Gerade, als sich dieses DJ-Kollektiv formieren will, setzt eine gewisse Pandemie ein. Für die fünf Köpfe hinter dem Projekt aber bedeutet das kein Ende, sondern erst recht den Anfang – dann eben im virtuellen Raum. Anderthalb Jahre später steht das Network „SLIC Unit”, das zwischen Hamburg und Berlin die DJ-Szene neu formiert.
SLIC Unit ist eine Art gemeinschaftliche Kettenreaktion. Soll heißen: Wer einmal auf dieses DJ-Kollektiv klickt, hat gleich mehrere Tabs offen. Darunter zu finden sind Sets, die die musikalischen Einflüsse jedes Members reflektieren: Club- und Downtempo-Sounds wie Afro Beats, UK Bass, House, Dancehall, Jungle, R’n’B, Rap. Die Unit spielt sie für Stationen von Cosmo (WDR) bis HÖR Berlin. Es gibt aber noch mehr Tabs, die es sich zu öffnen lohnt: Die Mitglieder sind zu finden in diskursiven Talks, Soundcloud-Mixes, Podcast-Interviews, in eigenen Hosting-Gigs und mehr Streams. Das alles klingt nach einer Laufbahn, die bedächtig kuratiert ist, spontan und flexibel, aber nicht ohne Konzept. Und genau das ist sie auch – nur steht dahinter kein Gerüst aus Management, Booker-Team und Label-Vertrag. Am allerwenigsten stecken dahinter Jahrzehnte der Karriere-Planung – sondern gerade mal etwas mehr als zwölf Monate. Und, ja, das genau während einer Pandemie.
DJ-Kollektiv mit „open format“: SLIC Unit im BLONDE-Interview
Gut, ein wenig Planung ist schon dabei. Sie fängt an mit der Idee für das BIPOC DJ-Kollektiv, das sich nach Zusammenhalt sehnt, einander bestärken und Mitgliedern der Community Kraft geben möchte. Diese Idee jedenfalls bestand schon eine ganze Zeit, bevor sich yung_wumb, SENU, Jaxx TMS, Slimgirl fat und Nissa Anfang 2020 vereinen, um SLIC Unit zu gründen. Antriebsgründe gab es einige: Als (Grafik-) Designerin, Performance-Künstlerin, Tänzerin, Producerin oder Art Direktorin bringt jede Einzelne schon Erfahrungen aus anderen Kunstbereichen mit ins Projekt. Auch Flexibilität ist der Unit in die metaphorische Wiege gelegt: Schon zur Zeit ihrer Gründung leben sie über Berlin und Hamburg verteilt. Gemeinsame gesellschaftliche Erfahrungen, besonders in der weiß und cis-männlich geprägten DJ-Szene, vereinen sie trotzdem. Und dann wäre da natürlich das Wichtigste: die Musik. Welche Bindeglieder ihre Tunes im virtuellen Raum sind, wie sich ein Kollektiv digital organisiert und warum persönliche Treffen in der Zukunft eine Rolle spielen, verraten die fünf im BLONDE-Interview.
Was umschreibt der Begriff „Slic” für euch?
NISSA: Wir haben uns wirklich lange Gedanken über unseren Namen gemacht. Am Schluss war SLIC aber für uns alle irgendwie perfekt: Ein bisschen smooth, ein bisschen smart, ein bisschen „fash-y”. Hypnotisch schillernd wie Öl auf Wasser.
SENU: Gleichzeitig nicht zu sehr aufgeladen – der Name schiebt uns nicht gleich in irgendeine musikalische Schublade. Das war uns auch sehr wichtig. Der Name ist natürlich auch als Ganzes zu betrachten. „Unit” soll einfach zeigen, dass wir seit der Gründung zusammen agieren und uns gegenseitig unterstützen, wo wir können. Gleichzeitig wollen wir kein exklusiver Kreis sein und sind immer offen dafür, andere DJs und Musiker*innen zu supporten.
Slimgirl fat: Slim Thug hat’s gesagt: „Pullin‘ Tricks Looking Slick”.
Jaxx Tms: Slic ist gleich „on point”.
