Wir haben die Sängerin Kehlani getroffen und ihr ein paar Fragen über absolute Lieblingslieder, persönliche Dämonen und ihr Leben als Sängerin gestellt.
INTERVIEW: Alexandra Krull
FOTOS: Sophie Stobbe
„I have to be strong. Not for myself, but for a greater purpose. Because I feel like my duty is far beyond me. You know. Beyond saving my family, it’s for the world. Because somebody out there really need to hear this. So … To anybody that isn’t here to see how far I’ve gone, or how far I have yet to go. To family members that didn’t make it or friends I lost along the way. Or maybe someone I gave my heart to, and didn’t know what to do with it. You should be here.“
Intro – You should be here (2015)
Die junge Frau aus Oakland, California, hat bis jetzt viel für ihre Karriere als Sängerin gekämpft. Kehlani ist mit ihrer Tante aufgewachsen, da ihr Vater starb als sie noch ein Kind war und ihre Mutter immer wieder im Gefängnis landete. Ihre Tante hatte einen sehr guten Musikgeschmack und hörte die Alben der R&B Queens Lauryn Hill, Jill Scott und Erikah Badu in Dauerschleife. Das führte dazu, dass Kehlani schon sehr früh wusste, dass sie Musik machen möchte. Mit vierzehn Jahren wurde sie als Mitglied der Band Poplyfe rekrutiert, verließ diese aber nach zwei Jahren, nachdem die Jury von America’s Got Talent zu ihr sagte, sie bräuchte keine Band, um eine Karriere zu starten. Nach einer langen Pause, die sie ohne Geld, ohne Zuhause und ohne Musik überbrückte, wurde sie vom damaligen Juror von America’s Got Talent, Nick Cannon, kontaktiert. Diesmal sollte sie Teil einer neuen Rap-Gruppe sein. Sie probierte es nochmal. Auch diesmal funktionierte es nicht. Ein paar Monate später lud sie ihren ersten eigenen Track auf Soundcloud hoch: Antisummerlov. Daraufhin wurde sie nochmals von Cannon kontaktiert, der ihr diesmal die Möglichkeit bot, die eigene Musik in einem Studio aufzunehmen. Zwei Jahre vergingen und Kehlani brachte 2015 ihr erstes Album, „You should be here“ raus, das von Billboard als „the year’s first great R&B album“ gekürt wurde. Kurz danach folgte ihr erstes Burn-Out: Die Sängerin kam mit dem Ruhm und dem Druck der sozialen Medien nicht klar und versuchte Selbstmord zu begehen. Aber die 20-Jährige hat überlebt und endlich den Platz gefunden, den sie sich verdient hat. Denn Kehlani ist eine Powerfrau. Ein Aufstehweibchen. Und das schon immer.
Wir haben Kehlani beim SPLASH Festival getroffen und ihr ein paar #girlsforblonde Fragen gestellt!
Hobby oder Welt erobern?
Ehhhhm … Ich hatte früher richtig große „Ich-möchte-die-Welt-verändern“-Träume. Aber jetzt gehe ich damit ein bisschen realistischer um. Ich versuche das zu ändern, was ich ändern kann. Weißt du, was ich meine? Ich versuche einen Einfluss auf die Dinge zu haben, die mich umgeben und die ich verbessern kann. In Gemeinschaften zum Beispiel oder im Bezug auf Frauen oder Minderheiten oder people of color. Menschen, die eben oft keine Stimme haben – oder keine Möglichkeit haben, gehört zu werden. Dafür setze ich mich gerne ein … Also glaube ich, die Antwort ist definitiv mehr Welt erobern als Hobby. Ich will die Welt verändern! Aber mehr, indem ich Anderen eine Möglichkeit biete, gehört zu werden.
Findest du, dass Frauen es speziell im Musikbusiness schwer haben oder auch im Allgemeinen?
Ich glaube, Frauen haben es immer noch überall schwer. Ich habe Situationen mitbekommen, in denen es bei einem Mann ganz anders gelaufen wäre … Ich kann es immer noch nicht glauben, dass wir im Jahr 2016 diesen Kampf immer noch kämpfen müssen. Dass wir als Frauen immer noch nicht ernst genommen werden. „Nein“ heißt „Nein“! Es ist manchmal zu viel für mich … es macht mich traurig und sauer.
War Musik immer schon Teil deines Lebens?
Irgendwie schon. Musik war schon immer ein großer Teil meines Lebens. Ich meine, ich habe als Tänzerin angefangen und als dieser Plan nicht funktioniert hat, habe ich mich weiter bewegt und angefangen Musik zu machen.
Was ist dein liebstes Liebeslied?
