In Namen meiner Schwester: Lina al-Hathloul spricht für Aktivistin Loujain

Bilder: Lina al-Hathloul
Sie ist Sprachrohr für Frauenrechte, aber darf nicht sprechen: Loujain al-Hathloul ist eine der berühmtesten Aktivistinnen der streng islamischen Monarchie Saudi-Arabien, ihre Freilassung aus dem Gefängnis ein internationales Politikum. Es folgt eine absurde Geschichte um 1001 Tage Haft und eine berührende Geschichte um ein schwesterliches Band, das die politische Agenda zusammenhält.

Sechs Ausrufezeichen schreien am 10. Februar diesen Jahres auf Twitter: „Loujain is at home!!!!!!“. Lina al-Hathlouls brisante Nachricht umfasst eine Bildschirmaufnahme, die die beiden Schwestern beim ersten Wiedersehen im Videochat zeigt. Sie strahlen. „Sie hat erstmal Türen und Fenster weit aufgerissen und mir überglücklich gezeigt, wie sie dies nun eigenmächtig tun kann. Es war lustig und traurig zugleich. Anschließend aßen wir virtuell ein Eis zusammen“, erinnert sich Lina al-Hathloul. Zu diesem Zeitpunkt liegen drei Jahre der Ungewissheit hinter ihnen, bis Loujain al Hathloul aus der Haft entlassen wird. Allerdings unter strengen Auflagen: Die saudische Frauenrechtlerin darf die kommenden fünf Jahre nicht reisen, auch ihre Familie wird mit einem Ausreiseverbot belegt, außerdem wird ihr für drei Jahre verboten, öffentlich zu sprechen oder ihren Aktivismus fortzuführen.

„Wir betrachten ihre Freilassung wirklich nicht als Freiheit. Sie als frei zu betrachten, wäre auch gefährlich für ihren Fall und für die Menschenrechtslage in Saudi-Arabien im Allgemeinen. Also müssen wir weiter Druck machen, dass sie bedingungslos freigelassen wird“, sagt Lina. Für die 26-Jährige bedeute Freiheit „ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen der Regierung gegen meine Familie sprechen zu können, mich äußern zu können, ohne um meine eigene Sicherheit zu fürchten, auch außerhalb von Saudi-Arabien.“ Dass sich Lina zur Zeit Loujains Verhaftung in Belgien befindet, dort an der Université libre de Bruxelles studiert und auch heute nach ihrem Master in Wirtschafts- und Sozialrecht in Brüssel lebt, hält die Schwestern physisch zwar auf Distanz, ermöglicht aber gleichzeitig ihre politische Arbeit. Eben dadurch dass Lina nicht mehr in Saudi-Arabien ist, fühlt sie sich sicher genug, das zu sagen, was Loujain nicht mehr sagen darf. Das jüngste der ingesamt vier al-Hathloul-Geschwister fungiert mittlerweile als Sprachrohr, als Botschafterin für Loujains Fall.