„Wir reden da Klartext, wo viele ein Riesengeheimnis draus machen”
„[Es tut] einfach gut, Menschen um sich zu haben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie man selbst. Nicht nur auf unsere Erfahrungen als DJs bezogen, sondern all diese, die man eben als nicht-weiße Person in Deutschland macht.” – SENU
Inwiefern bestärkt euch das Arbeiten im Kollektiv? Worin liegt die Kraft?
yung_womb: Dass wir all unsere Skills, zeitlichen Ressourcen, Stärken, Kontakte und Netzwerke zusammentun, entlastet mich persönlich enorm. Ich kann mich damit von dem Druck distanzieren, im Alleingang alles wissen, können und schaffen zu müssen. Ich kann all meine Zeit und Energie auf meine Stärken innerhalb des Kollektivs konzentrieren.
Slimgirl fat: Ich liebe den Spirit, den man innerhalb einer Gruppe erschaffen und tanken kann. Man pusht sich gegenseitig, gibt aufeinander Acht und lernt sich kennen. Das Miteinander schafft Kraft und Selbstbewusstsein. Das ist insofern wichtig, da die Welt des Musikbusiness manchmal anstrengend und rücksichtslos sein kann.
SENU: Zudem tut es einfach gut, Menschen um sich zu haben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie man selbst. Nicht nur auf unsere Erfahrungen als DJs bezogen, sondern all diese, die man eben als nicht-weiße Person in Deutschland macht.
Ich kann mit allen Nonsens reden. Ich kann über Freude, und Dinge die mich wütend machen sprechen, aber auch gleichzeitig super Nerd-Talk über Musik und Technik führen. Wir waren vorab keine engen Freund*innen. Das heißt, wir lernen uns jetzt auch alle noch richtig kennen.
Jaxx Tms: Es tut gut, auf DJs zu treffen, die den gleichen Drive und Visionen haben. Jede von uns hat besondere Skills oder Ansichten zu bestimmten Themen. Es tut gut, so frei raus einfach alles besprechen zu können – egal ob es um Kontakte, Geld, Meinungen zu Themen, Musik oder Dingen geht. Wir reden da Klartext, wo viele ein Riesengeheimnis draus machen.
yung_womb (she/her), ist Mama, Tänzerin/Performerin, Künstlerin und DJ und wurde in Bogotá, Kolumbien geboren. Ihre Eltern nennen sie „Zuréh”, das bedeutet „Kind der Sonne”. Für ihre Freund*innen ist sie kolumbianische Ur-Hamburgerin, für Deutschland aber bezeichnet sie sich als „Bildungs-Innenländerin”. Nach einem Studium in Kunst, Musik und Medienorganisation arbeitete sie an verschiedenen Urban-Art- und Performance-Projekten in Halle an der Saale und Hamburg. Zum Auflegen kam sie während der Elternzeit für ihren mittlerweile fast 5-jährigen Sohn: Bei einer Hausparty legt womb spontan im Bademantel auf, twerkt – und bleibt den Gäst*innen im Kopf. Seitdem hat sie beim Reeperbahnfestival Hamburg gespielt, beim Netzwerktreffen Interkultur Ruhr, Formation Now**, bei HÖR Berlin oder der Selektor-Show von COSMO Radio. Zusammen mit SLIC-Member NISSA moderiert sie die Show „Traction” bei [sic]nal Radio und studiert Tanz, Kontext und Choreografie am HZT Berlin. Ihren Namen yung_womb hat sie von ihrem Account bei der Plattform Mamikreisel übernommen.
NISSA (she/her), ist freie Art Direktorin, Designerin und DJ und hat Projekte für die Bundeszentrale für politische Bildung, Each One Teach One e.V., den Machiavelli Podcast oder MTV Germany realisiert. Als DJ moderiert sie zusammen mit young_womb die Show „Traction” und ist als Teil von SLIC Unit bald Resident beim Radio-Kreativnetzwerk Half Moon. Vor fast sechs Jahren zog Nissa für einen Job aus Süddeutschland nach Hamburg und fühlt sich dort mittlerweile „sehr wohl". Irgendwie hätten sie schon immer viele kreative Menschen umgeben, sagt sie. Nissas Vater war Musiker und auch ihr Patenonkel ist DJ, unter ihren Freund*innen finden sich viele Designer*innen, Künstler*innen, DJs und Musiker*innen. An einem Punkt drängten ein paar von ihnen Nissa fast dazu, endlich mit dem Auflegen anzufangen. Einen Schubs ins kalte Wasser später hat sie sich dran gewöhnt. Und jetzt? „Lieb' ich's!”
Ihr habt euch genau zu Beginn von Corona zwischen Berlin und Hamburg formiert. Wie organisiert man sich in anderthalb Jahren Pandemie über zwei Städte?
