„Guys we fucked“: Comedy-Selbsthilfe zum Anhören

Vorlieben, Fetische, Exfreunde, tragische, heartbreaking und soul-crushing Stories: Der Podcast „Guys we fucked“ kennt keine Tabus und ist mehr als nur Dirty Talk.

Foto: Instagram via @sorryaboutlastnight

Man hat im ersten Moment das Gefühl, man steht an der Tür und hört einer Gruppe Girls zu, die sich bei einer (oder mehreren) Flaschen Wein über ihre Männer- und Sexgeschichten austauschen. Doch dann wird es auch mal deeper. Der Anti Slut-Shaming Podcast „Guys we fucked“ von den Amerikanerinnen Krystyna Hutchinson und Corinne Fisher lässt einen zwischen „Wait, what?„, „Hahaha“ und „True!“ schwanken. Was eigentlich dahinter steckt und warum es nicht „Guys who fucked us“ heißt, erzählen beide im Interview mit VOGUE.

Wie kommt man auf die Idee so ein polarisierendes Projekt zu starten? Eigentlich hat Krystyna ein Praktikum bei Saturday Night Live gemacht und wurde ermutigt Stand-Up Comedy zu machen. Darüber hat sie Corinne Fisher kennengelernt. Irgendwann nachdem Krystyna von einem Typ abserviert wurde, schrieb sie Corinne, sie sollten einen Podcast machen, in dem sie die Kerle interviewen, mit denen sie Sex hatten. Und das taten sie tatsächlich. Im Dezember 2013 ging „Guys we fucked“ online und wurde schnell bei iTunes unter die Top10 Comedy Podcasts gewählt. Krystyna und Corinne fragten ihre Exfreunde, warum es eigentlich nicht geklappt hat und redeten offen über Liebe und Sex. Doch die beiden Girls erzählten nicht nur ihre eigenen Geschichten, sondern lasen auch Emails von Zuhörern vor und luden Gäste ein. Mit dabei war sogar Model Amber Rose. Corinne erklärt wie der Titel zu Stande kam: „You have different levels of relationships there, but the one thing in common is that we fucked all of those people. And that right there is the second half – we fucked them, they didn’t fuck us. Titles are key.“ Und das Konzept funktioniert. Von anfänglichen teils witzigen, teils komischen Bettgeschichten kamen die beiden schnell zu einer Wendung. Denn anders als erwartet, hörten ihnen nicht nur Frauen in ihrem Alter zu. „As the podcast progressed, we wanted to learn more about other people’s lives and dive into darker topics, like rape and pedophilia, because those are things society seems too scared to talk about“, erzählt Krystyna im VOGUE Interview. Die beiden schneiden Themen an wie Abtreibungen, Pädophilie, Vergewaltigungen. Themen, an die sich sonst keiner so richtig traut. Sie wollen einfach, dass offen über Sex geredet werden kann – mit allem was dazu gehört. Ob gut oder schlecht.


Statt nur Geschichten zu erzählen, wurden die beiden Girls zu einer Anlaufstelle für andere, denen sie Ratschläge geben. „I’ve read the funniest stories and the most tragic, heartbreaking, soul-crushing experiences from men and women all over the world. (…) We try to put ourselves in their shoes and answer from that place. I’ve heard (…) the only thing that qualifies you to give advice is if someone asks for it“, Krystyna. Und oft brauchen die Leute gar keine Antwort, sie wollen einfach nur gehört werden. Denn wie der Name schon verrät, geben die beiden nichts auf „Anti Slut-Shaming“, was soviel bedeutet wie, dass man sich als Frau nicht mit dem „Schlampenstempel“ abgeben muss, nur weil man ein erfülltes Sexleben hat. Die Gespräche in ihrem Podcast und auch die Mails, die sie bekommen, basieren auf Vertrauen. Doch Corinne sieht noch einen weiteren Vorteil: „The real win here was women helping women, and women getting shit done by using teamwork and power in numbers that the law was unable to, or refused to, at first, handle.“ Vergewaltigungen, Fetische, düstere und amüsante Geschichten – die Gesellschaft bricht mit den Jahren immer mehr auf und kommt vielleicht immer mehr dahin, solche Tabu-Themen offener und respektvoller anzugehen. Doch nicht jeder sieht das so. Krystyna und Corinne bekommen für „Guys we fucked“ auch ziemlich viel Gegenwind – nicht zuletzt von den eigenen Boyfriends, die sich erst damit anfreunden mussten. Doch die beiden ziehen trotzdem nur Positives aus ihrem Projekt und haben gelernt, ehrlicher zu sich selbst zu sein und auch andere Menschen dazu zu ermutigen.

Humor bleibt trotz allem das wichtigste Werkzeug der beiden Girls, weil es für sie der beste Weg ist, eine Botschaft rüber zu bringen. Und die heißt: Talking sex ist keine Blamage und kann oft die Augen öffnen. Bei Soundcloud und iTunes könnt ihr den Podcast for free hören. Mehr von den beiden findet ihr auch auf ihrem Blog „Sorry about last night“.

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