Chronologie einer Menschenrechtsverletzung

Im November 2014 setzt sich Loujain ans Steuer und twittert ein Video davon – das ist das erste Mal, dass sie öffentlich mit dem geltenden Fahrverbot für Frauen bricht. Das ist das erste Mal, dass sie für ihren Aktivismus eingesperrt wird. Nach 73 Tagen Haft kommt sie frei und steht seit jeher als Schlüsselfigur der saudischen Frauenrechtsbewegung „Women2Drive“. Außerdem fordert sie öffentlich die Abschaffung der männlichen Vormundschaft. „Sie war einfach zu laut und zu öffentlich”, fasst Lina zusammen, warum ihre Schwester der saudischen Behörden immer mehr zum Dorn im Auge wird. Im März 2018 wird sie in Dubai von saudi-arabischen Sicherheitskräften entführt, nach Saudi-Arabien verschleppt und im Mai 2018 gemeinsam mit zehn weiteren Aktivistinnen erneut festgenommen. Ihrer Familie zufolge kommt die damals 29-Jährige über längere Zeit in Einzelhaft, wird während ihrer Gefangenschaft sogar gefoltert. Von Elektroschocks, Waterboarding und sexuellem Missbrauch ist die Rede, die Regierung in Riad bestreitet diese Vorwürfe bis heute allesamt. Im August 2019 gibt es laut Loujains Umfeld außerdem ein Angebot der saudi-arabischen Justiz, die Folter via Videoaussage zu dementieren und damit die Freilassung aus dem Gefängnis zu erkaufen. Sie lehnt ab. Ende Oktober 2020 erreicht die Frauenrechtlerin dann durch einen Hungerstreik, dass sie wieder Besuch im Gefängnis empfangen darf. Nicht nur Menschrechtler*innen und Prominente, sondern auch der Außenausschuss des US-Senats fordern über Jahre die „sofortige und bedingungslose Freilassung“ von Loujain al-Hathloul, internationaler Druck baut sich auf. Trotzdem: Die Staatsanwaltschaft fordert die Höchststrafe von 20 Jahren Haft. Im Dezember 2020 verurteilt der Sonderstrafgerichtshof, der ausschließlich Fälle im Zusammenhang mit Terrorismus verhandelt, Loujain zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und acht Monaten. Störung der öffentlichen Ordnung lautet das Vergehen. Im Urteil heißt es, sie habe eine „ausländische Agenda innerhalb des Königreichs mit dem Internet umsetzen wollen.“ So weit, so ungut. Weg von den Fakten, die Google kennt, hin zu den Menschen hinter den politischen Akteurinnen. Denn was nicht recherchierbar ist, ist das, was aus einer Familie wird, die so etwas durchmacht. Was aus Schwestern wird, die sich als beste Freundinnen bezeichnen, aber nicht mehr über alles reden dürfen.

„Im Grunde kann [Loujain] mir genau das sagen, was sie auch öffentlich sagt, alles andere ist schon schwierig.” – Lina al-Hathloul

Dass Loujain Zielscheibe der Spionagesoftware Pegasus ist und ihre Geräte illegal ausgespäht werden, da besteht für Lina kein Zweifel. „Wir kommunizieren nur über eine verschlüsselte App. Alles, was wir einander sagen können, ist beschränkt auf Banales. Ich kann nicht über etwas sprechen, das vielleicht weitergegeben werden könnte. Es gibt Informationen aus meinem Privatleben und Dinge, die ich ihr mitteilen möchte, aber nicht kann. So hat sich natürlich die Art und Weise verändert, wie wir kommunizieren. Im Grunde kann sie mir genau das sagen, was sie auch öffentlich sagt, alles andere ist schon schwierig“, erklärt Lina. Was Loujain öffentlich teilt, ist zum Beispiel ein Selfie mit Katze Mishmish oder Ramadan-Glückwünsche, Bilder eines ungefährlichen Alltags einer jungen Frau.

Als Kinder lachen Lina und Loujain al-Hathloul viel zusammen und liegen sich in den Armen – 2017 taten sie das zum letzten Mal in persona.

Vom Mut, gemeinsam zu handeln

In unserem Gespräch betitelt Lina ihre große Schwester immer wieder als Heldin, ihr Vorbild, aber auch als ihre engste Vertraute – obwohl sie sie seit bald vier Jahren nicht mehr im Arm hielt. Die Augen sind voller Liebe, sie spricht ruhig, aber flüssig. Schließlich ist sie routiniert darin, die Komplimente an Medien auf der ganzen Welt zu geben, anstatt direkt an den Menschen, den sie betreffen. Die Besonderheit ihrer Beziehung beschreibt sie so: „Wir urteilen nicht übereinander. Auch wenn ich vielleicht denke, dass sie ein Risiko eingeht oder eine gefährliche Entscheidung trifft. Ich kommentiere das eigentlich nie, sondern ermutige sie einfach in allem, was sie tun will. Das macht sie auch jeden Tag mit mir. Wir sind einander Unterstützung.“

„Es gibt kaum eine Nacht, in der ich nicht von den anderen Gefangenen träume und keinen Tag, an dem ich mir nicht wünschte, ich könnte ihnen mehr helfen“ – Lina al-Hathloul

