Die New Yorker Produzentin und DJ Cachee Livingston aka Kitty Cash ist auf der ganzen Welt unterwegs. Einer ihrer bisher größten Erfolge ist die Zusammenarbeit mit Rapper ASAP Rocky. Trotzdem: das 29-jährige Brooklyn-Babe bleibt auf dem Boden. Wir haben mit Kitty über die absolute Notwendigkeit von Eigenlob gesprochen sowie über Social Media und den Mix von Street Wear und High Fashion. Und welcher Ort würde sich dafür besser eignen, als die Bread&&Butter by Zalando?
Interview: Jenny Weser
Text: Nadja Preyer
Foto: Isa Foltin/Getty Images for Zalando
Das Motto der diesjährigen Bread&&Butter lautet „What’s next?“. Was ist für dich das nächste große Ding?
In Sachen Musik: Rico Nasty, ich liebe dieses Girl einfach! Wenn es um Fashion geht, würde ich sagen: Street Wear. Klar ist das schon lange ein Thema, aber ich glaube, die Leute erfinden Street Style gerade wieder neu. Natürlich steckt immer noch viel „Street“ drin, aber im Moment mischt sich die Mode von der Straße mit High Fashion. Wenn du weißt, was ich meine.
Absolut, ein Beispiel dafür ist ja Virgil Abloh als neuer Designchef bei Louis Vuitton…
Genau! Super Beispiel. Genau solche Entwicklungen wie der Einstieg von Virgil Abloh bei LV machen es so spannend zu beobachten, wie Street Wear immer wieder auf ein neues Level gehoben wird.
Siehst du das nur positiv oder bist du vielleicht auch ein wenig besorgt?
Ich glaube, diese Entwicklung bedeutet auch, dass es teurer wird, sich sein Lieblings-Shirt zu holen, was früher mal 35 Dollar gekostet hat. So wird aus dem 100-Dollar-Shirt schließlich ein 500-Dollar-Shirt. Also ja, ich würde definitiv sagen, dass es ein zweischneidiges Schwert ist.
Was steht für dich persönlich als Nächstes an?
Ich plane eine EP für 2019, da freue ich mich schon jetzt sehr drauf! Aber ich darf noch keine Details verraten, sonst kriege ich richtig Ärger 😉
Na gut. Bist du heute erst in Berlin angekommenen?
Nein, seit gestern Abend bin ich in der Stadt und war gestern im Club feiern, in Berlin natürlich der Klassiker.
Also hast du sicher auch schon was vom Berliner Style mitbekommen…
Ja, ich liebe den Style hier! Ich will am liebsten einfach nur rumlaufen und gucken. Ich würde so gern länger bleiben. Auf dem Weg hier her hab ich die ganze Zeit begeistert wie ein Baby an der Fensterscheibe geklebt und die Leute angeglotzt und gerufen „Oh, cute!“
Würdest du sagen, dass du ein Style-Vorbild hast?
Nicht unbedingt ein Vorbild, aber es gibt ein paar Leute, deren Style ich liebe, wie zum Beispiel den von A$AP Rocky, Rihanna und Solange.
Das sind ja auch alles Leute, die Street- mit High Fashion mixen, oder?
Auf jeden Falll! Genau das liebe ich an ihrem Style auch. Das ist einfach Real Life. Es wird nie so sein, dass mein gesamter Kleiderschrank aus teuren Designern besteht, das geht einfach nicht. Ich glaube, persönlicher Stil entsteht daraus, wie der Look von anderen dich dazu inspiriert, deine eigenen Klamotten zu kombinieren.
Hast du das Gefühl, dass Originalität durch den vielen Social Media Input schwieriger wird?
Das ist lustig, darüber habe ich mich gerade erst unterhalten. Ich glaube, wir verarbeiten die ganze Zeit so viele Informationen – und je nachdem, was uns gefällt, sind es oft die gleichen. Ich glaube, deshalb denken wir zur gleichen Zeit über die gleichen Dinge nach. Das muss nicht unbedingt dazu führen, dass wir weniger originell sind, schließlich kommt es am Ende ja auf die Ausführung der Idee an… Aber ich glaube, wir denken oft über Dinge nach wie „Oh, Person A, der ich folge, hat das gleiche wie Person B getan“. Ich denke, wir sollten uns dazu zwingen, bewusst andere Inhalte zu konsumieren, statt nur die gewohnten. Das versuche ich zur Zeit jedenfalls. Einfach mal National Geographic lesen. Das inspiriert ganz bestimmt auf eine ganz andere Art und Weise.
Machst du manchmal auch einen „Inspirations-Detox“? Also einfach mal gar nichts angucken?