NISSA: Im klassischen Corona-Modus, nämlich fast ausschließlich in Zoom Calls und unserer Telegram-Gruppe. Wir haben ein Task-Board, auf dem wir alle Themen sammeln, die wir dann entsprechend in Calls priorisieren und besprechen. Physisch zu fünft in einem Raum waren wir bisher erst zwei, drei Mal.
SENU: Ich glaube, auch das war die größte Herausforderung: Wir hatten vorab alle eine unterschiedlich enge Beziehung und eben nicht die Möglichkeit, uns einfach mal ein paar Wochenenden einzusperren. Gute digitale Kommunikation setzt ein hohes Maß an Vertrautheit voraus. Man kann so unglaublich viel falsch interpretieren in unzähligen Telegram-Nachrichten und Zoom Calls, in denen man sich ständig ins Wort fällt. Ich habe aber auch das Gefühl, es kommt uns teilweise zugute, dass es noch nicht so starke Dynamiken zwischen uns gab und wir ein recht professionellen, aber gleichzeitig liebevollen Umgang etabliert haben. Es hat sich recht schnell herauskristallisiert, wem welche Aufgaben leichter fallen. Zudem ist es super wichtig, empathisch miteinander zu sein: Jede hat etwas andere Lebensumstände und unterschiedlich viel Kapazität. Das hat bis jetzt alles super gut funktioniert. Wahrscheinlich auch, weil wir uns so gut ergänzen.
Slimgirl fat: Disziplin spielt da auch ’ne große Rolle, zum Beispiel dabei, die Zeit für einen geplanten Call einzuhalten und mit den ganzen Themen durchzukommen. Manchmal ist das ein bisschen schwierig, weil wir natürlich auch einfach quatschen wollen.
„Ich schätze meine kleine Unit unglaublich dafür, dass wir uns trotz Pandemie nicht haben entmutigen lassen. Die Leidenschaft für dieses Projekt hat für mich nicht darunter gelitten, sondern hat durch die extra „Wartezeit” merklich zugenommen.” – yung_womb
SENU sagt, es hat sich schnell herauskristallisiert, wem welche Aufgaben leichter fallen. Rollenverteilungen sind vielleicht klischeehaft, aber gibt es trotzdem verschiedene Positionen, die jede in der Gruppe einnimmt? Hat eine mehr Spaß an Planung und Organisation, die andere hält die Gruppe emotional zusammen, etc.?
Jaxx TMS: Also erstmal Shoutout an alle Members, die wirklich super viel Arbeit und Herzblut in Slic stecken!
NISSA: Von mir kommt alles Grafische und ich kümmere mich meistens um unseren IG-Account.
yung_womb: Von SENU kommen alle Dad-Jokes, die wir brauchen, um uns in all der Ernsthaftigkeit nicht allzu ernst zu nehmen. Zudem teilt sie unglaublich großzügig ihr Wissen über CDJ-Funktionen und -Einstellungen und treibt insgesamt die „Anti-Konkurrent*innen-” und „Wissen und Infos müssen ausgetauscht werden”-Mentalität von SLIC Unit voran. Nalan ist unsere Orga-Mutti, nach dem Motto: „Montag ist Bürotag, an den anderen Tagen wird geskatet”. Mit ihrer Liebe zur Planung nimmt sie uns unheimlich viel Arbeit ab und ist meistens die erste Ansprechperson für Leute, die uns buchen wollen. Sie hat das beste Verhandlungsgeschick.
Nissa kümmert sich hingebungsvoll und schnell um unser IG-Aussehen, wie eine Aunty, die sich mit Stielkamm an deine Haare heranschleicht. Und natürlich fließen aus ihr all unsere slic-tastischen grafischen Beiträge. JaxxTMS pflegt unseren Soundcloud-Account und zieht einfach die krassesten Kollabos und Bookings für uns heran, was wie beim Angeln nichts mit Glück zu tun hat, sondern aus unglaublicher Erfahrung und ihrer Professionalität resultiert.
SENU: yung_womb hat sich zum Beispiel um das Konzept unseres ersten Zoom-Shootings gekümmert. Als Performance-Künstlerin ist das ganz klar ihre Stärke. Grundsätzlich legt sie viel Wert auf gute Planung, auch in den Details unserer gemeinsamen Gigs, Aktionen und Shootings. Ich finde es super schön, dass wir unterschiedliche Schwerpunkte und Talente haben. So hat auch jede mal eine kurze Verschnaufpause. Gleichzeitig können diejenigen, denen ein Thema am meisten liegt, dieses auch voran treiben. Am Ende soll das alles ja Freude bringen und sich nicht zu sehr nach Arbeit anfühlen.