Ich denke, das ist „Just Friends“ von Musiq Soulchild, das ich auch auf meinem Album gesampled habe. Und auch „Where I Wanna Be“ von Donnell Jones. So nice!
Wie würdest Du deinen Stil beschreiben?
Mein persönlicher Stil ist einfach bequem. Ich habe viele Tattoos, deshalb versuche ich es schlicht zu halten. Ich kann ein verrückt gemustertes T-Shirt tragen, weil meine Haut auch viele Muster hat – es kann nicht zu verrückt werden. Es ist, als ob du ein Muster auflegst und dann denkst: „Wow, es geht in meine Arme über!“. Seit ich meine Haare abgeschnitten habe, versuche ich, es ein bisschen femininer zu gestalten 🙂
Was ist Mode für dich?
Mode ist wichtig für mich, denn es ist eine Möglichkeit sich selbst auszudrücken. Gerade für Leute, die nicht sehr kommunikativ sind, fühle ich, dass ihr persönlicher Stil viel über sie aussagt noch bevor man mit ihnen spricht. Kennst du zum Beispiel Baddie Winkle? Du kannst über sie sagen, dass sie und ihr Team einfach verrückt sind durch die exzentrischen Farben und alles drumherum. Man möchte einfach nur zu ihr kommen und ihr sagen, dass sie echt gute Vibes hat!
Was magst Du an dir am liebsten?
Ich mag am liebsten, dass ich akzeptiere, dass ich nicht immer perfekt bin. Und, dass ich nicht immer in Bestform bin. Und, dass ich mich selbst daran erinnere, das es ok so ist.
Definiere „Frau sein“.
Frauen sind komplett magisch für mich: Die Tatsache, dass wir fähig sind Leben zu geben, so viel zu geben und so viel zu nehmen und Mitgefühl zu erwidern. Das ist echt unglaublich. Ich habe Frauen gesehen, die sooooo viel gegeben haben und ich habe welche gesehen, die etwas immer und immer wieder versucht haben und trotzdem mitfühlend sind. Ich habe Vergewaltigungsopfer gesehen, die zu dem Typ hin sind und trotz allem „Ich vergebe dir“ gesagt haben. Das ist fast nicht zu glauben aber ich denke, dass viele Männer nicht fähig wären, das zu tun. Ich weiß nicht, es ist einfach eine andere Form von Stärke.
Welche sind deine persönlichen Dämonen?
Also, ich habe viele … ich denke meine persönlichen Dämonen haben sich nur eine Zeit lang versteckt. Ich weiß gar nicht, wie ich die Frage beantworten soll. Ich bin einfach sehr, sehr, sehr angreifbar und sensibel. Und ich bin nicht gut darin, meine verletzliche Seite zu verstecken. Und ich denke … es ist hart wenn du im Rampenlicht stehst. Dieses Berühmt-sein-Ding ist auch ein Dämon, mit dem ich andauernd kämpfe.
Und deine Stärken?
Ich denke, ich kann sehr gut mit Leuten reden. Ich weiß nicht, ich habe einfach herausgefunden, dass es Leuten auf der Straße viel bedeutet und wir eigentlich immer in einem langen Gespräch enden anstatt Smalltalk zu machen. Ich mag das gerne und bin gut im Reden. 🙂
Was war die schmerzhafteste Sache, die du für deinen Ruhm aufgeben musstest?
Meine Ahnungslosigkeit. Und Dinge, die ich für mich schützen und persönlich halten wollte. Aber die werden andauernd offengelegt. Der Kampf ist: Halte ich mich dem ausgesetzt? Sodass junge Frauen sehen können, dass ich kein Roboter bin sondern mein Leben lebe und nicht vorgebe perfekt zu sein? Oder soll ich das runterfahren? Es ist hart.
Ist Lauryn Hill ein großer Einfluss für dich?
Oh ja. Sie ist die Eine. Sie ist mein Fels. Wenn ich wütend werde, höre ich ihr zu. Sie ist alles.
Was ist deine Botschaft an die Frauen da draußen?
Nur das: Ich weiß, es ist wirklich hart in einer Welt zu sein wo – so empfinde ich es gerade – Frauen runtergespielt werden (in Amerika). Also möchte ich sie wissen lassen: Bleibt stark und steht darüber.
Rihanna or Beyoncé?
OMG, die Frage kann ich niemals beantworten!
Sie sind beide erstaunlich, weil sie gegensätzlich sind und trotzdem gleich. Sie sind beide bad-ass, beide classy, beide wunderschön, beide stark, beide tolle Musiker, beide Göttinnen und beide unmenschlich (lacht). Unantastbar!
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