Gestern endete die zweite digitale Edition der 080 Barcelona Fashion Week. In vier Tagen zeigten 22 Designer*innen und Labels ihre Vision von Trends der nahen Zukunft. Warum die vor allem darin bestehen, bestehende Standards neu zusammenzusetzen, haben wir hier zusammengefasst.
Wer sich fragt, wo eigentlich diese ganzen Veränderungen passieren, von denen immer alle reden, könnte zumindest in modischer Hinsicht auf Barcelona blicken. Dort endete gestern Abend mit der Show des Labels Paraiso die zweite Digital-Ausgabe der 080 Barcelona Fashion Week. Und nachdem alle 22 Designer*innen ihre Trend-Visionen für die nahe Zukunft präsentiert haben, dürfte klar sein: Small changes are already happening. Die Entwürfe der Talente sind von der Zusammensetzung von Kontrasten geprägt, von gegensätzlichen Materialkombinationen und Dekonstruktion im Schnitt. Klingt inhaltlich nach den Anfängen von Modestudent*innen? Falls ja, ist das in diesem Fall durchaus positiv gemeint – schließlich liegt das größte Potential für Veränderung doch gerade bei denen, die sich offen für Learning und eine neue Welt zeigen, oder? Welche Trends dabei ganz konkret für rausspringen, lest ihr im Folgenden.
„2 Become 1”: Symmetrische Farb- und Materialkombinationen
So gar nicht zweigesichtig, sondern einfach ausgeglichen sind die Looks von Paraiso, Eiko Ai und Eñaut.Schon die legendären Spice Girls haben in ihren Lyrics zu „2 Become 1” das prophezeit, was die 080 Barcelona Fashion Week 2021 gerade auf den Laufsteg bringt: Die Vereinigung zweier Seelen. In diesem Fall kommen die aber nicht als Liebespaar. Vielmehr geht es bei diesem Trend um die in gleichmäßige Kombination von zwei kontrastierenden Mode-Komponenten. Und wenn es nach Eiko Ai und ihren Wrap-Dresses ginge, dürften dabei auch gerne gegensätzliche Farben UND Materialien aufeinandertreffen. Labels wie Eñaut und Paraiso zeigen außerdem, dass der Trend auch jahreszeitenübegreifend funktioniert. Während bei Paraiso ein lockerer Karo-Beachwear-Look ensteht, setzt Eñaut das Karo mit Camel-Tönen für kältere Monate zusammen. Auf so einen vielseitigen Einsatz wären sicher auch die Spice Girls stolz.
Mut zur Sichtbarkeit: Blickdurchlässige Stoffe und lockere Maschen
Wieviel gebe ich von mir Preis? Die Outfits von Paola Molet, ONRUSHW23FH und Y_Como jedenfalls plädieren für mehr Durchlässigkeit.Achtung, kitschige Metapher im Anlauf: Ob die Designer*innen aus Barcelona darauf anspielen wollten, dass wir alle post-Pandemie ein wenig offener sein könnten mit unseren Emotionen? So oder so, mit ihren Entwürfen lassen Y_Como, ONRUSHW23FH oder Paola Molet tief blickend. Gemeint ist damit ihr Einsatz von transparenten Stoffen oder grobmaschigen Strick- und Häkelpieces. Die Jungdesigner hinter ONRUSHW23FH zum Beispiel setzten auf komplette Durchsicht – egal, ob durch zarte Materialien, die alles offenlegen oder glänzendes Vinyl. Ihre Kollegin Paola Molet wiederum kombinierte beide Arten der Durchlässigkeit und schickte Models mit Kapuzen aus Organza und löchrigen Kombinationen aus Strick und Häkel auf den Laufsteg. Denn subtilsten und gleichzeitig klassischsten Ansatz wählte wohl Y_Como. Yolanda Pérez Álvarez designte fließende blumige Mäntelkleider aus feinen, Chiffon-artigen Materialien. Als harter Kontrast sind schwarze Lingerie und Accessoires zu sehen. Fazit: Egal, wie ihr nun eure Gedanken offenbart, dazu, mehr durchsickern zu lassen, ermuntern diese Designs allemal.
Von wegen förmlich: Deconstructed Blazer
Doch, man kann ihn noch neu erfinden, diesen Klassiker: Wie Blazer mit neuen Formen geht, zeigen Avellaneda, Antonio Marcial und Otrura.A Blazer is a blazer is a blazer? Nicht nur für Antonio Marcial, Otrura und Avellaneda. Alle drei Designer haben sich dafür entschieden, dem Standard-Piece sprichwortlich zu Leibe zu rücken. Avellaneda entfernte dafür die Schulterpartie und sorgt für einen Blazer mit Carmen-Blusen-Vibes. Sergio De Lázaro, der Designer hinter Otrura, trennte sich von Ärmeln und verschob das Revers seiner nadelgestreiften Entwürfe. Und dann wäre da noch Antonio Marcial, quasi der Revoluzzer unter den Schnittmeister*innen. Seine genderneutralen Designs zeigen entweder klare Cut-Outs an der Schulterpartie des Blazers oder haben nur noch wenig mit dessen Grundform zu tun. Durch diese Dekonstruktionen behält der Blazer seinen seriösen und formgebenden Charakter, gewinnt aber sonst an Freiheit. Und wenn eine facettenreiche Modewoche wie die 080 Barcelona Fashion Week 2021 doch für eines stehen möchte, dann für Freiheit, oder?
On Wednesdays we wear…Classic Rosé
Das wohl klassischste Pink zeigt Eiko Ai im glänzenden Look. Victor von Schwarz und Antonio Marcial gehen zu besonders zartem Rosé über.Okay, alle Color-Expert*innen und Farbkreiskenner*innen aufgepasst: Dass wir hier nicht von einem klassischen Farbtrend sprechen können, wissen wir. Auffällig bleibt die Rückkehr zu zarten und eher klassischen Rosé- und Pinktönen bei der 080 Barcelona Fashion Week 2021 aber trotzdem. Um seine Dekonstruktionen aufzubrechen, verwendet Antonio Marcial Shades von Flieder bis zu pastelligen Koralltönen, aber eben auch klassisches Rosé. Ähnlich hält es Eiko Ai – die Designerin Glo Lladó ist ja ohnehin bekannt für ihre Liebe zu Pastell, lässt sich wiederum aber auch ein Pink für ihre fließende Kleider nicht nehmen. Überhaupt Fan von allen R-Farbtönen ist dann noch Victor von Schwarz. In seiner Kollektion prägt der Designer Rottöne und paart sie mit – ganz genau – klassischem Rosé. Und trotz deutlichen Unterschieden in Schattierungen ist das Besondere an diesem Trend, dass seine gedeckten Töne eine Art einheitliches Moodboard ergeben. Pantone-Farben 2022, anyone?
In Kooperation mit 080 Barcelona Fashion Week.
Foto: 080 Barcelona Fashion Week
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