Slimgirl fat (she/her) ist Musikerin, Produzentin und DJ. Als gebürtige Münchnerin ist sie heute in Berlin based und dort unter dem Namen Nalan als Solo Artist, aber auch als Teil der Gaddafi Gals und SLIC Unit aktiv. Zuvor studierte sie Kunstgeschichte und Theaterwissenschaft und arbeitete nebenbei schon kuratorisch. Nach Berlin zog Nalan für die Musik und moderiert von dort aus gemeinsam mit Senu für DRAFT RADIO. Gerade produziert sie ihr erstes Soloalbum als Nalan, das zweite Album der Gaddafi Gals steht aber auch schon in den Startlöchern. Dank der SLIC Unit ist sie aber auch wieder heiß aufs Auflegen und die gemeinsame Residency bei Half Moon Brooklyn.
„Allein schon unsere Existenz ist politisch”
Was war bei eurer Gründung eine Herausforderung, mit der ihr nicht gerechnet hattet?
yung_womb: Die Idee von SLIC Unit ist ja noch weit vor der Pandemie entstanden. Das erste Treffen zu fünft in Berlin mussten wir wegen des Lockdowns absagen und auf Zoom abhalten. Wir haben uns dann ein paar Wochen später quasi „offiziell virtuell” gegründet und mussten uns daher nicht nur darüber Gedanken machen, was wir als SLIC Unit sind und was wir – unter normalen Umständen – machen wollen würden, sondern uns gleichzeitig an die neuen Hindernisse anpassen und neu erfinden. Wir hatten bis jetzt kaum Raum und Gelegenheit uns voll zu entwickeln oder alle Aspekte, wegen der wir uns gegründet haben, umsetzen zu können: Zusammen auflegen, touren, veranstalten, Kollabos, kuratieren, Workshops geben etc.
Ehrlich gesagt empfinde ich es aber weniger herausfordernd als mehr frustrierend. Aber ich schätze meine kleine Unit unglaublich dafür, dass wir uns trotz Pandemie nicht haben entmutigen lassen. Die Leidenschaft für dieses Projekt hat für mich nicht darunter gelitten, sondern durch die extra „Wartezeit” merklich zugenommen. Um Nissa zu zitieren: Ich glaube ich werde es nicht aushalten, wenn wir endlich mal alle zusammen auf einer Party spielen können.
„[Slic ist] ein bisschen smooth, ein bisschen smart, ein bisschen „fash-y”. Hypnotisch schillernd wie Öl auf Wasser.” – Nissa
Senu: Ich glaube, wie viele hatte ich irgendwann einfach den totalen Zoom-Overkill. Ich wusste, dass jetzt all die Orga super leicht und spaßig wäre, wenn wir uns einfach kurz treffen könnten. Grundsätzlich finde ich es als DJ gerade einfach etwas schwierig, motiviert zu bleiben. Dafür habe ich aber dann die anderen, die mich mitziehen, wenn ich an einem Tiefpunkt bin. Radio- Shows zu spielen macht Spaß, aber die Reaktion der Crowd ist für mich einfach unersetzbar.
Jaxx Tms: Ich dachte ganz ehrlich, wir kämen viel früher dazu, mal live zu spielen. Damit, dass sich diese Situation so in die Länge zieht, hätte ich nicht gerechnet – und es zerrt an einem. Wie Senu schon sagt: Dabei motiviert und kreativ zu bleiben ist echt tough.
„Musik ist die Welt, in der wir uns verlieren wollen. Im Privaten bin ich politisch aktiv. Ich versuche meistens, das von meinem Dasein als Musikerin zu trennen. [Aber es ist] ein Teil von mir, ein Teil von uns.” – Slimgirl fat
SENU (she/her), ist (Grafik-) Designerin (hier bekannt als Eli Michiel), DJ und Host bei THF Radio. Ursprünglich kommt sie aus einem kleinen bayerischen Dorf und wohnt seit fünf Jahren in Berlin. Ein Trip nach Lissabon gab ihr den letzten Push, um endlich aufzulegen: „Ich war super überwältigt von der Musikszene dort und wollte den Sound mit nach Berlin bringen. Die Stadt ist geprägt von brasilianischer und angolanischer Musik.” Für SENU ist eine Clubnacht in Lissabon schlichtweg interessanter als eine in Berlin: „Bei aller Liebe für die Berliner Clubkultur – sie wird zunehmend eintöniger.” Ihr stoß außerdem auf, dass mehrheitlich weiße (cis männliche) DJs bekannt dafür waren, Sounds des afrikanischen Kontinents oder globalen Südens zu spielen. Nachdem sie unter anderem für HÖR Berlin, das Jazz Café Hamburg oder das Düsseldorfer Schauspielhaus aufgelegt hat, hofft SENU nun darauf, im Kollektiv bald Festival Gigs nachholen zu können.
