Vor acht Jahren fing Katharina Isele mit funktionaler Fitness an. 2022 durfte sie sich die fitteste Frau Deutschlands nennen. Im Interview spricht sie über Motivation, Schönheitsideale und ihre Rolle als Lululemon Botschafterin.
Egal ob Instagram, TikTok oder YouTube – wenn wir durch die sozialen Medien scrollen, sehen wir vorherrschend Personen, die dem gesellschaftlichen Schönheitsideal entsprechen. Gerade weiblich gelesene Personen sind oft sehr schlank, haben vermeintlich makellose Haut und langes blondes Haar, obwohl der Wunsch nach und vor allem der Bedarf an diversen Körperbildern groß ist. Der Druck dem einen großen Ideal zu entsprechen, ist meist einfach größer. Im aktuellen „Barbie” Film von Greta Gerwig fasst es America Ferreras Charakter Gloria in ihrem Monolog sehr passend zusammen: „Du musst dünn sein, aber nicht zu dünn. Und du kannst nie sagen, dass du dünn sein willst. Du musst sagen, dass du gesund sein willst, aber du musst auch dünn sein. Du musst Geld haben, aber du kannst nicht nach Geld fragen, denn das ist unverschämt. Du musst Chef*in sein, aber du darfst nicht gemein sein. Du musst führen, aber du darfst die Ideen anderer nicht untergraben.”
Auch die Sportlerin Katharina Isele konnte sich am Anfang ihrer CrossFit-Reise nicht davon frei machen. Jetzt, acht Jahre später, hat sie sich von dem vermeintlichen Ideal verabschiedet und zu sich selbst gefunden – und ganz nebenbei durfte sie sich 2022 auch noch die fitteste Frau Deutschlands nennen. Funktionale Fitness – ein sportübergreifendes Training, bei dem durch zusammenhängende Bewegungsabläufe mehrere Muskeln gleichzeitig trainiert werden – hat Katharina nicht nur zu physischer, sondern auch mentaler Stärke verholfen. Als Botschafterin der Activewear Brand Lululemon möchte die Sportlerin nun auch andere dazu inspirieren, sich in ihrer eigenen Haut wohlzufühlen.
BLONDE: Was bedeutet Stärke für dich?
Katharina: Für mich bedeutet Stärke, sich durch schwierige Situationen durchzubeißen. Auch wenn das Leben manchmal viele Hürden mit sich bringt, man nicht gleich aufgibt, sondern versucht einen Weg zu finden, es zu schaffen. Mutig genug zu sein, um für sich selbst einzustehen und wenn man für seine Träume kämpft.
Sport treiben wird leider oft noch mit dem Wunsch nach Gewichtsverlust gleichgesetzt, wobei es viele andere Gründe dafür geben kann. Was hat dich dazu bewegt, mit dem Sport anzufangen?
Genau das (lacht). Ich wollte unbedingt dünn und schlank sein und Schönheitsidealen entsprechen. Durch den Sport habe ich dann zu mir selbst gefunden und gemerkt, was mir wirklich gefällt und wie ich aussehen möchte und viel mehr: was ich sportlich erreichen möchte.
Wenn es nicht CrossFit geworden wäre, welche Sportart würdest du dann machen?
Oh, gute Frage! Durch funktionale Fitness durfte ich in viele Sportarten schnuppern. Ich bin aktuell schon sehr vom Turnen fasziniert, aber auch die Leichtathletik hat es mir angetan. Ich finde den Mix einfach großartig, also die Vielseitigkeit, die da funktionale Training mit sich bringt. Dem würde ich immer und immer wieder verfallen.
Was treibt dich heute an dabei zu bleiben?
Ich möchte so fit, stark, schnell und ausdauernd wie möglich sein. Ein fitter Körper fühlt sich so gut an und es ist immer wieder spannend, neue Sachen zu lernen. Mein Ziel sind die CrossFit Games und ich werde nicht aufhören, bis ich es dort hingeschafft habe.
Was ist dein Tipp für alle, die gerne mit Sport anfangen würden, sich aber aus Angst vor Verurteilung nicht ins Gym trauen?
Such dir eine Sportart, die dir gefällt. Das muss nicht Laufen oder das Gym sein. Vielleicht kommt auch ein*e Freund*in mit, der*die dich unterstützt. Mach es für dich, für niemand anderen! Sieh den Sport als einen festen Termin im Kalender – ein Date mit dir selbst. In Sachen Gym/Krafttraining hilft dir vielleicht tatsächlich ein Besuch in einer CrossFit Box. Hier hast du Trainer*innen, die dich während der Kursstunde betreuen. Man kann also fast nichts falsch machen (lacht). Und in einer Gruppe Sport zu treiben macht den meisten Menschen mehr Spaß als allein. Aber es gibt natürlich auch viele Menschen, die gerne allein trainieren.
Das vorherrschende Schönheitsideal für weiblich gelesene Personen ist immer noch groß, schlank, durchtrainiert. Letzteres bezieht sich allerdings meist nur auf Po und Bauch, Muskeln werden oft als „nicht weiblich” angesehen. Wie gehst du damit um?
Dieses alte Narrativ darf und muss endlich gebrochen werden und genau das versuche ich auf meinem Instagram-Kanal. Frauen können weiblich sein und trotzdem muskulös. Das eine muss das andere nicht ausschließen. Ich versuche hier immer eher verständnisvoll zu reagieren und der Person zu erklären, warum ich so aussehe Das bringt nun mal die Sportart mit sich und mir gefällt das. Und ich muss mir selbst am Ende des Tages gefallen. Meistens sind die Leute auch nur neugierig und es ist keine böse Absicht dahinter.
Du bist Botschafterin für Lululemon. Was bedeutet diese Rolle für dich?
Ich freue mich sehr darüber, dass ich gemeinsam mit Lululemon viele Menschen dazu inspirieren und motivieren kann sich zu bewegen, Sport zu treiben, um sich wohlzufühlen und dass die Vielfalt an unterschiedlichen Körpertypen etwas sehr Schönes ist.
Was würdest du in der Fitness-Community gerne ändern?
Oft gibt es in der Fitness Community gefährliches Halbwissen. Die Branche ist sehr schnelllebig und lässt sich viel von Trends leiten. Man darf sich nicht so leicht von irgendwelchen Trenddiäten beeinflussen lassen. Nicht alles, was neu und super fancy ist, ist auch gleich sinnvoll und gesund.
Du gehst körperlich oft an deine Grenzen. Aber auch mental kann Leistungssport belastend sein. Wie findest du eine Balance dazwischen?
Ich gehe sehr gerne auf Konzerte, da kann ich gut vom Alltag und Sport abschalten. Aber auch ein ruhiger Abend mit Freund*innen gibt mir wieder viel Energie für die anstrengenden Tage.
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