Echoes of Change: So geht Fotografin Meklit Fekadu Tsige mit Trauer um

Echoes of Change ist eine Reihe an persönlichen Essays, in denen uns Fotografin Meklit Fekadu Tsige, Model und Künstlerin Anuthida und Sänger Adam Ulanicki ihre Erfahrungen und Gefühle zum Thema Veränderung mit uns teilen.

Text: Meklit Fekadu Tsige

Meklit Fegadu Tsige ist Fotografin. Sie begann damit, ihre Freund*innen und Bekannte zu fotografieren. Bis heute dreht sich ihre Arbeit um Personen, ihre Charaktere und ihre Geschichten. Sie fängt die Essenz dessen ein, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Für unsere Reihe „Echoes of Change“ hat Meklit im Laufe des Jahres ihre Gedanken zum Umgang mit dem Tod dokumentiert.

Meklit Fegadu Tsige: Wie bleibt man hoffnungsvoll?

13. April 2024
Das alles gehört zum Spektrum des Menschseins. Jedes Gefühl hat den gleichen Wert. Aber es bleibt unsere Entscheidung, ihnen ein unterschiedliches Gewicht zu geben. Glück und Leid sind gleich stark.

17. April 2024
Jeder Tag fühlt sich an wie ein ganzes Leben ohne dich. Die Zeit, die einst fließend und mühelos war, fühlt sich jetzt schwer und mühsam an.

5. Mai 2024
Ich vermisse deine ‚Guten Morgen, Engel‘-Nachrichten, die du mir jeden Tag geschickt hast. Ich wache auf und schaue auf mein Telefon. Dein Name wird nie wieder auf meinem Bildschirm erscheinen. Die Morgende sind am schwierigsten. Einst waren sie erfüllt von der Wärme deiner Worte, die den Ton für meinen Tag angaben. Jetzt ist es eine tägliche Erinnerung an die Endgültigkeit deiner Abwesenheit. Ein kleiner Herzschmerz, der meinen Tag bestimmt.

25. Mai 2024
In meinem Traum ist mein Papa wieder gestorben. Aber dieses Mal habe ich ihm gesagt, wie sehr ich ihn liebe. Dann, innerhalb von Sekunden, war er weg. Diesmal fühlte ich mich besser, weil ich die Möglichkeit hatte, mich zu verabschieden. Es war ein kleiner Trost, ein Moment des Abschlusses, den ich in der Realität nicht hatte.

27. Mai 2024
So viel Schmerz, Erschöpfung und dann wieder Trauer. Ich falle, und ich weiß nicht, wie tief es gehen wird.

 

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5. Juni 2024
Es ist seltsam, dass sich die Welt weiterdreht. Die Sonne scheint – die, nach der wir uns den ganzen Winter über gesehnt haben. Ich fühle mich schuldig, weil ich ihre Wärme nach so langem Warten spüre, während du es nicht kannst. Ich hadere mit der Fairness des Ganzen.

7. Juni 2024
Wir haben uns in diesem Leben immer wieder gefunden. Ich bin sicher, dass wir das auch in jedem anderen Leben tun werden.

10. Juni 2024
Ich weiß nicht, wohin mit all der Wut. Der Tod ist unwiderruflich. Ich kann nichts tun, um ihn rückgängig zu machen. Ich habe keine Kontrolle. Ich kann mir keinen Reim darauf machen, und ich weigere mich, ihn zu akzeptieren. Ich möchte das Universum für diese grausame Wendung des Schicksals anschreien, aber alles, was ich tun kann, ist, mit dieser brennenden Wut dazusitzen und zu hoffen, dass sie eines Tages nachlässt.

Jeder Tag fühlt sich an wie ein ganzes Leben ohne dich.

12. Juni 2024
Ich bin mir nicht sicher, ob es gut ist, die Phasen der Trauer bereits zweimal durchlaufen zu haben. Ich weiß, dass die Akzeptanz irgendwann kommen wird. Dich zu verlieren war etwas, womit ich nie gerechnet habe. Jede Phase der Trauer kommt mir bekannt vor, ein schmerzhafter Prozess, den ich schon einmal durchlaufen habe. Der Gedanke, diese Qualen erneut zu ertragen, ist unerträglich. Der ständige Kreislauf von Verlust und Heilung zermürbt mich, und der Gedanke an künftige Verluste ist zu viel, um ihn zu tolerieren.

20. Juli 2024
Wie nah liegen Trauer und Freude beieinander? Diese Gleichzeitigkeit des Glücks, das ich empfinde, weil endlich Sommer ist, und die tiefe Traurigkeit, weil du ihn nicht mit mir genießen kannst. Jeder Moment der Freude ist mit einem Schatten der Trauer behaftet. Diese bittersüße Existenz ist meine neue Realität, und ich versuche zu lernen, mit der Komplexität meiner Gefühle umzugehen.

22. Juli 2024
Das Schlimmste an einem Verlust ist, dass man all diese Liebe hat. Man vermisst Menschen und möchte es ihnen sagen, aber man kann sie nicht anrufen, keine SMS schreiben oder ihr Gesicht sehen. Ich weiß nicht, wohin mit all dieser Liebe. In meinen Träumen finde ich eine vorübergehende Erleichterung, einen Raum, in dem die Grenzen zwischen Leben und Tod verschwimmen und ich mit denjenigen wiedervereint bin, die ich verloren habe. Mein Herz quillt über vor unausgesprochenen Worten und unausgesprochener Liebe, die ein Ventil in der Realität sucht.

29. Juli 2024
Wie bleibt man hoffnungsvoll?

Foto: Ilya Safonov

Hier gibt es weitere persönliche Essays:

Echoes of Change: Model und Künstlerin Anuthida und ihre Rolle als Mutter
Echoes of Change: Sänger Adam Ulanicki über seine Stimme nach der Transition
Streitgespräch: Sind physische Berührungen ein Ausdruck der Zuneigung oder Eingriff in den persönlichen Space?

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