Eine Urlaubsinsel für zehn Frauen, auf der Männer verboten sind. Was irgendwie nach einer Traumsequenz klingt, ist vor der Küste Finnlands jetzt Realität geworden: SuperShe Island. Doch ganz so einfach ist es doch nicht mit dem female-only Utopia.
Ja, es gibt ihn noch: den guten alten Mädelsurlaub. Und auch, wenn der Begriff ziemlich überholt klingt, auf Quality Time mit unseren besten Freundinnen wollen wir nicht verzichten. Aber Moment mal… Sollte es nicht egal sein, ob wir mit einer reinen Girl Gang in der Sonne baden oder ob ein Boy dabei ist? Ob wir Mann, Frau oder irgendwas dazwischen sind, ist im Moment so egal wie relevant. Auf der einen Seite schießen Online-Magazine wie Pilze aus dem Boden, die sich bewusst nur an ein Geschlecht richten, während auf der anderen gerade der erste genderfreie Store der Welt in New York eröffnete hat. Das Spannungsfeld Geschlechterfrage wird derzeit so heiß diskutiert wie lange nicht mehr.
Tausche millionenschweres Unternehmen gegen idealistisches Utopia
Genau diese Frage stellte sich auch Kristina Roth. Die gebürtige Deutsche wanderte nach New York aus und leitete eine millionenschwere Consulting-Firma, die es sogar in die Forbes-Liste für die am schnellsten wachsenden Unternehmen mit weiblicher Führung geschafft hat. Dort hatte sie vor allem mit Männern zu tun, die im Golfclub ihre Geschäfte machen. Als Roth auf eine lange Reise ging, um in diversen Ashrams Urlaub von diesem männlich dominierten Klima zu machen, kam ihr die Idee: Ein Ort, nur für Frauen. SuperShe Island war geboren. 35 Hektar Land vor der Küste Finnlands mit reichlich Platz für 10 Urlauberinnen. Die Landschaft: Pinienwald, schroffe Felsen, sandige Pfade. Die tägliche Routine: Mit Yoga starten, gesunde Mahlzeiten à la Ayurveda und Paleo kochen, wandern, auf finnisch saunieren und schließlich am Lagerfeuer den Girls Talk genießen.
Wann wird aus einer She eine SuperShe?
Eröffnet hat das Retreat vergangenen Juni. Doch schon während ihrer Weltreise baute Kristina Roth das Netzwerk SuperShe auf. Schließlich traf sie unterwegs eine Menge interessanter Frauen, die sie inspirierten und mit denen sie in Kontakt bleiben wollte. So hat sich letztendlich auch die Zielgruppe für die Insel ergeben, Gleich und Gleich gesellt sich bekanntlich gern. Eine typische SuperShe ist in der Regel erfolgreich im Job und sucht nach einer Auszeit, in der sie sich einfach mal um nichts kümmern muss. Vor allem nicht um die Männer. Ergo: Sie hat Geld und das nicht zu knapp. Eine Woche auf der Insel kostet zwischen 3.000 und 5.000 Euro.
Female power, for members only
Neben dem hohen Preis für einen SuperShe-Trip gibt es eine weitere kleine Hürde: Ein Membership-System bestimmt darüber, wer im Resort Urlaub machen darf und wer nicht. Die Buchung erfolgt über eine Bewerbung, in der unter anderem der Link zum eigenen Instagram-Profil angegeben werden soll. Die Einreichungen sichtet Kristina Roth selbst. Größtes Kriterium dabei ist laut eigener Aussage weder Herkunft noch Beruf, sondern Charakterstärke. Klar, der Grundgedanke des Formats ist spannend, doch durch die Exklusivität verliert es an Schlagkraft. Das ist natürlich auch der Größe der Insel geschuldet, schließlich muss sich das Konzept irgendwann rentieren. Trotzdem oder gerade deshalb ist SuperShe Island in erster Linie eine Wellness-Oase mit dem Fokus auf Mindfulness – für all jene Frauen, die es sich eben leisten können. Vielleicht kann man es aber auch als Pilotprojekt für etwas sehen, was noch kommen könnte. Wir träumen jedenfalls vom nächsten SuperShe-Level und sind gespannt, ob der Gedanke weitergedacht wird.