Am 8. März ist Weltfrauentag. Und nicht nur an diesem Tag gilt es, die letzten Jahre Puncto Fempower Revue passieren zu lassen, um zu klären, was erreicht wurde und was noch kommen muss. Schauen wir uns doch mal an, was sich zwischen 2010 und 2020 für die Frauen getan hat…
Erster Regie-Oscar für eine Frau
#Aufschrei in 2013
Die Journalistin Laura Himmelreich stößt nach anzüglichen Bemerkungen des FDP-Politikers Rainer Brüderle eine Sexismusdebatte mit an. Bei Twitter etabliert sich der Hashtag #Aufschrei für Nachrichten über Sexismus und das ganze nimmt an Fahrt auf. Tausende Frauen fühlen sich ermutigt, ihre eigenen Erfahrungen mitzuteilen. Es ist der Anfang des Netzaktivsimus und gefühlt das erste Sammelbecken für Sichtbarmachung von Alltagssexismus. Zu „Me Too“ kommen wir natürlich später noch, doch da sind noch einige Jahre Errungenschaften für Frauen dazwischen.
Friedenbobelpreis für Malala
Die Geschichte dieses Mädchens ist mehr als filmreif, sie ist vorbildlich: Malala Yousafzai ist gerade mal elf Jahre alt, lebt mit ihrer Familie im Swat-Tal im Nordwesten Pakistans, als die Taliban ein Schulverbot für Mädchen verhängen. Malala trotzt und geht weiterhin zum Unterricht und fordert das Recht der Mädchen auf Bildung. Im Oktober 2012 stürmt ein Attentäter der Taliban ihren Schulbus und schießt auf sie. Sie überlebt den Anschlag und die Bilder des verwundeten Mädchens gehen um die Welt. 2014 erhielt sie dann den Friedensnobelpreis.
Einführung der Frauenquote
Pussy Riot
Zunächst einmal ist es ein trauriges und beschämendes Ereignis: 2015 nimmt die Polizei in Moskau Aktivistinnen der Punkgruppe Pussy Riot fest Weil sie am russischen Nationalfeiertag unweit des Kreml für die Rechte von Frauen im Gefängnis demonstrieren. Der Fall bekommt internationales Aufsehen und Pussy Riot werden gefeierte Rebellinnen der Popkultur. Auch nach der Freilassung schweigen die Musikerinnen nicht und kritisieren Putin und Russlands Regierung – wenn auch aus Sicherheitsgründen maskiert. Sie sind aktuell auf Welttournee.
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Nein heißt Nein
Auch wenn die Gallionsfigur für das neue Gesetz für viele eine zu „beschmutzte“ Weste hatte, hat der Fall der Gina-Lisa Lohfink ein wichtiges Gesetz zum Schutz der sexuellen Selbstbestimmung zufolge. Am 10. November 2016 tritt „Nein heißt Nein“ in Kraft. Das Sexualstrafrecht wird dahin gehend verschärft, dass erstmals der Grundsatz gilt, dass für die Strafbarkeit eines Übergriffes nicht mehr darauf ankommt, ob mit Gewalt gedroht oder diese angewendet wird. Entscheidend ist: Das Opfer hat die sexuelle Handlung nicht gewollt und damit ist dies zu bestrafen. Endlich.
Maria Magdalena wird Apostelin
Hallelujah, der Vatikan wertet 2016 die Rolle der heiligen Maria Magdalena auf und stellt sie liturgisch den Aposteln gleich. Der bisherige „gebotene Gedenktag“ am 22. Juli wird in der katholischen Kirche in ein Fest umgewandelt. „Ein kleiner Schritt aufwärts im „Who is who“ der Heiligen, aber ein großer Schritt für die Wertschätzung der Rolle von Frauen in der Kirche“, schreibt Radio Vatikan zu der Entscheidung.
Me too
Mit den Enthüllungen um den Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein beginnt eine internationale Diskussion über sexuellen Missbrauch, Nötigung und Belästigung. Unter dem Hashtag „Me too“ machen Frauen weltweit darauf aufmerksam. Ursprünglich hatte die Sozialaktivistin Tarana Burke 2006 das Hashtag verwendet, um in sozialen Netzwerken die Empathie unter afroamerikanischen Frauen mit Missbrauchs-Erfahrungen zu stärken. Nachdem 2017 aber die US-amerikanische Schauspielerin Alyssa Milano unter dem Hashtag MeToo andere Frauen aufruft, in sozialen Medien ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen, Missbrauch und Diskriminierung zu teilen, wird eine weltweite Welle losgetreten. Allein bei Instagram sammeln sich in diesem Moment 2.295.902 Beiträge unter dem Hashtag.
Time’s up
Ein neue Runde Aktivismus gegen Sexismus und sexuelle Übergriffe: 2018 starten Hunderte Hollywoodstars eine Iniative gegen sexuelle Belästigung. Nach dem Motto, die Zeit für Sexismus und sexuelle Übergriffe ist vorbei, wollen die Schauspielerinnen für Awareness sorgen und betroffenen Frauen unter anderem mit 13 Millionen Dollar helfen.
Führerschein für Frauen in Saudi-Arabien
2018 gibt es ein epochales Ereignis in einem streng religiösen und konservativen Land wie Saudi-Arabien. Saudische Frauen dürfen erstmals selbst Auto fahren. Und es gibt noch mehr weitgreifenden Lockerungs-Umbrüche durch Kronprinz Mohammed Bin Salman: Er hat auch der Eröffnung von Kinos und der Teilnahme von Frauen als Zuschauerinnen bei Fußballspielen zugestimmt.
Erste EU-Chefin
Eine Deutsche an der Spitze der Europäischen Union: Ursula von der Leyen ist in Brüssel geboren, aber in Niedersachsen aufgewachsen und jetzt die erste Frau, die zur EU-Kommissionspräsidentin gewählt wird. 383 Abgeordnete hat sie überzeugt, 374 Stimmen waren mindestens nötig. Glückwunsch!
Tampon-Steuer
2019 haben wir es endlich vor den Bundestag gebracht! Ab dem 1. Januar 2020 wird die Mehrwertsteuer auf Binden, Tampons und andere Hygieneartikel, die wir nunmal während unserer Periode benötigen, von 19 Prozent Mehrwertsteuer auf 7 Prozent gesenkt. Die zwei Drogeriemärkte dm und Rossmann haben direkt nach Beschluss des Gesetzes und noch vor des Inkrafttretens Menstruationsprodukte günstiger gemacht. Na, geht doch!
Da wir im Hier und Jetzt angekommen sind bei unserem kleinen Zehn-Jahres-Rückblick, gilt zu sagen: Es war schon eine Dekade Feminismus. Weil Aktivismus sexy geworden ist, ist Fem-Power Trend geworden. Viele Frauen sind aufmerksam darauf geworden, dass die Welt noch nicht gleichberechtigt ist und dass man für andere Frauen und ihre Rechte mitkämpfen muss. So kann es 2020 direkt weitergehen, denn ihr wisst ja: The Future is… fair.
Dieser Artikel ist ursprünglich am 28.12.2019 erschienen.