Es begann mit dem Motorradclub „The Curves„: Den hatten die Freundinnen Cäthe Pfläging, die eigentlich nur „Racaethe“ genannt wird, und Irene Kotnik vor etwa vier Jahren in Berlin gegründet – und der Zuspruch war enorm. Wenig später gingen die beiden dann einen Schritt weiter und veranstalteten das europaweit erste Motorrad-Festival nur für Frauen – „Petrolettes“ war geboren. Inspiriert durch die amerikanische Initiative „Babes Ride Out“, die Bikerinnen aus der virtuellen in die reale Welt bringt, soll ihr dreitätiges Event in der Nähe vom Lübelowsee bei Berlin eine ganz neue Generation von Bikerinnen ansprechen. „Die meisten Events rund ums Motorrad haben einen hohen Männeranteil – ich hatte Lust, die Frauen mal ganz unter sich zu bringen, denn die meisten, die ich auf meinen Abenteuern kennenlernte, sind einfach großartig und inspirierend“, so Initiatorin Irene Kotnik im Interview.
Gerade steckt sie mitten in den Vorbereitungen für die mittlerweile dritte Runde „Petrolettes“, an dem dieses Jahr 1.400 Frauen teilnehmen werden. Was das diesjährige Highlight der Veranstaltung ist und warum die Welt ein Mottorad-Festival nur für Frauen braucht, hat Irene uns im Interview verraten.
Das Petrolettes-Festival findet im dritten Jahr statt. Was ist der größte Unterschied zur ersten Veranstaltung?
Irene: Beim ersten Festival wussten wir noch nicht mal, ob es überhaupt Anklang findet und Interesse bei den deutschen beziehungsweise europäischen Damen gibt… ein Event nur unter Frauen, da werden einige etwas misstrauisch. Das Schönste an Petrolettes ist die nun entstehende Community. Letztes Jahr sind fast alle Motorrad-Ladies aus dem Jahr zuvor wiedergekommen und das Netzwerk weitet sich. Wenn wir das Event organisieren, werden wir nun auch ein wenig entspannter und auch legt sich die Kritik von außen mehr und mehr. Ich merke die Akzeptanz, dass wir Frauen halt einmal im Jahr ‚unser Ding‘ machen wollen.
Wir wollen Frauen zusammenbringen, zusammen stark sein und einander inspirieren, und ermutigen.
Welche Frauen nehmen an dem Festival teil?
Frauen, bei denen das Benzin im Blut fließt. Heldinnen, die Lust auf Abenteuer verspüren und zu einer großen wilden Party im Freien tanzen möchten.
Worum geht es euch dabei?
Wir wollen Frauen zusammenbringen, zusammen stark sein und einander inspirieren, und ermutigen.
Was findet während der Veranstaltung statt?
Petrolettes versteht sich als ein 3-Tages Summercamp. Wir kreieren eine Erlebniswelt mit Tattoo-Künstlerinnen im Tipi Zelt, Live Musik und DJs, Vorträge von weiblichen, inspirierenden Motorrad-Legenden – und natürlich fahren wir auch zusammen aus! Die Teilnehmerinnen können an unserem Programm teilnehmen und die Natur, das Baden im See und die Sisterhood am Lagerfeuer genießen.
Warum habt ihr euch dafür entschieden, ein Festival nur für Frauen zu veranstalten?
Because we CAN! Bei uns sind natürlich auch Damen ohne fahrbaren Untersatz willkommen. Denn es geht um diesen speziellen Schlag von Frauen. Die Besucherinnen verstehen sich so gleich, egal wie oder mit was du angereist kommst. Ich muss aber auch gestehen, dass viele Teilnehmerinnen im Jahr darauf ihren Führerschein machen, um mit ihrem eigenen Motorrad dabei sein zu können. Das steckt schon sehr an, dieses lebendige Gefühle von einem knatternden Motor unter dir und dieses Gefühl von Geschwindigkeit.
Frauen und Motorräder: Was ist das gängigste Klischee, mit dem ihr immer wieder konfrontiert werdet? Wie tritt man diesen Klischees gegenüber?
Wie bei unserem Motorrad-Club habe ich ganz klar das Ziel, keine alt-eingessenen Muster und Regeln zu befolgen. Wir bringen frischen Wind und zwar laut und mit rasantem Tempo. Männer sind super und mein Freund baut Rennmaschinen. Er ist mitten im Thema und wenn ich Fragen bezüglich Mechanik habe, ist er immer für mich da und zwar auf Augenhöhe.
Alter spielt keine Rolle: ride as you are!
Warum ist den Frauen der Austausch untereinander wichtig?
Weil er anders ist. Wir haben bestimmte Bedürfnisse und Interessen, die Männer nicht haben. Meiner Meinung nach ist diese Plattform sehr wichtig, ein Umfeld zu schaffen, auf dem wir uns ganz ungezwungen und frei miteinander vernetzen und austauschen können.
Wie ist der Altersdurchschnitt? Wie alt sind die jüngsten, die ältesten Teilnehmer?
Das ist mit einer der schönsten Aspekte: Petrolettes bringt drei Generationen Frauen zusammen. Alter spielt keine Rolle: ride as you are! Ich glaube die Jüngste ist 7 und die Älteste 80…
Was war das schönste Erlebnis, das bisher auf einem der Petrolettes-Festival passiert ist?
Ich bekomme immer noch Gänsehaut, als beim ersten Petrolettes Sprintrennen keine Fahrerin so richtig die Hand heben wollte, als es darum ging, wer ist dabei. Wir plärrten durch das Megafon welche Leistungsklassen wann starten sollten, aber der Zuspruch war sehr verhalten. Alle schauten uns aufgeregt an und keine holte ihr Motorrad, um an der Startlinie loszulegen. Als wir mit ein paar ‚Curves‘-Mitgliedern ein Beispiel gaben, kamen die ersten ins Rollen. Der Gedanke, seinen eigenen inneren Schweinehund zu überwinden, schien ansteckend zu sein, denn zum Schluss waren fast alle dabei und das Rennen wollte nicht aufhören.Einmalig!
Wie richtig ist euch das Thema Feminismus? Wie stehen eure Teilnehmerinnen dazu?
Wir stehen zu Frauen Power und machen uns auch stark dafür. In erster Instanz ist uns der Freiraum wichtig, in dem wir uns unbeschwert und ausgelassen austauschen, inspirieren und Spaß haben.
Wir möchten da weniger etwas aufsetzten, sondern eher zuschauen wie sich diese neue Bewegung ins Rollen bringt… brraaaaaaap!!!!