Mit ihrer Kombination aus Dekaden-Nostalgie und Futurismus formt Charlotte Rutherford die Ästhetik der Gegenwart, auch ganz aktuell: Für die Powerbeats Pro Kampagne von Beats by Dre hat sie Pop-Shootingstar Ashnikko in ihre leuchtenden Fantasiewelt gebracht. Im Interview erzählt die Regisseurin und Fotografin von Synästhesie, Erinnerungen in Farben und warum es nur hilfreich ist, wenn Künstler*innen Grenzen setzen.
Man nehme ein lang ersehntes Album- oder Magazincover, eine gefeierte Mode-Kampagne oder ein vor übernatürlichen Requisiten strotzendes Musikvideo: Vermutlich zeigt es einen aufstrebenden Superstar, fokussiert den neuesten Indie-Darling oder lässt etablierte Größen der Popkultur wortwörtlich in neuem Licht erstrahlen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Charlotte Rutherford hinter all diesen Visuals steckt, ist ziemlich hoch. Die L.A.-based Fotografin und Regisseurin ist jemand, deren Arbeiten man früher vermutlich das Attribut „hatte sie alle” verpasst hätte, und das alles vor ihrem 30. Geburtstag. Eine abgehobene Überfliegerin ist Charlie deswegen aber längst nicht. Spaß und Ironie prägen die Fotografin und Regisseurin, das zeigen nicht nur ironische Insta-Posts, sondern auch ihre Antworten im Gespräch mit BLONDE. Und vielleicht hat genau diese Lockerheit ihr Kollabos von Grimes bis Paris Hilton verschafft, Jobs von Rihannas Fenty-Kampagnen bis reihenweise Magazincover – und die neueste Kampagne für Beats by Dre, für die Charlotte mit Pop-Shootingstar Ashnikko zusammengearbeitet hat.
Von Celebrity-Kollabos zur Zusammenarbeit mit Fans
Die Kampagne besteht aus Visuals passend zu den vier neuen Farben der beliebten In-Ear Kopfhörer Powerbeats Pro: Charlie inszeniert Ashnikko als futuristischen Teletubby in Eisblau, als Latex-Chili-Teufel in Lavarot, als futuristische Biene in Sonnengelb oder als Cyberkönigin in Cloud Pink. Es bleibt aber längst nicht bei Charlies typisch futuristischen Fotos. Teil der Kampagne ist auch ein Musikvideo zum Ashnikko-Song „Daisy” in Kooperation mit TikTok. Dafür fordern Beats by Dre, Ashnikko und Charlotte Fans über #BeatsDaisyChallenge auf, Submissions und Videos einzureichen, von denen es die besten schließlich ins finale Musikvideo schaffen. Nach prominenten Subjekten gewinnt auch Charlotte mit den Fans ein ganz neues Team an Kollaborateur*innen. Wie sie eine solche Zusammenarbeit empfindet und warum sie sich beim Shooting mit Promis wiederum gerne Grenzen setzen lässt, verrät Charlotte uns hier im Interview.
Von Hyper-Biene bis pink Cybergöttin: Aus Charlottes Fotos wurde das neue Kampagnenmaterial für die Powerbeats Pro In-Ear Kopfhörer. Die digitale Coverstory dazu lest ihr hier bei NYLON Germany.Hey Charlotte, wie hast du die letzten Monate verbracht? Ich hab‘ die Bilder von deiner Hochzeit gesehen, herzlichen Glückwunsch!
Danke! Ja, ich hab geheiratet, und zwar meinen absoluten Traumtypen! Abgesehen davon habe ich ehrlich gesagt viel zu viel Reality-TV geschaut. Ich habe versucht, neue Arbeitstechniken zu lernen, vieles nachgelesen und insgesamt daran gearbeitet, eine ausgewogenere Person zu werden, schätze ich?
Wie kreativ fühlst du dich denn derzeit?
Jetzt gerade bin ich total kreativ und gleichzeitig verkümmert. Dadurch, dass ich all diese Zeit zum Nachdenken hatte, habe ich gemerkt, dass meine Prioritäten vielleicht andere waren, als ich dachte. Das ist für mich schwierig zu akzeptieren, diese Erkenntnis hat mich wirklich getroffen. Ich versuche also, alle kreativen Ideen aufzuschreiben, sodass sie halbwegs Form annehmen und ich auf sie zurückkommen kann, wenn ein passendes Projekt ansteht.