Jaxx TMS ist DJ, Radio Host, Floristin und Mama. Seit 11 Jahren lebt sie in Berlin, ursprünglich kommt sie aber aus Bielefeld in Nordrhein-Westfalen. Jaxx' Vater stammt aus Grenada, ihre Mutter aus Spanien. Zuhause hatten sie schon immer eine ziemlich große Vinyl-Sammlung: Ihre Eltern bezeichnet Jaxx als „richtige Musicheads”, die die verschiedensten Sounds spielten und sie damit stark beeinflussten. Auch die Verbindung ihres Vaters nach England und regelmäßige Besuche dort haben sie geprägt. Das englische Radioprogramm hält Jaxx für nicht mit Deutschland vergleichbar – und reiste schon als Kind mit leeren Kassetten dorthin, um Songs aufzunehmen. Während sie die Songs der UK-Insel noch immer inspirieren, gehört es heute zu Jaxx' großen Zielen, selbst zu produzieren. Bis dahin war sie schon DJ auf der Tour von Burna Boy in Lagos (Nigeria) dabei und hat für HBO, das i-D Magazin, Musicbox Lisbon, Hotel Radio Paris oder Highsnobiety aufgelegt.
In einem anderen Feature hat yung_womb erklärt, dass eure erste Gemeinsamkeit in der Musik besteht, aber auch im gemeinsamen politischen Ground. Außer schon der Repräsentation nach außen – wie viel Raum nehmen eure politischen Einstellungen in eurem Auftreten ein?
Slimgirl fat: Alleine schon unsere Existenz ist politisch. Das ist mit ein Grund, weshalb unser Hauptfokus auf der Musik liegt: Das ist die Welt, in der wir uns verlieren wollen. Zumindest geht mir das so. Im Privaten bin ich politisch aktiv. Ich versuche meistens, das meistens von meinem Dasein als Musikerin zu trennen. Wie ich im ersten Satz allerdings schon sage, ist das Teil von mir, ein Teil von uns.
SENU: Natürlich fließt unsere politische Einstellung in jede gemeinsam getroffene Entscheidung ein. Wir diskutieren jeden Gig und jede Kollaboration und versuchen, dabei immer einen Konsens zu finden. Ich glaube, trotz der vielen Gemeinsamkeiten gibt es immer noch unterschiedliche Einstellungen bzw. Lebensrealitäten, die dazu führen, dass wir eben auch voneinander lernen können.
„Es wäre schön, einfach mal zusammen spielen zu dürfen – in real Life – als komplettes Kollektiv – vor echten Menschen.” – Jaxx TMS
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Was sind eure konkreten Wünsche für femme BIPOC Kollektive wie euch in naher Zukunft? Gibt es eine Traum-Location/-Event oder ähnliches, die ihr mal bespielen oder das ihr gerne auf die Beine stellen würdet?
Slimgirl fat: Ich will einfach nur spielen. No matter where, no matter when. Die Gigs, die wir bisher gemeinsam gespielt haben, waren so so sweet und haben enorm viel Spaß gemacht. Vor allem wenn man B2B spielen und die Menschen um einen herum zum Tanzen, Nachdenken und Träumen bringen kann.
SENU: Der erste große Wunsch wäre, endlich mal zusammen in einem Club aufzulegen. Ziemlich basic. Ich bin recht zuversichtlich, dass wir das 2021 noch schaffen. Abgesehen davon würde ich super gerne ein Event auf die Beine stellen, um Newcomer*innen eine Bühne zu geben, gleichzeitig aber auch ein paar andere DJs einzuladen, die mich inspiriert haben. Letztes Jahr haben wir zusammen eine Show bei Hallo Radio in Hamburg gespielt, und der Vibe war so unglaublich gut.
Jaxx Tms: Ich sehe das wie Senu und Nalan: Es wäre schön, einfach mal zusammen spielen zu dürfen – in real Life – als komplettes Kollektiv – vor echten Menschen. Amazing.
Fotos: SLIC Unit, Foto klein (jeweils): Joanna Legid