Ja, auf jeden Fall. Ich mache regelmäßig Social-Media-Breaks, lösche die Apps und lese dann ein Buch oder gucke Dokumentationen und chille einfach nur. Das ist wirklich wichtig für die seelische Gesundheit. Ich glaube, wegen Social Media fängst du an, dich ständig zu vergleichen. Aber man muss sich regelmäßig an eins erinnern: „Hey, der ganze Scheiß ist einfach nur fake.“ Es ist eine kreierte, kuratierte Realität. Und daneben existiert das wahre Leben. Darüber sollte man sich bewusst sein: dass es zwei Welten sind, in denen wir uns bewegen.
Nochmal zurück zum Thema Berlin: Wenn du ein Berlin-Mixtape machen würdest, welche Songs würdest du integrieren?
Hm, gute Frage. Um ehrlich zu sein: Ich war ja gestern im Club und da wurde so viel gute Musik gespielt. Musik, die ich noch nie vorher gehört hab. Ich weiß leider nicht, von wem sie war oder wie die Interpreten heißen – obwohl, an einen kann ich mich erinnern, sein Name ist Luciano, seine Musik finde ich richtig gut. Naja, ich habe auf jeden Fall meine Freunde gefragt, mir ALLES von gestern Nacht zu schicken. Ich kann jetzt schon kaum erwarten, nach Hause zu kommen und all diese deutsche Songs zu spielen, die keiner kennt 🙂 In diesem Mixtape würde ich definitiv Afrobeat und Hip Hop unterbringen. Und auch deutsche Deep Cuts (Tracks, die eher unbekannt sind und vor allem von Kennern geschätzt werden, Anm. der Redaktion).
Was war der inspirierendste Moment für dich in den letzten Monaten?
Ich habe das Opening für ASAP Rocky gespielt und ihn als DJ bei der Show unterstützt. Das war wirklich großartig! Ich kenne ihn schon so lange und es ist wirklich cool, wenn du mit einem Freund zusammenarbeiten kannst, der dich auf so vielen Ebenen inspiriert. Wir hatten eine Show in New York, aber die in London… Wow, das war einfach nur krass! Es war ein Testlauf, um sein neues Album „Case Study“ zu präsentieren. Der Laden war atemberaubend, Rihanna und The Weeknd in der ersten Reihe und dann habe ich das Opening Set gespielt und während seiner Show den DJ Part übernommen. Das war super inspirierend und einer dieser besonderen Momente, die man genau dann vom Universum geschenkt bekommt, wenn man sich selbst in gerade Frage stellt. Einer dieser Momente, in denen man nicht nur zu sich selbst sagt „Holy Shit, habe ich da abgeliefert“, sondern in dem man auch merkt, dass das einer jener Momente war, von denen man ewig geträumt hat und den man endlich wahrgemacht hat.
Manchmal ist es aber auch schwer, diese Momente zu genießen, oder? Kaum ist man an diesem einen Punkt angekommen, fragt man sich: Okay, what’s next?
Ja, es ist echt verrückt. Darüber habe ich mich auch gerade mit meiner Mom unterhalten. Da ging es vor allem um Dankbarkeit dafür, was man erreicht hat. Denn wenn man nicht ab und zu in sich geht und immer den nächsten Erfolg jagt, wird man nicht glücklich. Es ist wichtig, einfach mal runterzukommen. Das ist auch so ein kleiner Running Gag von mir und meinen Freunden. Manchmal sage ich ihnen, sie sollen mir eine Nachricht schicken, in der steht, dass ich mich beruhigen soll. „Calm down girl“, haha! Wenn du dir selbst erlaubst, den Erfolg auf dich wirken zu lassen, fühlst du dich selbst so viel mehr ausgefüllt. Nach dem ASAP Rocky Gig zum Beispiel war es so: Wir sind zurück zum Hotel und ich war mega happy und dann saß ich da und dachte „Wow, du machst es. Du machst gerade genau das, was du willst und genau so, wie du es willst.“ Das hat sich gut angefühlt und mich innerlich stark gemacht und mir das Gefühl gegeben, dass ich nicht jemand anderes bin, sondern einfach nur Kitty.
Dabei geht es um mehr, als sich einfach nur wohlzufühlen, oder?
Ja. Es geht darum, die eigene Arbeit zu schätzen. Es ist immer so einfach, anderen Danke für etwas zu sagen, aber manchmal muss man sich eben auch selbst danken. Einfach mal denken „Wow, das kannst du jetzt von deiner Bucket List streichen“. Sich also einfach mal selbst loben und dieses gute Gefühl dann als Motivation für die zukünftige Arbeit nutzen.
Drei kleine Fragen hab ich noch für dich: Würdest du eher auf ein festes Zuhause verzichten oder nie wieder reisen?
Auf ein festes Zuhause verzichten.
Nur noch Schwarz tragen oder nie mehr schwarz tragen?
Nur noch Schwarz.
Und: Termine für die Nägel oder die Haare ausfallen lassen?
Definitiv die für die Haare. Meine Nägel müssen immer gemacht sein 😉