Tatsächlich ist diese Unterstützung mehr als nur die aufopfernde Hilfe seitens Lina, es ist ein Full-Time-Job. Lina hat ihre Festanstellung als Projektmanagerin in einem Unternehmen in Brüssel aufgegeben, um die Angelegenheiten von Loujain bewerkstelligen zu können. „Jetzt habe ich von morgens bis abends Calls für die Menschenrechtsarbeit und gebe Interviews, um Bewusstsein für die Situation zu schaffen. Natürlich wirkt sich das nicht nur auf meinen Alltag aus, sondern auch auf die Art und Weise, wie ich das Leben wahrnehme. Es gibt kaum eine Nacht, in der ich nicht von den anderen Gefangenen träume und keinen Tag, an dem ich mir nicht wünschte, ich könnte ihnen mehr helfen“, so Lina. Ihre Sicht auf Dinge und die Dringlichkeit von Wandel habe sich tief in ihr verändert. „Natürlich hatte ich noch nie zuvor so viel Angst wie am Anfang. Aber jetzt, so würde ich sagen, fühle ich mich nützlich.“ Das gebe ihr wiederum Mut zum Handeln, wenn sie wüsste, dass ihre Stimme gehört werden kann.

„Folgt mir und findet raus, was passiert …“ Mit diesen Worten fährt Loujain al-Hathloul im Twitter-Video 2014 an die Grenze zu Saudi-Arabien. Danach ändert sich das Leben der al-Hathlouls schlagartig.

Während Loujain im Gefängnis sitzt, wird sie 2019 und 2020 für den Friedensnobelpreis nominiert, der Europarat zeichnet sie mit dem Václav-Havel-Menschenrechtspreis 2020 aus. Lina ist dann diejenige, die bei internationalen Veranstaltungen für sie antritt und im Namen der Schwester Reden hält und Preise annimmt. Sie ist auch diejenige, die in dieser Woche nach Berlin zum Human Rights Film Festival reisen, ihre große Schwester als Schirmherrin vertreten und die Eröffnungsrede halten wird. „An Loujain und Lina hat mich im Besonderen ihre gemeinsame Unbeirrbarkeit beeindruckt. Wie sie trotz aller Widerstände und der möglichen Konsequenzen nicht aufgeben und für Gerechtigkeit aufstehen“, sagt Anna Ramskogler-Witt, Direktorin des Festivals, das von der Organisation Aktion gegen den Hunger initiiert wird. „Als wir darüber nachdachten, wer die ideale Schirmherrin für uns wäre, kamen wir sehr schnell auf Loujain. Sie hat uns als Aktivistin schon sehr lange tief beeindruckt. Aber nicht nur sie, sondern auch die Art, wie ihre Schwester Lina Storytelling eingesetzt hat, um auf das Unrecht, das ihrer Schwester geschieht, hinzuweisen, fanden wir bemerkenswert.“

Loujain al-Hathloul ist die Schirmherrin des diesjährigen Human Rights Film Festivals Berlin, das vom 16. bis zum 25. September on- und offline stattfindet. Das HRFFB 2021 wird von Aktion gegen den Hunger in Kooperation mit Save the Children und in Partnerschaft mit Amnesty International organisiert.  Lina al-Hathloul die Eröffnungsrede, begleitet wird das Filmprogramm von einem Rahmenprogramm mit Konferenzen und Ausstellungen.

