Alli und Jana: Warum uns diese Girls wach halten

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Alli Neumann (links) und Jana McKinnon sind die Stars aus Kim Franks Film "Wach". Credit: ZDF / Clara Nebeling
Alli Neumann und Jana McKinnon sind für uns „Wach“ geblieben – und stehen in ihrem gleichnamigen Film für eine Generation ohne Hoffnung. Wir haben sie zum Interview getroffen.

Wie ist es, eine Woche lang mit einer Fremden im gleichen Bett zu schlafen und in einem abgeschiedenen Ferienhaus irgendwo auf dem Land zu leben? Jana McKinnon und Alli Neumann haben diese Erfahrung vor den Dreharbeiten zu ihrem ersten gemeinsamen Spielfilm gemacht, um sich besser kennenzulernen – und was darauf folgte, war „ein wilder Rock’n’Roll-Ritt“, wie die beiden im Interview mit uns verraten. Nach ihrem Countrytrip zwischen Aufregung und ein bisschen gemeinsamer Langeweile ging es für die beiden Newcomerinnen nämlich direkt mit den Dreharbeiten zum Film  „Wach“ los, in dem sie ziemlich authentisch zwei Teenager auf der Suche nach sich selbst verkörpern. Bei Tag und bei Nacht ging es mit Regisseur Kim Frank und seinem Team durch Hamburg und Schleswig-Holstein, mal wurde im Club gedreht, mal im Sexshop oder am Meer. Dabei sind Alli und Jana vielleicht sogar sowas wie Freundinnen geworden, zumindest wirken die beiden bei unserem Treffen in der Hamburger Speicherstadt genauso vertraut wie in „Wach“.

„Wach“ – darum geht es in Kim Franks Spielfilm

Und deshalb sind sie sich auch ziemlich einig, was ihr gemeinsames Projekt „Wach“ angeht: „Dieser Film ist echt mutig – und ganz schön krass“, sagen beide. Und Alli ergänzt: „Beim Schauen habe ich mich teilweise total verzweifelt gefühlt. Kenne ich noch auch aus meiner Jugend. Dieses unkontrollierte Gefühl – das hat der Film bei mir extrem hoch geholt“. In der Kurzfassung gehts in Kim Franks Spielfilm um zwei Freundinnen, die versuchen so lange wie möglich wach zu bleiben – und zwar ohne Drogen. In der etwas längeren Fassung sind „C.“ (Jana) und „Nike“ (Alli) zwei hoffnungslose Teenager-Girls, die in einem grauen Ghetto aufwachsen und aus ihrem Alltag ausbrechen wollen. Also beschließen sie, nicht mehr zu schlafen und ihre Aktion mit dem Video zu dokumentieren. Damit sie durchhalten, sind sie ständig auf der Suche nach dem nächsten Adrenalin-Kick – sei es in Form eines wilden Clubbesuchs auf dem Hamburger Kiez oder bei einem Ausflug ans Meer, inklusive Bad im eiskalten Wasser. „C.“ und „Nike“ wollen sich endlich wieder spüren und verbringen 86 ebenso schlaflose wie rauschhafte Stunden miteinander – bis es am Ende ziemlich ernst wird.

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Regisseur, Drehbuchautor, Produzent, Cutter und Kameramann von „Wach“ ist der 36-jährige Kim Frank, der sein Image als Frontmann der Jugendband „Echt“ längst hinter sich gelassen hat und erfolgreich Musikvideos macht. Jetzt hat er sich zum ersten Mal der Welt des Spielfilms angenommen. Kim hat sein Low-Budget-Movie mit einer Spiegelreflexkamera gedreht und setzt auf schnelle Dialoge und Schnitte  – ein bisschen „Victoria“-Feeling schwingt beim Ansehen von „Wach“ definitiv mit.  Das „Wach“ am Ende hängen bleibt, liegt aber auch an den starken Protagonistinnen, Alli und Jana. Übriges: Auch Sängerin Lary ist in einer Nebenrolle zu sehen.

Alli Neumann – von der Musik zum Film

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Alli Neumann (vorne) ist eigentlich Musikerin – in „Wach“ gibt sie ihr Schauspieldbüt als rebellische „Nike“. Credit: ZDF / Clara Nebeling

Eigentlich steht Alli hinter dem Mikro statt vor der Kamera. Die 20-jährige Flensburgerin ist nämlich Musikerin und bringt im Oktober ihre erste EP raus. Bis dahin war es eine ziemlich lange Reise – und Alli hat schon so gut wie jeden Job gemacht, um sich über Wasser zu halten. „Zum Beispiel drei Jahre lang im Krankenhaus OP-Tische gedeckt und dort auch die Grund- und Zwischenreinigung gemacht – also alles entfernt, was da so ist: Blut und lauter andere eklige Dinge. Der härteste Job war aber meine Zeit im Crazy Horst, einer Bar auf Hamburg St.Pauli. Vor allem wenn du morgens da bist, da muss der Körper erstmal drauf klar kommen. Da hat dann auch mal jemand Sex im Laden“, lacht sie. „Nach vier Monaten konnte ich nicht mehr – ich musste jede Schicht ungefähr zwei Wochen verarbeiten, also hab ich aufgehört“.

