„Wir bewundern Beyoncés Alltag”: Lupita Nyong’o & Saoirse Ronan im Interview

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Man bekommt nicht jeden Tag gleich zwei Oscar-Nominierte ans Telefon. Heute aber schon. Hollywoods Superstars Saoirse Ronan und Lupita Nyong’o über Selbstbewusstsein, Konkurrenzkämpfe, Beyoncé – und den neuen Duft von Calvin Klein.

In New York ist Sturm angesagt, und zwar ein heftiger. Man stellt sich Tornados vor, solche, in denen die Laternen der Avenues wackeln, Luftzüge durch die U-Bahn-Schächte zischen, Hochhäuser fast erzittern. In einem dieser Hochhäuser sitzt die Oscar-nominierte Schauspielerin Saoirse Ronan, geschützt vor echtem Wind und dem metaphorischen Sturm der New York Fashion Week. Das Wetter würde für bei der Fashion Week für ordentlich Drama sorgen, kichert Ronan ins Telefon. Im selben Moment steigt ein weiteres Lachen ein: Lupita Nyong’o, ebenfalls Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin, sitzt am anderen Ende der Leitung im sonnigen, windberuhigten Los Angeles. In New York ist es Nachmittag, Lupitas Tag hat gerade erst angefangen. Zusammen lachen die Schauspielerinnen über Insider-Witze, die über die knackende Leitung kaum zu verstehen sind.

Beide sind Gesichter von „Women“, dem dem ersten Damen-Duft von Calvin Klein unter Creative Director Raf Simons. Raf habe den Sturm bestimmt für die Fashion Show eingeplant, witzelt Ronan. Wieder Gelächter. Dieses Gespräch wirkt wie eine private Talkrunde, nur, dass hier eben zwei Schauspielgrößen miteinander sprechen. Zu solchen sind Saoirse Ronan und Lupita Nyong’o dank ihrer Filmerfolge der letzten Jahre avanciert. Zunächst sprechen wir aber über legendäre Frauen, die schon vor ihnen da waren – von Nina Simone bis Beyoncé.

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Skirts and sisters: Lupita Nyong’o und Saoirse Ronan beim Gespräch zur neuen Werbekampagne.

Ihr habt Eartha Kitt, Nina Simone, Sissy Spacek und weitere legendäre Frauen als Vorbilder für die Kampagne ausgewählt: Was bewundert ihr an diesen Frauen?
Saoirse:
Ich habe mich für Sissy Spacek entschieden, weil ich mit ihrer Arbeit als Schauspielerin aufgewachsen bin. Gerade ihre früheren Filme sind heute immer noch super aktuell. Als ich zu Teenager-Zeiten „Carrie“ oder „Nashville Lady“ gesehen habe, war es die Offenheit und Verletzlichkeit ihrer Rollen, die sie nahbar gemacht haben. Wer dazu in der Lage ist, ist für mich als Person zeitlos. Nina Simone hat über ihre Zeit geschrieben und war unglaublich politisch. Gerade jetzt sehen wir, dass junge Menschen aktiv sind, wenn es darum geht, für das, was ihnen wichtig ist, zu kämpfen.
Lupita: Eartha Kitt und Katherine Hepburn sind für mich Charakterfrauen, die ihre Zeit definiert haben. Wir behalten sie für ihre Arbeit vor und abseits der Kamera in Erinnerung: Was sie getan haben, wofür sie einstanden. Katherine und Eartha haben zum Beispiel das damalige Modeideal verändert.

Gerade deswegen sind sie heute noch Vorbilder für aktuelle und zukünftige Generationen. Für welche Leistung, welchen Beitrag würdet ihr gerne in Erinnerung bleiben? Abgesehen von eurer Arbeit als Schauspielerinnen.
Saoirse:
Auf dem Weg hierher habe ich einen Text von Virginia Woolf gelesen. Sie schreibt, dass es unsere Pflicht ist, wir selbst und so ehrlich wie möglich zu bleiben. Ich glaube, dass das alles ist, was man versuchen kann. Manchmal reicht diese Haltung schon, um tatsächlich Einfluss auf ein Projekt zu nehmen.
Lupita: Menschen erinnern sich nicht daran, was du ihnen angetan hast, sondern welche Gefühle du in ihnen verursacht hast – auch das hat mal irgendeine berühmte Person gesagt. Für mich ist das eine wirklich coole Position, Leuten dabei zu helfen, sich durch unsere Figuren und Geschichten deutlicher selbst wahrzunehmen. Dafür würde ich gerne in Erinnerung bleiben: Selbstschutz und Akzeptanz.