(K)ein Reformer-Prinz: Über den politischen Status Quo in Saudi-Arabien

Als Kinder des Ingenieurs Hathloul al Hathloul wachsen Alia, Walid, Loujain und Lina al-Hathloul ohne finanzielle Sorgen in der saudischen Hauptstadt Riad auf. Es ist genug Geld da, dass alle vier außer Landes studieren können. Loujain macht ihren Hochschulabschluss in Französischer Literatur an der Universität von British Columbia in Kanada. „Ich habe sie oft besucht, als sie dann in Kanada studierte. Wir haben zusammen gern Extremsportarten ausprobiert, zum Beispiel Bungee-Jumping“, erinnert sich Lina. Um anschließend noch Soziologie zu studieren, schreibt Loujain sich an der Universität der Sorbonne in Abu Dhabi ein. Hier erwirbt sie eine Fahrerlaubnis und fährt mit den Worten „Folgt mir und findet raus, was passiert …“ im Twitter-Video 2014 an die Grenze zu Saudi-Arabien. Danach ändert sich das Leben der al-Hathlouls schlagartig. Loujain wird zur Staatsfeindin, ihre Familie zu ihren Sprecher*innen. Vor allem Lina tritt immer mehr in die Rolle der internationalen Delegierten der großen Schwester. Sie wird nicht müde, auf die Missstände in ihrem Heimatland aufmerksam zu machen – die Gegenseite macht schließlich auch ordentlich PR: Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman (kurz MBS), der auch die Ämter des stellvertretenden Premierministers, des stellvertretenden Vorsitzenden des Ministerrats, des Verteidigungsministers und des Vorsitzenden des Rats für Wirtschaft und Entwicklung innehat, lässt sich als Reformer gar Frauenrechtler feiern. Unter seiner Herrschaft kommt es zu Lockerungen bezüglich des Vormundschaftssystems und der Geschlechtertrennung, außerdem hebt er das Fahrverbot für Frauen auf, schafft die Todesstrafe für Minderjährige ab sowie die Prügelstrafe und das Auspeitschen. Alles Taktik, meint Lina. Immer wenn es in unserem Gespräch um den Kronprinzen geht, verändert sich die Stimmung. Sie spricht sich schneller Richtung Rage. Schüttelt immer wieder den Kopf, die Wut steht der sonst freundlichen jungen Frau ins Gesicht geschrieben. „Die meisten Entscheidungen werden getroffen, um die Situation zu beschönigen und ihn wie einen Reformer erscheinen zu lassen, was er in der Tat überhaupt nicht ist. Schlimmer noch: Er hat dieses Land in einen Polizeistaat verwandelt, in eine Diktatur, wie wir sie vor ihm wirklich noch nie hatten.“

Als sich die Schwestern noch persönlich treffen konnten, ließ Loujain (rechts) sich verschiedene Tricks einfallen, damit sie Spaß haben konnten, erzählt Lina.

Freiheit ohne Freiraum

In Wirklichkeit verbessere er nichts für die Menschen im Land, stellt Lina klar. „Er gibt der rückschrittlichen Situation nur einen farbenfroheren Anstrich. Zum Beispiel: Jede*r applaudiert, dass Frauen nun auch ohne die Zustimmung ihres männlichen Vormundes reisen können. Ich begrüße diese Entscheidung natürlich, aber man muss sich damit auseinandersetzen: Dadurch kann sich nicht jede Frau automatisch frei bewegen. Wenn der männliche Vormund dies missbilligt, dann hat er noch immer das Recht, seine Tochter oder Frau wegen Ungehorsams für das Reisen einsperren zu lassen.“ Für jede seiner liberalen Entscheidungen kann Lina ein „Aber“ ansetzen. Sie schildert Szenen, in denen Frauen von der Polizei festgenommen werden, weil sie keine traditionelle Kleidung tragen. Offiziell ist die Religionspolizei abgeschafft, aber es seien die viele Konservativen, die sich an die männlichen Privilegien klammern und Frauen keinen Raum einräumen. „Nichts schützt die Frauen vor diesen Leuten. Manche Frauen werden in sogenannten ,Care Homes‘ festgehalten, weil sie entweder mit jemandem geflirtet haben oder weil sie mit einem Mann in diesem Einkaufszentrum gesehen wurden. Dass sie dafür verhaftet werden können, zeigt, dass die Tradition hier immer noch stärker ist als alles andere.

