Wir haben einen ganzen Tag in der kanadischen Großstadt für euch durchgeplant. Bitte, danke!
Wir waren in Toronto. Und wir könnten euch jetzt vom CN Tower, Chinatown oder der Queen Street vorschwärmen. Stichwörter, die eindeutig zu den Top Sehenswürdigkeiten Torontos zählen. Es wäre ein leichtes, denn wir haben die Zeit dort tatsächlich genossen. Ja, es war großartig. Aber über all das habt ihr sicher schon gelesen, wenn ihr vorhabt, nach Toronto zu reisen. Oder es wohlmöglich selbst gesehen, wenn ihr bereits da wart. Been there, done that.
Was aber sowieso noch mehr in Erinnerung bleibt als die „Top Places To See“ einer Stadt, sind die kleinen, besonderen Erlebnisse, Orte und Eindrücke, die man von einer Reise mitnimmt, oder? Daher kommen hier unsere höchst subjektiven Empfehlungen aus und für einen besonderen Tag in Toronto – approved by local photographer Katie Sadie, die uns fotografisch auf diesem Trip begleitet hat.
St. Lawrence Market
Nein, die St. Lawrence Market Hall im östlichen Teil des City Centers (93 Front Street East) ist kein wirklicher Geheimtipp. Wir würden sogar soweit gehen zu behaupten, dass er in jedem Reiseführer als Highlight auftaucht. Aber das muss ja zum einen nicht bedeuten, dass es sich nicht trotzdem lohnt, hier vorbei zu schauen. Und zum anderen haben wir ja mehr als nur einen Namen für euch. Wir verraten euch, welchen Stand ihr unbedingt besuchen müsst: Nämlich den „Hot Sandwiches” auf dem Foto hier (oben links; einfach nach dem großen gelben Schild suchen), wo ihr die besten „Peameal Bacon Sandwiches” der Stadt bekommt (wir sagten ja bereits: höchst subjektiv). Ist das beste Frühstück der Stadt und somit der perfekte Start in euren Tag. „Peameal” heißen sie übrigens deshalb, weil der Speck ursprünglich in gemahlenen gelben Erbsen gerollt wurde. Bei der modernen, durchaus gängigeren Version darf das Fleisch stattdessen in Maismehl baden. Eingepackt in ein frisch gebackenes Sandwich-Brötchen – und jeder der reinbeißt wird zum Happy Kid. Versprochen.
Native Canadian Center
Wer das kunterbunte Toronto in all seinen Facetten kennenlernen möchte, sollte dahin zurück, womit alles begann: Ins Native Canadian Center (16 Spadina Road). Seit 1928 ist es Museum, Info-Stätte, Jugendzentrum, Veranstaltungsort und irgendwie auch spirituelle Zuflucht für die 77.000 Menschen, die zur Community gehören. Darunter 15.000 Inuits, die dort ihre Wurzeln suchen, finden oder pflegen. Schon der mächtige Totem am Eingang zieht magisch an und verbindet ganz praktisch das ursprüngliche mit dem modernen Toronto. Normalerweise ist so ein Totem nämlich im Sinne der Stabilität genauso hoch wie tief – hier allerdings wird er von Metall gestützt, da wenige Meter unter ihm die Subway fährt. Einmal im Native Canadian Center of Toronto, kann man locker Stunden hier verbringen. Wir lernen was es mit den vier Farben weiß, gelb, rot und schwarz des Medicine Wheels auf sich hat (es sind die Farben der Himmelsrichtungen), warum die Adlerfeder darauf immer nach Osten zeigt (weil dort die Sonne aufgeht) oder zu welchem Zweck immer eine Schale Tabak bereit steht (als Geschenk für die Toten, die Tiere und die Älteren). Genau wie auch wir unsere negativen Gedanken in den Rauch legen und damit Augen und Herz reinigen, scheinen das auch die Mitglieder und Besucher des Zentrums täglich zu machen: Im Jugendzentrum liegen LGBTQ+ Aufklärungsbroschüren aus, alle Toiletten des Zentrums sind genderneutral. Wie gesagt: Hier verbindet sich das ursprüngliche mit dem modernen Toronto.
Pow Wow Café
So viel Wissen über Torontos Ursprünge macht hungrig. Was wäre da konsequenter als jetzt in einem indigenen Restaurant zu essen? Eben. Auf geht’s ins Pow Wow Café (213 Augusta Avenue) im Herzen des hippen Viertels Kensington Market. In dem kleinen Laden von Küchenchef Shawn Adler bestellt man am besten: Tacos. Qué? Nein nein, diese haben nicht besonders viel mit ihren mexikanischen Namens-Zwilling gemein. Indigene „Fried Tacos” kommen nämlich als Tellergericht aus einer runden, platten Brotauflage, mit reichlich Salat und einem Topping nach Wahl daher: Rindfleisch-Chili, Veggie-Chili. Schweinefleisch oder Jerk-Chicken stehen auf der kleinen Speisekarte zur Auswahl (für je ca. 12 US-Dollar). Gekrönt wird der Taco von süßer Mango und cremigem Ziegenkäse. Yummy AF! Trinken sollte man dazu am besten Zedern- (ca. 2 US-Dollar) oder Ahorn-Soda (ca. 3 US-Dollar). If you don’t try it, you’ll never know…
Strolling Around Toronto
Zeit für den guten, bewährten Verdauungsspaziergang. Die Travel-Regel „Eine Stadt lernt man am besten zu Fuß kennen” trifft nämlich auch auf Toronto zu. Den Mietwagen braucht man erst, wenn man zu den rund zwei Autostunden entfernten Niagara-Fällen reisen möchten. Beim Streifen und Schlendern durch Torontos Viertel lohnt es sich besonders, auf die vielfältige Streetart und moderne Architektur zu achten. Überall greifen futuristische Hochhäuser und altbewährte Rotklinger-Gebäude ineinander – was wieder einmal ein Zeichen dafür ist, das sich überall das traditionelle mit dem zeitgeistigen Toronto verbindet. Unsere Lieblingsviertel: Kensington Market (sympathische Hipster-Hochburg), Church-Wellesley Village (der bunteste Stadtteil der Stadt; wir sagen nur: Rainbow-Flagge als Zebrastreifen) und Koreatown (na, immer noch hungrig!? Dann hin da!). Warum genau diese drei? It’s about the flair! Und das kann man ja nie so richtig treffend beschreiben. Den müsst ihr erleben!
Fotos: Katie Sadie