„Wenn ich einen Sound höre, habe ich Formen, Bilder und Texturen im Kopf aber es gibt bei mir keine nachhaltigen Überschneidungen zwischen Sounds und Farben. Ich arbeite meistens mit random Assoziationen, die mir in den Sinn kommen, und verfolge dann die Kette an Ideen, die sich daraus ergibt.”
Kannst du ein wenig beschreiben, wie die Zusammenarbeit mit Beats by Dre für die Kampagne verlief?
Beats by Dre wollte Visuals schaffen, die erkunden, wie Menschen sich durch Farben ausdrücken. Davon ausgehend hab‘ ich meine Idee vorgestellt: Grob gesagt eine Art Self-Care-Video mit Augenzwinkern. Wir haben die vier Farben mit Self-Care-Mantras verbunden: Blau ist die Balance, Gelb ist die positive Einstellung, Pink ist Verbundenheit und Rot ist quasi der Genuss. Das klingt sehr abstrakt, aber dadurch haben wir eine Art Rahmen oder Skizzen geschaffen, die alle ihren eigenen Zweck erfüllen.
Welche Musik und Sounds habt ihr beim Shooting gehört?
Das Shooting verlief ehrlich gesagt ziemlich steril, weil nur eine sehr kleine Crew am Set und alle Abteilung sehr weit weg voneinander verteilt waren. Ein Teil des Produktions- und Beats-Teams konnte sogar nur per Video-Call teilnehmen, also konnten wir nicht wirklich Musik hören – aber es lief natürlich der BANGER „Daisy” von Ashnikko!
Farben gehören klar zu den definierenden Elementen deiner Arbeit und dieser Kampagne. Du arbeitest außerdem viel mit Musik-Künstler*innen zusammen. Wie siehst du die Beziehung von Sound und Farbe? Man spricht ja öfter davon, dass sich Sounds wie Farben anhören oder dass man mit Tönen Bilder malen kann.
Ich weiß, dass viele Menschen von ihren Erfahrungen mit dieser Synästhesie erzählen und bin SO neidisch, dass ich solche Erfahrungen noch nie gemacht habe! Wenn ich einen Sound höre, habe ich sicherlich Formen, Bilder und Texturen im Kopf, aber es gibt bei mir keine nachhaltigen Überschneidungen zwischen gewissen Sounds und Farben. Ich arbeite meistens mit random Assoziationen, die mir in den Sinn kommen, und verfolge dann die Kette an Ideen, die sich daraus ergibt.
Für mich sind Grenzen tatsächlich die größte Hilfe in Sachen Kreativität. Wenn ein*e Künstler*in ein klares Bild im Kopf hat oder etwas Bestimmtes porträtieren möchte, ist das super, weil man wie besessen an genau diesen Elementen arbeiten kann.
Viele der Künstler*innen, mit denen du zusammengearbeitet hast, haben selbst eine sehr starke visuelle Sprache – eine, die du durch deine Arbeit ja auch formst (zum Beispiel das Albumcover zu „Pop 2” von Charli XCX, die „Froot”-Albumkampagne von MARINA oder deine Arbeit für Caroline Polachek). Wie bringst du deinen eigenen Input mit den gleichermaßen starken Ideen dieser Künstler*innen zusammen?
Für mich sind Grenzen tatsächlich die größte Hilfe in Sachen Kreativität. Wenn ein*e Künstler*in ein klares Bild im Kopf hat oder etwas Bestimmtes porträtieren möchte, ist das super, weil man wie besessen an genau diesen Elementen arbeiten kann. Ich liebe es, mit Künstler*innen zusammenzuarbeiten, die eine klare Vorstellung haben und trotzdem respektieren, wie ich diese umsetzen möchte. So ein Verständnis von Vertrauen und Respekt schafft für mich das beste Ergebnis!
Für die digitale Coverstory bei NYLON Germany habe ich auch mit Ashnikko über eure Zusammenarbeit gesprochen. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorher schon gut kanntet, aber hat euch beim Shooting etwas Bestimmtes verbunden?
Ich finde Ashnikko super inspirierend. Ich mag ihren Sinn für Humor und wie sie innerhalb von Sekunden mit cleveren und coolen Ideen um die Ecke kommen kann. Das Shooting war merkwürdig in dem Sinne, dass wir alle aus der Quarantäne kamen – es gab also im Vorfeld statt Meetings nur Video-Calls und die fühlen sich komischerweise gleichzeitig persönlich und unpersönlich an. Beim tatsächlichen Shooting waren wir dann aber total fokussiert: Wir mussten so viel innerhalb eines Tages geschafft bekommen, dass ich den ganzen Tag im Roboter-Modus war. Aber ich habe es gelieeeebt, Zeit mit Ashnikko zu verbringen!