„(…)Menschen vergessen schnell, Situationen ändern sich. Und wenn die Geopolitik, die Politiker*innen und die Zivilgesellschaft Loujain vergessen, dann könnte sie wieder ins Gefängnis kommen. Darauf wartet die Regierung nur.” – Lina al-Hathloul

Tatsache ist, dass MBS Intellektuelle, Kritiker*innen und Rival*innen einsperren lässt und mehrere Verhaftungswellen anordnet. Im Februar diesen Jahres veröffentlicht US-Präsident Joe Biden den CIA-Bericht, in dem Mohammed bin Salman als Drahtzieher des brutalen Mordes an dem Washington-Post-Journalisten und saudischen Oppositionellen Jamal Khashoggi 2018 genannt wird. Kurz vor dem G-20-Gipfel in Riad, dem virtuellen Zusammenkommen der Staats- und Regierungschefs 2020, erklärt der Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages: „Die nur sehr selektiven sozialen Reformen des Landes mit der unter anderem den begrenzten, überwiegend ökonomischen Zwängen geschuldeten Liberalisierung von Frauenrechten wird durch die massive politische Repression und Verfolgung von Dissidenten, die auf Einhaltung der Menschenrechte und demokratischen Reformen beharren, konterkariert…“ Der Ausschuss fordert darin die sofortige Freilassung politischer Gefangener. Mittlerweile ist Loujain zwar aus der Haft entlassen, aber die Situation bleibt für die Schwestern gefährlich. „Die Regierung in Saudi-Arabien ist wirklich instabil. Sie ist impulsiv und sie ist kriminell. Das Einzige, was sie dazu gebracht hat, Loujain freizulassen, ist der internationale Druck. Aber wissen Sie, die Menschen vergessen schnell, Situationen ändern sich. Und wenn die Geopolitik, die Politiker*innen und die Zivilgesellschaft Loujain vergessen, dann könnte sie wieder ins Gefängnis kommen. Darauf wartet die Regierung nur“, urteilt Lina.

Zwei Wege nach vorn, keiner Zurück

In dem Jahr, in dem MBS an die Macht kommt, sieht Lina ihre Schwester das letzte Mal in persona. Das ist 2017. „Wir haben früher viel Zeit miteinander verbracht, viel unternommen in der Wüste. In Saudi-Arabien ist es für Frauen ein bisschen schwieriger mit den Aktivitäten, aber Loujain hat gewisse Techniken entwickelt, wie wir Spaß haben konnten. Wir sind zum Beispiel heimlich in Hotels zum Bowlen gefahren“, erzählt Lina und schmunzelt. Da kommt sie wieder durch, die Bewunderung für den Mut der älteren Schwester. Sie findet liebevolle Umschreibungen eines heroischen Dickkopfs. Loujain habe damals Wege gefunden zu fahren – auch wenn die offizielle Fahrerlaubnis bis Juni 2018 Männern vorbehalten ist. „Meine Schwester wusste schon immer, was sie wollte. Ich denke, dass sie deswegen auch nicht groß überrascht ist, was aus ihr wurde. Sie war auch als Kind diejenige, die meine Eltern gedrängt hat, etwas zu wagen. An der Universität war sie dann die Präsidentin der arabischen Student*innen. Sie hatte immer schon diesen Geist einer Anführerin. Sie wusste immer, dass sie Dinge verändern will und dass sie dafür kämpfen wird, wenn etwas offensichtlich falsch läuft. So in etwa hat sie sich ihr Leben bestimmt vorgestellt. Wenn auch ohne die Folter im Gefängnis“. Für Lina sei es aber doch überraschend, wo sie selbst heute stehe. „Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich studiere und dann einen ganz normalen Job haben werde. Aber jetzt wurde mir das auferlegt und es gibt keinen Weg zurück.“

Ende Juli diesen Jahres feiert Loujain ihren 32. Geburtstag. Bei Instagram postet sie ein Bild, auf dem sie vier Muffins mit jeweils einer Kerze darauf in der Hand hält. Dazu schreibt sie: „Eure Wünsche sind in Erfüllung gegangen! Ich feiere meinen Geburtstag endlich zu Hause. Eigentlich feiere ich 4 Bdays – 29., 30., 31. und 32. – weil ich es kann 😌. Dennoch ist es ein weiterer Geburtstag ohne meine unglaublichen Geschwister: Alia, Walid, und Lina 💔.“ Dürfte Loujain über ihren Fall mit uns sprechen, würde auch sie ihre Schwester Lina sicherlich als Heldin betiteln.

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