Der Schweizer Fotograf Sim Ouch dokumentiert die wilden Partynächte von Lausanne. Und die schönsten Frauen der Stadt.
Sim Ouch ist Mitte dreißig und in Lausanne geboren und aufgewachsen. Er und seine Freunde gehören zu den wenigen Menschen, die nicht nach Berlin ausgewandert sind. Sie sind diejenigen, die die Kleinstadt so aussehen lassen, als ob sie die Anlaufstelle für wilde Nächte sei. Das Leben in der „kleinen Großstadt“, wie Sim sie gerne beschreibt, dokumentiert er auf seiner Seite SNFFNGLU. Sein Leben besteht allerdings nicht aus Arbeiten, Spaziergängen entlang des Lac Léman und Portraits vor den romantischen Schweizer Kulissen, sondern hauptsächlich aus Partys, Girls und Pflanzen im Topf. Wenn man nämlich nur die Wahl hat zwischen überteuerten Drinks in einer Lounge-Bar oder dem Rave auf David-Guetta-Musik in einem Mainstream Club, dann wird man nicht nur in der Liebe, sondern auch im Nachtleben erfinderisch: „Die Stadtverwaltung versucht das Party-Phänomen durch strengere Kontrollen und Polizeieinsätze zu regulieren. Die großen Clubs überleben, die Underground Szene leidet darunter. Es beruhigt die Wähler aber wir werden weiterhin Häuser besetzten, wilde Partys veranstalten und unseren Weg gehen, trotz der nett gemeinten, politischen Entscheidungen und Einschränkungen des Staates.“
ÜBER FOTOGRAFIE:
„Ich knipse ein Moment, diese Momentaufnahme wird für eine Weile vergessen und taucht wieder auf, wie eine Erinnerung, wenn die Bilder entwickelt werden. Meine Fotografie ist launisch. Digitale Fotografie ermöglicht dem Fotografen den Prozess des Fotografierens unter Kontrolle zu haben. Da ist Analog Fotografie anders, das Schicksal spielt auch eine Rolle und der Prozess zwischen dem Abdrücken und der Entwicklung wird davon beeinflusst“ sagt Sim. Er steht auf den ästhetischen Look von Analog Fotografie. Er benutzt ausschließlich sogenannte „point and shoots“ Kameras. Es klingt wie eine kleine Waffe, ist es auch. Mit einer Olympus MJU, einer Yashica T5 der eine Contax T2 entstehen seine Schnappschüsse. Es fing schon an, als Sim ein kleines Kind war. Er wollte seine Abenteuer dokumentieren und hat die Bilder von seinen Freunden und Freundinnen in ein Fotoalbum geklebt. Als er älter wurde, blieb Sim dabei. Die Freunde sind teils die gleichen, die Freundinnen auch. Nur dass man jetzt ihre Körperteile mehr sieht als ihre Gesichter. Die Girls reiten auf Männern, springen aus Fenstern, liegen auf Tanzflächen, fahren mit Motorrädern und (Sims Lieblingsmotiv:) zeigen ihre Brüste.
ÜBER FRAUEN:
Sim ist ein Feminist. Er hat eine Freundin, die er schon länger kennt, eine Tochter, die sechs Monate alt ist und er ist der Meinung, dass Frauen und Männer die gleichen Rechte haben sollten und sowas, wie Alltagsexismus, gar nicht existieren sollte. Er benutzt lieber den Begriff „Egalitarismus“ statt Feminismus. Traurig findet er, dass er manchmal Anfragen von Männern bekommt, die ihn fragen, wie viel er den Frauen zahlen würde, damit sie auf seinen Bildern ihre Brüste zeigen. Das ist weit weg von seinem eigentlichen Ziel: er fotografiert Freundinnen, Bekannte. Die Bilder entstehen immer durch eine subtile Mischung aus Party, Rausch, Euphorie, Vertrauen, einer urteilsfreien Atmosphäre, Freundlichkeit und vor allem Respekt! Die Frauen lassen sich immer freiwillig abblitzen und er zeigt selten ihre Gesichter. Sie wissen alle, wie er arbeitet und lassen sich von ihm gerne fotografieren. Er schafft es, sie genau so abzublitzen, wie sie sich gerne zeigen würden aber nicht trauen: „Sexy, (un)verwundbar, nackt, frech ein bisschen trashig aber so echt.“ 🙂
ÜBER SEINE BILDER:
Es fällt Sim schwer, seine Bilder zu beschreiben. Diese entstehen nämlich immer spontan und erzählen, wenn, dann Kurzgeschichten. Momente. Wir haben ein paar herausgesucht, die er versucht zu beschreiben:
„Dieses Bild gehört zu einer Serie, die ich mal für die Designerin Lucille Clotilde Mosimann gemacht habe. Die Kollektion hieß „Cheveux au vent, Faussement madame„, übersetzt „Haare im Wind, getarnte Dame„. Ich mache solche Jobs eigentlich nicht, aber wir haben drei Tage geshooted, sind mit einem Moped durch die Gegend gefahren, haben in einer Hütte geschlafen, den lokalen Pastis getrunken und all das versucht in Bilder zu übersetzen.“
Das Ergebnis ist hier zu sehen: www.lucilleclotildemosimann.com
„Das ist meine Freundin, da ist sie im fünften oder sechsten Monat Schwanger. Wir wollten jeden Monat das gleiche Motiv shooten, damit wir sehen können wie der Bauch wächst… Aus irgendeinem Grund haben wir aber nur dieses Bild gemacht!“
„Das war eine After-Party in der Küche eines besetzten Hauses in Lausanne. Es gibt dann manchmal so Situationen, wo auf einmal alle oben ohne oder nackt sind. Es ist aber nie sexuell. Wir können mittlerweile selbst nicht mehr erklären, warum es passiert…“
„Noch eine Afterparty in einer Küche. Diesmal stehe ich vor der Kamera und so wie ich aussehe, fühle ich mich auch. Trotz der schönen Kette, die mir die Fotografin für das Bild ausgeliehen hat: Ich lass mich ungern fotografieren.“
Was dieses Jahr anders wird?
Er wird versuchen, weiterhin so viele coole Partys wie möglich zu dokumentieren aber an erster Stelle will er ein super Vater werden und seiner Tochter beibringen, keine Angst vor unserer Welt zu haben.
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