„Es gibt so viele talentierte Menschen. Ich finde es cool, die Haltung abzuschaffen, dass Künstler*innen nur ein besonderer Club seien. Der Fokus liegt damit mehr darauf, dass Kreation etwas ist, was absolut alle schaffen können!”
Lass uns ein kleines Assoziations-Spiel spielen. Die Powerbeats Pro gibt es in vier neuen Colorways – kannst du mir die ersten Erinnerungen nennen, die dir bei den verschiedenen Farben in den Sinn kommen? Eisblau, Sonnengelb, Lavarot und Cloud Pink.
Eisblau erinnert mich daran, wie meine Mutter mit einem babyblauen Staubtuch die Fenster wischt, haha.
Sonnengelb erinnert mich daran, wie ich als kleines Kind an meinem Geburtstag meine Augen schließe und erkenne, dass man durch seine Augenlider Farben sehen kann, wenn die Sonne scheint.
Bei Cloud Pink denke ich an Baby-Joghurt in meiner Lunchbox.
Lavarot erinnert mich an eine Folge aus der ersten Staffel von „Pokémon“, die hieß „Panik im Vulkan“!
Du hast auch beim Musikvideo zum Song „Daisy” Regie geführt, das die Kampagne begleitet. In diesem Musikvideo schließt ihr Submissions und Videos von Fans über TikTok ein. Was denkst du über die Entwicklung, in der sich Kunst „demokratisiert” und Follower, Fans und Künstler*innen einbezogen werden, die vielleicht sonst nicht repräsentiert würden?
Ich liebe es. Im 21. Jahrhundert denken wir nicht wirklich darüber nach, wie unsere Arbeit angesehen werden soll, weil es dafür mittlerweile so viele verschiedene Wege gibt. Wenn also dieses Element wegfällt, tauchen neue Fragen auf: Soll dieser Stuff nur angesehen werden oder soll er stimulieren? Soll er sich zur Interaktion entwickeln, die vorher nur aus einzelnen Zuschauer*innen bestand? Es gibt so viele talentierte Menschen – ich finde es also cool, die Haltung abzuschaffen, dass Künstler*innen nur ein besonderer Club seien. Der Fokus liegt damit mehr darauf, dass Kreation etwas ist, was absolut alle schaffen können!
Für deine Arbeiten verwendest du oft digitale Transformationen, Animation, übernatürliche Requisiten und so weiter. Braucht es diese Elemente, um deinen lebhaften Foto-Stil auf ein „neues” oder „futuristisches” Level zu heben?
Oft sind die Requisiten und Dinge, die ich verwende, selbst gar nicht besonders futuristisch. Einmal ins Set eingebaut, bekommen sie aber oft diese neue Wirkung. Ich mag die Idee, einem Bild mit albernen Mitteln einen wertvollen oder teuren Touch zu geben. Bizarre computergenerierte Artworks und Requisiten machen außerdem einfach unglaublich viel Spaß.
Die Powerbeats Pro In-Ear Kopfhörer von Beats by Dre gibt’s für ca. 250€ in den von Ashnikko präsentierten Farben Cloud Pink, Sonnengelb, Eisblau und Lavarot ab jetzt im Handel. Mit allen Farben lassen sich ca. 9 Stunden Musik hören, in Kombination mit Ladecase sogar mehr als 24 Stunden. Beide Ohrhörer verfügen über Lautstärke und Track-Regler, der spezielle H1-Chip erlaubt ein schnelles Pairing, das Wechseln zwischen iCloud-Geräten und die Freisprech-Funktion „Hey, Siri!”. Alle Kopfhörer liefern außerdem erstklassige Soundqualität und verfügen über verstellbare Ohrbügel und vier verschiedene Größen der Ohrstöpsel für optimalen Komfort.
Fotos Ashnikko: Charlotte Rutherford
Styling & Kostümdesign: Brett Alan Nelson
Hair: 1.800.Chanel
Nails: Eichi Matsunaga
Hair-Assistenz: Stephanie George
3D-Design: Felix Geen
Produktion: Creative Blood Agency
In Kooperation mit Beats by Dre.