben wir da gerade einen Wandel?
Auf jeden Fall! Die US-Wahl in diesem Jahr war erschütternd für jeden, der sich für Gender Equality einsetzt. Aber sie hat Menschen auch wach gerüttelt. Unsere Regierung wird uns ins Sachen Vielfalt und Geschlechtergleichheit nicht weiter bringen, das steht leider fest. Ich sehe das so, dass Unternehmen aufstehen und für diese Themen einstehen müssen – dasselbe gilt für den Klimawandel. Unternehmen müssen sagen: Wir wollen nicht zurückgehen, wir wollen uns weiter entwickeln! Subtiler Sexismus ist schwer zu bekämpfen, aber wenn er so offensichtlich ist wie in unserer Regierung – ich meine, wer führt unser Land an? Alte, weiße Männer! – dann können Unternehmen wirklich leicht dagegen vorgehen.
Die US-Wahl in diesem Jahr war erschütternd für jeden, der sich für Gender Equality einsetzt. Aber sie hat Menschen auch wach gerüttelt.
Was genau müssen Unternehmen ändern?
Sie müssen erkennen, dass Vielfalt und Geschlechtergleichheit ein Unternehmen stärker machen. Es ist bewiesen, dass Unternehmen erfolgreicher, innovativer und agiler sind, wenn die Männer/Frauen-Quote ausgeglichen ist und das Unternehmen Vielfalt lebt. Wenn sich ein Unternehmen nach den Bedürfnissen von Frauen richtet, hilft es damit auch den Männern. Wir haben die Bedingungen für Eltern allgemein stark verbessert, auch für die Väter. Gleichheit hilft allen weiter.
Welche Bedingungen sind das zum Beispiel?
Eine besser bezahlte Elternzeit, Coaching- und Mentoring-Programme für Frauen, Frauen mit Potential erkennen und diese unbedingt fördern. Ich setze mich einmal im Jahr mit dem gesamten Senior-Team zusammen und wir besprechen alle weibliche Führungskräfte und was wir tun können, um sie zu fördern.
Welche Frau ist ein tolles Role Model?
Ich finde unser globales Team sehr inspirierend. Die Snowboarderin Kelly Clark, zum Beispiel, ist eine echt starke Frau und ein tolles Vorbild.
Was hast Du persönlich im Laufe Deiner Karriere gelernt?
Die schlimmsten Dinge, die passieren, können sich oft als die besten herausstellen. Aus einer Krise, die man bewältigen muss, entstehen häufig großartige Dinge. Ein Beispiel: Sehr früh in meiner Karriere, das war in den 80ern, wuchsen wir sehr schnell und ich war Chief Financial Officer. Unsere Bank sagte irgendwann, dass sie uns kein Geld mehr leihen würde – nicht wegen uns, sondern wegen einer Bankenkrise in den USA. Ich musste also durchs Unternehmen laufen und den Mitarbeitern sagen: Bitte löst euren Gehaltsscheck nicht ein bis ich es sage. Das war das Schlimmste, das ich mir vorstellen konnte. Manche unserer Mitarbeiter waren sehr auf das Geld angewiesen. Aber was ich daraus lernte, war, dass Burton wirklich eine Familie ist. Alle Mitarbeiter hielten zu uns. Und zehn Tage später hatten wir eine neue Finanzierung gefunden.
Und ein anderer Tipp! Der betrifft das Privatleben: Finde einen Partner, der dich immer unterstützt, der ein Cheerleader ist und der glaubt, dass du alles schaffen kannst.
Das sind weise Worte. Vielen Dank für das Interview, Donna!