Was macht „Changemaker” aus, wann verändern wir die Welt? Große Worte, viel dahinter: Wir sprechen mit Sara Nuru über soziales Engagement als Geschäftsfrau, ihre Zusammenarbeit mit TOMS und warum es eine klare Mission braucht, um die Welt zu verändern.
Wie können wir in dieser Welt wirklich etwas verändern? Stopp, jetzt nicht nicht gleich die Augen verdrehen! Bevor wir solch einer Frage mit Unmöglichkeit trotzen, sollten wir lieber wenigstens im Kleinen anfangen. Das sagt zumindest Sara Nuru, Model, Unternehmerin und Gründerin der FairTrade-Kaffee-Marke nuruCoffee. Für Sara sind vor allem Vorbilder wichtig – solche, die uns Mut machen, die eigene Motivation für einen guten Zweck einzusetzen. Und genau so ein Vorbild kann die 29-Jährige nun selbst sein: Die für soziales Engagement bekannte Schuhmarke TOMS hat sich mit Sara zusammengetan und sie mit der Organisation Ashoka zu einer von drei Changemakern ernannt.
Würde, Zusammenhalt, Entwicklung: Wie wir gemeinsam Veränderung schaffen können
Im Rahmen der „Stand For Tomorrow” Kampagne tut sich TOMS mit Machern zusammen, die durch ihr aktives Handeln für Forschritt kämpfen. Als Repräsentanten hat die Brand drei so genannte „Changemaker” ernannt, die für individuelle Bereiche des Fortschritts stehen und zu denen Sara neben Ella Grace Denton und Joshua Coombes gehört. Das Programm basiert auf drei Grundpfeilern und will sich weltweit für Würde, Zusammenhalt und Entwicklung einsetzen. Hauptgebiete der Unterstützung sind der Kampf gegen Obdachlosigkeit und für soziale Integration, die Bestärkung von Frauen und die Förderung von Social Entrepreneurship und nachhaltigem Unternehmertum. Die Marke schreibt Sarah ihre Vorbildfunktion vor allem durch deren geschäftliches Engagement zu: Mit der von ihr gegründeten FairTrade-Kaffeemarke nuruCoffee unterstützt Sara durch Mikrokredite Frauen in Äthiopien. Mit welchen Challenges sie selbst junge Frauen in der Geschäftswelt noch konfrontiert sieht und wie soziales Engagement wirklich Veränderung schaffen kann, hat uns Sara im Interview beim Stand-For-Tomorrow-Event in Amsterdam verraten.
„Changemaker“ scheint ein ganz schönes Buzzword zu sein – welche drei Eigenschaften muss so jemand für dich mitbringen?
Eine Mission. Man sollte außerdem eine Art VordenkerIn sein. Jemand, der einen Schritt vorausgeht und sich nicht scheut, etwas zu wagen. Ein Changemaker ist für mich jemand, „der nicht gemütlich ist“. Ich meine damit, dass der- oder diejenige aktiv für seine oder ihre Überzeugungen einsteht.
Erfüllst du all das selbst? Was hast du schon verändern können?
Ich finde es immer schwierig, sich selbst mit solchen Begriffen zu definieren – aber da TOMS mich für die Position ausgewählt hat, muss da ja was dran sein. Die Transformation vom klassischen Model zur Unternehmerin hat mich schon viel Mut und Überwindung gekostet. Mit nuruCoffee, meinem Social Business, unterstützen wir Frauenprojekte und importieren fair gehandelten Kaffee. Gleichzeitig schaffen wir Bewusstsein für diese Themen – und ich hoffe, dass Menschen durch dieses Projekt auch in mir eine Changemakerin sehen.
Jeden Tag die Welt zu verändern, ist nicht immer einfach. Hast du dich auch mal zu schwach dafür gefühlt oder einfach keine Lust gehabt?
Im daily Business versuche ich eher kleine Dinge zu bewegen. Das motiviert mich, am Ball zu bleiben. Ich gehe nicht jeden Tag ins Büro und denke mir: „Heute verändere ich die Welt“. Das ist eine Überlebensstrategie! Sonst würden wir jeden Tag das Handtuch werfen – schließlich ist das eine große Verantwortung, der wir uns da annehmen. Ich finde es hilfreich, Marken wie TOMS zu sehen, die uns vorleben, dass sich soziale Unterstützung und Gewinn nicht ausschließen müssen: Man kann Umsatz generieren und schöne Dinge produzieren, aber gleichzeitig Gutes tun.
