Hinter den Altaren des „Día de Los Muertos” steckt eine jahrhundertelange Tradition. Zusammen mit Flower-Expertin Maggie haben wir sie in Deutschland interpretiert – und ein weiteres mal den psychologischen Einfluss von Blumen entdeckt.
Wer glaubt, individuell zu wohnen, hat die Wohnung von Maggie Coker noch nicht gesehen. Wer sie beschreibt, muss das Klischeebarometer bis zum Anschlag auszureizen: Betritt man die Wohnung von Maggie Coker, lässt man Raum und Zeit für einen Moment hinter sich. Denkt an Wände voller alter Landkarten und XXL-Indexen für Pflanzenkunde, an den Duft ätherischer Öle und eine Menge Trockenblumen. Dazwischen steht das, was die Kreativmentorin und Flower-Designerin für BLONDE in Zusammenarbeit mit Tollwasblumenmachen.de geschaffen hat: Der Altar zum „Día de Los Muertos”.
Día de Los Muertos in Deutschland – und in der Gegenwart
In Mexiko wird der „Día de Los Muertos”, der Tag der Toten, jährlich am 1. und 2. November zelebriert, um Verstorbene zu ehren. Im Gegensatz zur deutschen Tradition an „Allerheiligen” bestechen die Feierlichkeiten aber mit so genannten „Ofrendas”, bunten Gabentischen, die mit Blumen, Süßigkeiten und Figuren das Leben feiern und Verstorbene für einen Moment wieder am Tisch willkommen heißen. Für die BLONDE-Version eines solchen Altars sind Dahlien, Lilien und Nelken die europäische Interpretation der mexikanischen Traditionsblume Cempasúchil, die gerade in Deutschland Saisonpause macht. Ihr Altar katapultiert den Traditionstag nicht nur nach Deutschland, sondern auch ins Hier und Jetzt.
„Ofrenda”: Altar oder Gabentisch als Hommage
„Zuerst habe ich recherchiert, wie Mexikaner*Innen einen Gabentisch bauen”, erzählt Maggie über den Prozess. Sie sitzt auf ihrem mit einer Golddecke behangenen Sofa in Berlin-Neukölln, umgeben von den Blumen, von Teeblättern und Chili-Schoten. Scheu, aber ruhig lächelt sie in die Kamera. Vom Altarbau erzählt Maggie wiederum ausführlich und mit Begeisterung. „Ich wollte aus meiner „Ofrenda“ keine Karikatur machen oder respektlos sein. Dahlien, ein paar Lilien, all diese Blumen bieten eine wunderschöne Farb-Ästhetik.” In Kombination mit Rosen ergibt das auch ein tolles Duftaroma, von dem sich viel mehr Menschen überzeugen sollten als „nur” das Produktionsteam, das sich an diesem Tag in Maggies Wohnung drängt. Ihre moderne Version einer „Ofrenda” sieht die Künstlerin als Hommage, die den positiven Grundgedanken des Día de Los Muertos hervorheben soll. „Ich habe mich für eine Art „Party-Look” mit pink schimmernder Ästhetik entschieden, die die Stimmung eher hebt anstatt einem das Gefühl zu geben, man würde einen Friedhof betreten”, beschreibt Maggie.
Blumen sind wie Medizin, Blumen sind wie Psychotherapie
Dass all solche Gefühle allein durch Blumen ausgelöst werden können, ist Maggie überhaupt nicht fremd. Als Kreativmentorin und Flowerdesign-Expertin entwirft sie vor dem Hintergrund von Nachhaltigkeit vor allem Designs mit trockenen Florals. Für unseren Gabentisch aber verwendet sie frische Blumen, die die Farben und lebensstarken Eigenschaften des Día de Los Muertos noch mehr verkörpern. Als Flower-Therapeutin arbeitet Maggie darüber hinaus noch viel mehr mit Blumen. Kurz: Sie glaubt an ihre therapeutische Wirkung. „Blumen haben eine Art Schlüsseleffekt für unser emotionales Wohlbefinden. Sie sind Teil unserer kulturellen Aktivitäten: Geburtstage, Jahrestage, Hochzeiten, oder eben der Día de Los Muertos. Außerdem haben sie einen medizinischen Effekt und einen starken Einfluss auf unser Leben, ob man es nun merkt oder nicht.”
„Die Inspiration für meine Arbeit mit Blumen sind Menschen”
Ihre wahre Inspiration liegt für Maggie deshalb in Gefühlen – oder besser gesagt in den Menschen, die sie haben. Mit der mexikanischen DJ Lokier (ihre Story zum Totentag lest ihr hier bei NYLON) verbindet sie nun diese Feierlichkeit, in Maggies Workshops geht das Miteinander noch viel tiefer. Inwiefern beeinflusst ihre Arbeit als Blumentherapeutin also den Umgang mit so einem schweren Thema wie dem Tod? „Meine gesamte Ästhetik dreht sich immer darum, dass sich Menschen wohlfühlen: Ruhig und entspannt”, antwortet Maggie. Und später: „Man stellt zum Beispiel ein Glas Wasser in den Altar, weil die Geister durstig sind, wenn sie zurückkehren. Und schließlich will man, dass die Lieben sich wieder willkommen fühlen.” Wohlfühlen, glücklich sein, ruhig, entspannt, willkommen: Wer in Maggie Cokers Wohnung ihre „Ofrenda“ sieht, fühlt all das in Sekundenschnelle.
Flower Design: Maggie Coker aka ragandbonemanvintage
Besonderer Dank an Superskull – der Shop für den Día de los Muertos.
Fotos: Julian Essink
Produktion: Jenny Weser & Nina Petters
Grooming: Julia Krohse
Bezahlte Partnerschaft mit Tollwasblumenmachen.de.