Botschaft an den eigenen Körper: Hier schreibt Musikerin Rola über Schwangerschaft und Body Image

Foto: Team Rola
Wie verändert eine Schwangerschaft das eigene Körperbild? Wie verändert die unmittelbare Nähe zu neuem Leben unser eigenes? Darüber hat Musikerin und Sängerin Rola für uns nachgedacht – und schreibt inmitten ihrer Schwangerschaft einen Brief an ihren Körper.

Rolas Song „Komm näher“ steht für Enden, aber auch für Anfänge, denn: Zum einen ist es der erste Song, den die Musikerin 2022 veröffentlicht hat. Außerdem leitet er ihre EP „Afrodisia” ein, die wiederum im Frühjahr erschienen ist. Jene EP ist aber auch das vorerst letzte Projekt von Rola. Warum? Die Künstlerin ist hochschwanger. Mit Nähe und Enge setzt sie sich also gerade nicht nur in ihren Lyrics auseinander, sondern auch in ihrem eigenen Körper. Und um eine neue Nähe geht es auch ganz bald hier bei BLONDE. Als Teaser lesen wir vorab Rolas Worte, im Brief an ihren eigenen Körper. Für uns hat sie aufgeschrieben, welche Wünsche sie während der Schwangerschaft entwickelt und was sie über sich und ihr eigenes Body Image gelernt hat – und warum sie heute wohlwollender mit sich umgeht.

Lieber Körper, 

Wir haben oft eine komplizierte Beziehung zueinander gehabt. Ups and Downs – viele Downs. Wir mussten uns aneinander gewöhnen, haben uns oft verändert. Ich bin oft an dir verzweifelt, aber ich konnte mich immer auf dich verlassen. Nach allem, was ich dir zugemutet habe, hast du standgehalten und dienst mir mit guter Gesundheit. Und es wird von Jahr zu Jahr besser!

Dieses „Selflove”-Ding, das seit ein paar Jahren „in“ ist, hat auf jeden Fall sehr dabei geholfen, mich selbst zu akzeptieren – so wie ich bin, so wie meine Mama mich geboren hat, mit meiner Genetik und allem, was meine Eltern mir in meiner DNA mitgegeben haben. Damit meine ich meine Körpergröße, die Form meiner Beine, die Größe meiner Brüste, meine Nase, meine Lippen, wie meine Haare gekraust sind oder auch der Farbton meiner Haut in Winter und Sommer. Es fühlt sich manchmal so an, als würde ich dafür kämpfen, dich – meinen Körper – so zu lassen, wie du bist. Dich nicht zu verändern. Denn dann würde ich ja das verändern, was meine Eltern mir aus Liebe mitgegeben haben. Ich bin dadurch so, wie Gott mich wollte. In mir leben Teile meiner Mutter und ihrer Mutter und deren Mutter … veränderte ich zu viel, würde ich all das leugnen. Das will ich irgendwie nicht. Vielleicht kann man an meiner Nase und meinen Lippen, meinen stämmigen, aber starken Beine und Armen meine Herkunft erkennen. Das alles wegzuradieren wäre schade, auch wenn ich mir oft vorstelle, dass mich der Gedanke erleichtern würde, zierlicher zu sein. Am Ende aber pendelst du, lieber Körper, dich immer wieder da ein, wie und wo du wahrscheinlich sein solltest.

„Ich war dir noch nie so dankbar wie jetzt”

Jetzt bin ich zum ersten Mal schwanger. Ich muss dir gerade so sehr vertrauen wie noch nie in meinem Leben. Du veränderst dich wie noch nie zuvor und ich muss mich darauf verlassen, dass diese Veränderung zum Guten für mein Baby ist. Deswegen lasse ich jedes Kilo mit Liebe zu und freue mich aus tiefstem Herzen, dass du in der Lage bist, dieses neue Leben zu beherbergen und zu tragen. Ich war dir noch nie so dankbar wie jetzt. 

„Ich hoffe, ich kann meinem Kind immer das Gefühl geben, dass es genau richtig ist.”