Welche Duftnoten im neuen Duft von Calvin Klein spiegeln eure Charakterzüge wieder?
Lupita: Ich mag besonders die Eukalyptus-Note. Sie erinnert mich an meine Kindheit. Ich bin umgeben von vielen Eukalyptus-Bäumen und so einer Frische und Verspieltheit aufgewachsen. Und dann die Organgenblüte, die ist sehr beruhigend. Ich bin ein Fan von gemütlichen Orten.
Saoirse: Ich spüre für mich eine Connection zum Zedernholz. Ich mag alles, was „erdischer“ duftet.

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Get ready: Lupita Nyong’o wird vom Make-Up-Team auf die Interviews vorbereitet.

Fans und Zuschauer stellen eure Bodenständigkeit immer wieder in den Vordergrund. Auch Raf Simons hat euch beide für eure Authentizität gelobt. Wann ist eine Person für euch authentisch?
Saoirse:
Wenn du jemanden zum ersten Mal triffst, fragst du dich: Kann mir diese Person in die Augen schauen? Kann sie sich auf ein richtiges Gespräch einlassen? Ich finde es außerdem wunderbar, wenn Menschen selbstironisch sind. Nicht immer so ernst sein zu müssen, ist eine gute Eigenschaft.
Lupita: Wenn Menschen ehrlich mit ihren gegenwärtigen Erfahrungen umgehen…

Es rauscht.

Lupita: Hallo?

Unterbrechung. Die Assistentin am Telefon grätscht dazwischen. „Wir haben Lupita verloren“, sagt sie, und klingt dabei im Tonfall so überdramatisch wie ihre Worte selbst. Der Sturm kann es nicht gewesen sein, oder? Nach zwei Minuten Totenstille ist Lupita mit einem wachen „Hallo“ zurück.

Hello again! Du hattest über Authentizität gesprochen.
Lupita:
Was hab ich noch mal gesagt? Ach ja, wenn man ehrlich mit seinen aktuellen Erfahrungen umgeht, dann ist das Authentizität. Man muss akzeptieren können, wie es gerade im Leben läuft – und das ist nicht immer angenehm.

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Listen closely: Ronan und Nyong’o geben sich gegenseitig Raum für ihre Antworten. 

Gerade die letzten zwei Jahre waren für euch beide voll von großen Projekten und Nominierungen, u.a. für den Oscar: „Black Panther“ bei Lupita, „Ladybird“ bei Saoirse. Hat dieser Hype eure Wahrnehmung von Ruhm verändert?
Lupita:
Na ja, ich glaube es haben ein paar mehr „Augen“ bei „Black Panther“ zugeschaut als bei „12 Years A Slave“ (wofür Lupita den Oscar als Beste Nebendarstellerin bekam, Anm. d. Red.). „Black Panther“ hatte ja ein etwas beliebteres Thema. Für mich war also diese neue Art von Anerkennung eine Überraschung – aber ehrlich gesagt wird das immer so bleiben. Die Anerkennung wird nie, nie, nie „normal“ sein, egal wie vertraut es manchmal wirken kann.
Saoirse: Mir hat dieses große Stück Aufmerksamkeit einen Einblick darin verschafft, was wirklich berühmte Menschen täglich erleben. Das ist eine komische Sache. Also, brillant, aber komisch. Man entwickelt aber eine Art Mitgefühl für Menschen wie…Beyoncé!
Lupita: Du hast so Recht!

Guter Vergleich!
Saoirse:
Na ja, ich vergleiche mich ja nicht wirklich mit Beyoncé!
Lupita: Aber na klar!

Abgesehen von den Frauen der Kampagne und, sagen wir mal, eurer Mutter oder Schwester, wer war eine weibliche Schlüsselfigur für euch?
Saoirse:
Eine meiner besten Freundinnen, Sarah, hat mein Leben in den letzten Jahren ein ganzes Stück verändert. Sie ist eine wunderbare Autorin und eine brillante Denkerin. Vermutlich wird sie eines Tages die Welt übernehmen.
Lupita: Hm, ich würde sagen…Oprah. Über die Jahre hat sie mich gelehrt, dass persönliches Wachstum die beste Eigenschaft ist, die man haben kann. Mit ihrer Show, ihrem Fernsehsender, dem Podcast…ihre Mission ist es, sich als Mensch weiterzuentwickeln und sie nutzt diese Entwicklung als Masterclass für andere. Als ich klein war, hat ihre Show meine Familie vereint.

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