„Social narcissism“, so beschreibt der junge Brite Tristan Pigott seine Kunst. Seine Bilder erzählen Kurzgeschichten, zeigen Zwischenmomente, als hätten wir selbst das Handy gezückt und einen Snapshot gemacht.
FOTO: „Pink Breakfast“, Tristan Pigott, 2014
„Sunday Morning Overground“: Zwei Männer und eine Frau sitzen in der U-Bahn. Es könnte der Morgen nach einem „Berghain“-Besuch sein. Beanie, schwarze Skinny-Jeans, schwarze Sneaker, Mom-Jeans und obligatorisches iPhone in der Hand. Wir erkennen in dem Ölgemälde den einen Freund, den wir mal hatten und mit dem wir immer feiern waren. Oder die Freundin, die von Schweden nach Berlin zog und immer den perfekten Style hatte. Sie hält ihr leicht kaputtes iPhone in der Hand und gießt einen Rest Rotwein in einen Pflanzenkübel. Moment mal! Warum ist da eine Pflanze in der U-Bahn? Weil es eben kein Schnappschuss ist, sondern die Erinnerung an eine Alltagssituation, die Pigott auf Leinwand festgehalten hat.
„Sunday morning overground“, Tristan Pigott, 2013
„Wir sind soziale Wesen, die verlernt haben, miteinander zu sein und zu kommunizieren. Es soll keine Sozialkritik sein, es ist nur Kunst, die ein Stück Wahrheit beinhaltet“, so Pigott.
Wenn mehr als nur ein Mensch in seinen Werken dargestellt wird, stellt sich der Betrachter die Frage, ob diese sich eigentlich kennen. Trotz Intimität schauen sie ins Leere oder tief in ihr Handy. Auch wenn ein Blick auf den Betrachter gerichtet ist wie bei „The Cynic“, wirkt dieser leer und gleichgültig. Wir erkennen eigene Unsicherheiten in den großen Porträts, denn bei Pigott geht es selten um das Modell, sondern eher um den Betrachter.
„The Cynic“, Tristan Pigott, 2014
Mehr zu Tristan Pigotts Gemälde und seine Meinung zu Aktmalerei, Frauen, Kreativität und Social Media findet ihr in der Blonde Print-Ausgabe 01/16. .
Facebook: facebook.com/TristanPigott
Instagram: @tristanpigott