Ich darf die Verantwortung für ein neues Leben haben. Ich darf einen neuen Menschen wachsen lassen und in ein paar Wochen auf diese Welt bringen. Das ist die größte Ehre für mich und das unglaublichste Gefühl. Natürlich denke ich auch darüber nach, was ich meinem Kind mitgeben werde, welche sichtbaren und unsichtbaren Eigenschaften wir weitertragen. Wird das Kind diese Eigenschaften akzeptieren oder wird es eine von ihnen als störend empfinden? Ich hoffe, ich kann meinem Kind immer das Gefühl geben, dass es genau so richtig ist, sodass es sich überhaupt nie fragen muss, ob es lieber anders wäre. Man kann nicht beeinflussen, wie die Außenwelt auf einzelne Menschen einwirkt und wie sie dann Schönheit empfinden, aber ich will mein Kind so stärken, dass die Außenwelt zumindest keinen allzu großen negativen Einfluss haben kann. Das nehme ich mir zumindest vor. 

„Ich habe das Gefühl, dass ich dich in den letzten zwei Jahren ganz bewusst wahrgenommen und irgendwie genossen und lieben gelernt habe, sodass ich keine Angst vor meinem After-Baby-Body habe.”

Das Wichtigste gerade ist diese magische Zeit

Seit ich schwanger bin, weiß ich Gesundheit noch einmal mehr zu schätzen – das gilt für mein Baby, aber auch für mich, weil ich verantwortlich für ein neues Leben bin. Ich habe mir Gedanken dazu gemacht, wie es dir, meinem Körper, nach der Schwangerschaft gehen wird. Man kennt ja die Celebrities, die innerhalb von Wochen oder sogar Tagen wieder ihren „Snap Back“ haben und so aussehen, als ob nie etwas gewesen wäre. Und ich nehme mir ganz intensiv vor, mich nicht zu stressen, dir auch dann zu vertrauen und mich nicht zu vergleichen. Ich habe das Gefühl, dass ich dich in den letzten zwei Jahren ganz bewusst wahrgenommen und irgendwie genossen und lieben gelernt habe, sodass ich keine Angst vor meinem After-Baby-Body habe. Aber hinterher ist man immer schlauer und jetzt lässt sich das bestimmt leichter sagen – ich bin gespannt, wie es tatsächlich sein wird. 

Ich werde  ein Vorbild für mein Kind sein

Das Wichtigste gerade ist diese magische Zeit. Sie bereitet mich auf ein ganz neues Leben und eine neue Aufgabe vor. All die Rückenschmerzen, extra Kilos, fünf Mal die Stunde auf die Toilette zu rennen, weil das Baby auf der Blase sitzt, die anfängliche Übelkeit – das alles ist sogar irgendwie schön, wenn ich daran denke, dass ich mitwirken darf, während sich ein neues Leben entwickelt. In dir, meinem Körper, von ganz alleine, ohne dass ich etwas besonderes tun muss. Für mich ist das ein Wunder Gottes. So unbegreiflich und doch so natürlich. 

„Trotz all der Nörgelei tragen mich meine Beine, die ich immer zu stämmig gefunden habe, überall hin. Meistens tust du, was du tust, damit es mir gut geht und ich Dinge umsetzen kann, die mir Spaß machen.”

Ich habe gelernt, dass ich nicht mehr so viel Zeit damit verschwenden will, an dir zu nörgeln. Trotz all der Nörgelei tragen mich meine Beine, die ich immer zu stämmig gefunden habe, überall hin. Meistens tust du, was du tust, damit es mir gut geht und ich Dinge umsetzen kann, die mir Spaß machen. Es wird Zeit, Frieden zu schließen, mit dir, der alles schafft und aushält. Ich glaube, dass ich dann mehr Energie habe für alles andere und viel mehr strahle. Ich werde für mein Kind ein Vorbild sein, das weiß ich. Deswegen ist es gerade das Wichtigste für mich, ein gesundes Verhältnis zu mir und zu meinem Körper zu haben. Mich so zu lieben, wie ich bin. So, wie meine Mama mich sieht. Mit Liebe. Und so werde ich auch mein Kind sehen.

Rola

Fotos: Team Rola

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