Inwiefern siehst du Marken in der Verantwortlichkeit, Kooperationen wie die mit dir, Josh und Ella umzusetzen – besonders im Vergleich zu anderen Collabs mit Influencern, die vielleicht als oberflächlicher angesehen werden?
Grundsätzlich gehen Marken natürlich gerade in diese Richtung, aber es gibt wenige, die es von vornherein in der DNA haben. Bei TOMS ist das aber der Fall, es ist kein Social-Responsibility-Trend, auf den die Marke aufspringt und sich damit „finetunet”. Solches Engagement wird aber immer wichtiger, denn Konsumenten haben den Anspruch, dass eine Marke nachhaltig und sozialbewusst handelt.
Mit der Gründung von nuruCoffee und der Bereitstellung von Mikrokrediten für Frauen in Äthiopien hast du schon aus erster Hand Erfahrungen als Geschäftsfrau gemacht. Welche Challenges siehst du gerade für junge Frauen in der Geschäftswelt, um überhaupt Changemakerin werden zu können?
Ein Business auf die Beine zu stellen, ist grundsätzlich erst einmal nicht leicht – egal ob Frau oder nicht. Man braucht Willen, Ausdauer und die Motivation, am Ball zu bleiben. Natürlich haben Frauen es immer noch schwieriger, weil sie in erster Linie unterschätzt werden, immer wieder. Ich glaube nur zwei Prozent aller Venture Capitals (Risiko- oder Wagniskapitale, Anm. d. Red.) gehen an Frauen. Eine Idee zu haben ist eine Sache, aber wenn man kein Geld hat, ist es wirklich schwierig. Aus diesem Grund glaube ich an Netzwerke und Role Models. Ich schweife jetzt leicht ab, aber: Ich finde es gut, wenn Frauen Sichtbarkeit bekommen. Wir Frauen neigen nach wie vor noch dazu, tief zu stapeln und bloß nicht zu auffällig oder ehrgeizig zu sein, denn dann ist man ja angeblich direkt zu verbissen. Wir suchen zu selten die Bühne – es sind noch immer gern Männer, die an den Podien dieser Welt stehen. Ich halte es für wichtig, dass Frauen nach vorne gehen und zeigen: Wir sind da.
Sind das Rückschlüsse, die du aus deinen eigenen Projekten und Challenges ziehst?
Auch. In meinem Fall ist es eher so, dass Menschen gern die schöne Frau in mir sehen, anstatt der Unternehmerin. Wir stecken Menschen eben gern in Schubladen. Ich merke schon, dass ich häufig unterschätzt werde – allerdings ist mir das lieber, als wenn mich jemand überschätzt. Ich überrasche gerne. Trotzdem merke ich, dass mir manchmal weibliche Vorbilder gefehlt haben. Ich möchte da auch als Beispiel vorangehen, um zu zeigen: Ich hab’s geschafft, ich hab’s gewagt, finde aber auch, dass es nur mit Unterstützung geht. Deshalb bin ich so froh, dass TOMS und Ashoka zusammen eine Plattform schaffen, sodass man sich gegenseitig fördern kann. Auch ich muss üben, nach vorne zu kommen und Sichtbarkeit zeigen. Wenn ich damit schon eine Frau erreiche, ist das mehr als keine. Vielleicht ist genau das der Schritt, ein Changemaker zu sein.
Welchen Rat gibst du jungen Menschen, die sich für einen guten Zweck einsetzen möchten, aber nicht wissen, wo sie starten sollen?
Ich glaube, man muss sich mit sich selbst auseinandersetzen und fragen: Was interessiert mich eigentlich? Ist es Nachhaltigkeit in der Mode? Ist es Umweltschutz? Man steht nur dann wirklich hinter einer Sache, wenn man dafür brennt und sich dafür interessiert. Es gibt Plattformen wie Better Place oder Musik Bewegt, auf denen verschiedene Organisationen vorgestellt werden, sodass man sich mit ihnen auseinandersetzen kann. Man fragt sich ja im Vorfeld: Wie kann ich herausfinden, welche Organisation meinen Vorstellungen entspricht? Dafür muss man sich aber Zeit nehmen. Außerdem gibt es ein sogenanntes DZI-Siegel, mit dem man die Organisation prüfen kann. Wenn man sich ernsthaft mit diesen Themen auseinandersetzt findet man auch etwas, das zu einem passt.
Dieses Interview ist im Rahmen einer Einladung von TOMS zur Pressereise zum „Stand For Tomorrow”-Event in Amsterdam entstanden.