Dass Alli jetzt als eine der zwei Hauptdarstellerinnen von „Wach“ Interviews gibt, hätte sie noch bis vor kurzem nicht gedacht. Dann meldete sich im vergangenen Jahr plötzlich Kim Frank, den sie seit ihrem zwölften Lebensjahr über einen Musikproduzenten kennt. „Er hat mich gefragt: ‚Hast du Lust zu schauspielern?‘ Eigentlich hatte ich gar keinen Bezug zum Spielen, aber ich hab Kim einfach vertraut“, sagt Alli. „Der Dreh war dann eine sehr emotionale Zeit, ich habe durchgehend in der Rolle der ‚Nike‘ gesteckt und wenn irgendjemand über sie geredet hat, hab ich immer nur gedacht: ‚Shut up, was willst du von ihr?‘ (lacht) Einen Monat lang herrschte Ausnahmezustand, und in der Zeit gab es auch nichts anderes für mich, als ‚Wach‘.“ Jetzt widmet Alli sich wieder ganz der Musik und macht auf Instagram nicht nur fleißig Werbung für „Wach“, sondern auch für ihre EP „Hohes Fieber“. Wir natürlich auch, denn dieses #girlforblonde überzeugt als Musikerin genauso, wie als Schauspielerin.

Jana McKinnon – das cool Kid aus Österreich 

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Jana McKinnon spielt in „Wach“ die melancholische „C“. Credit: ZDF / Clara Nebeling

Einen Fan hat Alli auch in Jana gefunden, und das ist ein ziemlicher Ritterschlag: Die 19-Jährige steht nämlich schon seit ihrem vierten Lebensjahr vor der Kamera und war im Rahmen der Romyverleihung als beste Nachwuchsschauspielerin nominiert. Ins Filmbusiness geriet sie eher zufällig: „Ich hab über eine Freundin von meiner Mutter, die auf der Filmakademie in Wien studiert hat, schon als Kind bei Uni-Projekten mitgemacht. Weil die Filmszene in Österreich nicht sehr groß ist und es damals auch nicht so einfach war ein sechsjähriges Kind zu finden, das gewillt ist, so einen Dreh mitzumachen, wurde ich immer mehr eingespannt. Hat mir total viel Spaß gemacht und irgendwann wurde ich dann sogar auch dafür bezahlt, dass ich vor der Kamera stand. Ich hatte mir also nie vorgenommen, dass ich Schauspielerin werden möchte. Sondern ich bin da so mitgegangen“, erzählt sie. Und Jana ist ziemlich weit gekommen, denn heute gehört sie zu den vielversprechendsten Nachwuchsschauspielerinnen Österreichs.

Mit „Wach“ erobert sie jetzt auch das deutsche Filmbusiness. „Kim hat glaube ich länger nach einer Schauspielerin für die Rolle der ‚C.‘ gesucht – er meinte, es sei nicht so leicht jemanden neben Alli zu setzen, weil sie so eine krasse Energie hat. Dann kam er auf mich zu. Erstmal war ich skeptisch, weil es ein Film für Youtube ist. Als ich dann aber beim Casting war, wusste ich: ‚Ok, das wird eine coole Sache‘. Eine Woche danach hat er mich angerufen und gefragt: ‚Hast du Bock einen Film zu machen?‘.

Hatte sie zum Glück – auch wenn die in Niederösterreich geborene Jana vor den Dreharbeiten vor einer Herausforderung stand: Für „Wach“ musste sie nämlich ihren Akzent loswerden – und hatte nur wenige Wochen Zeit. Sogar am Set übte sie noch mit einem Sprachtrainer: „Sie saß nach dem Dreh immer mit nem Korken im Mund und hat damit ihren Text gelernt“, erzählt Alli. Hat sich gelohnt – in „Wach“ ist Janas Akzent kaum noch zu hören. Beim Interview konnte sie dann wieder fröhlich „Österreichern“ – hat uns mindestens genauso gut gefallen.

„Wach“ ist am 17. September um 20.00 Uhr zuerst auf YouTube, in der ZDFmediathek und auf funk.net zu sehen. Das ZDF zeigt „Wach“ am selben Abend um 0.05 Uhr. Es ist der erste deutsche Spielfilm, der parallel im TV zu sehen ist und auf YouTube veröffentlicht wird.

Noch mehr über Alli Neumann, Jana McKinnon und „Wach“ erfahrt ihr in der nächsten BLONDE, die ab dem 5. Oktober am Kiosk liegt!

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