Iran in Deutschland: Wie die Designerin Sepideh Ahadi zwei Kulturen in Mode vereint

In der nachhaltigen Kollektion „Castle of Shirin“ bringt die Modedesignerin Sepideh Ahadi ihre Wurzeln und eine neue deutsche Heimat zusammen. Uns verrät sie, was die Farbe Safran symbolisiert und warum ihr Female Bonding so wichtig ist.

Fotos: Erdem Akkaya
Styling: Miguel Maldonado
Models: Anahita Sadighi  und  Susana AbdulMajid
H&M: Kateryna Wulff
Designs: Sepideh Ahadi
Jewelry: 
Nazanin Ebadi

Die Geschichte vom Sepideh Ahadi ist die der klassischen Mitte aus zwei Kulturen: Wurzeln und Tradition treffen auf neue Strukturen und entgegengesetzte Regeln. Sepideh Ahadi kommt aus dem Iran, lebt aber in Berlin. Ihre kulturelle Identität ist für sie essentiell – und auch das Narrativ ihrer neuen Kollektion „Castle Of Shirin“: Unter dem Motto „East Meets West“ sind die Designs an die persönliche Geschichte der Designerin angelehnt und vereinen ihre iranischen Wurzeln mit ihrer neuen Heimat Berlin. 

Das dort geshootete Lookbook-Editorial für Herbst/Winter 2019 beweist die interkulturelle Connection, die Ahadi in ihren Outfits aufbaut. Styling und Look der Models greifen aktuelle Oversize-Silhouetten auf und erinnern gleichzeitig an die ausdrucksstarken Frauen der persischen Kadscharen-Dynastie (18. bis 20. Jahrhundert). Im wiederum aktuellen Zeitgeist ist die Designerin aber vor allem durch die wirtschaftlichen und sozialen Hintergründe ihrer Kollektion verankert: Sepideh steht für Nachhaltigkeit und Slow Fashion. Außerdem setzt sie sich für den Zusammenhalt von Frauen ein – gerade im Iran herrscht noch immer längst keine Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau. Wie sich all das aber in minimalistische Entwürfen niederschlägt und welche einzelnen Wurzeln wirklich in ihrer Arbeit zu finden sind, haben wir mit Sepideh selbst besprochen.

Du kommst aus dem Iran, hast in Italien studiert, um deinen Master in Modedesign zu machen, und lebst nun in Berlin. Hast du schon immer geplant, eines Tages in andere Länder zu ziehen?
Ich war schon immer auf der Suche nach Herausforderungen im Leben und das Umziehen gibt mir genau die. Wenn ich an einen neuen Ort komme, muss ich bei Null anfangen, meine Fähigkeiten und mich selbst testen und meine Praxis und Mode dazu bringen, zu existieren und relevant zu sein. Wenn ich in ein neues Land ziehe, fühle ich mich wie ein Kind, das vertrauen, experimentieren und ohne Vorurteile Risiken eingehen kann. Dadurch kann ich Kreativität annehmen und nehme neue Situationen bewusster war. Es ist ein gruseliges, aber tolles Gefühl.

Planst du einen längeren Aufenthalt in Deutschland oder hast du bereits dein nächstes Reiseziel geplant?
Im Moment ist Berlin mein Zuhause und ich habe nicht vor umzuziehen. Ich habe immer noch das Gefühl, dass ich hier viel erreichen möchte. Solange ich eine Designerin mit einer nachhaltigen Marke sein will, ist Berlin der richtige Ort – und genau diese Designerin zu sein ist für mich sehr wichtig.

Nachdem ich ins Ausland gezogen bin und mich noch in den ersten Phasen der Integration in die Kultur befand, dachte ich viel über den sozialen Aspekt des Lebens im Iran nach.“

Inwiefern haben deine Wurzeln die Entwürfe deiner neuen Kollektion „Castle of Shirin“ inspiriert?
Nachdem ich ins Ausland gezogen bin und mich noch in den ersten Phasen der Integration in die Kultur befand, dachte ich viel über die sozialen Aspekte des Lebens im Iran nach. Ich habe diese Kollektion mit einer wichtigen Sache begonnen – der Farbe Safran. Für mich ist Safran die Farbe der Zusammenkunft, der Familie und der Frauen, die miteinander reden und ihre Träume teilen. Kochen ist ein Schlüsselelement für die Verbindung und Diskussion. Wir haben einen speziellen persischen Reis, den wir „Sholezard nennen – das bedeutet „gelber Reis”. Wir verwenden Sholezard in einem speziellen Reisgericht, das man herstellt ist und isst, wenn Träume wahr werden sollen. Wenn der Reis kocht, helfen Frauen aus der Familie, und Freundinnen, den Reis aufzurühren und bitten Gott, dass der Traum in Erfüllung geht. Safranfarbe ist für mich die symbolische Farbe von Unterstützung, Schwesternschaft und Stärke.

Auf welche Themen möchtest du mit „Castle of Shirin“ aufmerksam machen?
Meine neueste Kollektion spielt mit Momenten des Minimalismus, wie man sie normalerweise in der traditionellen iranischen Mode findet und auch in Workwear in Deutschland. Durch die Kombination dieser beiden Kulturen und weitere Details wurde die Kollektion zum Spiegelbild meiner Erfahrung, die ich in meine neue Umgebung integriert habe. Für meine Designs habe ich klassische Muster genommen und Elemente hinzugefügt. Diese herausragenden Stücke sind wie das, was Einwanderer, Auswanderer oder Flüchtlinge zu kulturellen Gesprächen beitragen: asymetrisches Denken und alternatives Verständnis. Ich wollte den Höhepunkt der beiden Kulturen als etwas Harmonisches und Verbundenes darstellen.

Warum sind Sisterhood und Bonding unter Frauen für dich so wichtig?
Ich bin mit drei Schwestern aufgewachsen und wir haben alles zusammen gemacht. Wir hatten eine besondere Verbindung, die auf Unterstützung und Fürsorge basiert. Diese Energie wurde durch die Schule und die Universität getragen, während ich weiterhin von starken und energiegeladenen Frauen umgeben war. Mit Frauen zu arbeiten und zu interagieren ist für mich einfach, es ist eine Natur, die ich verstehe. Ich möchte nicht zwischen Männern und Frauen unterscheiden, aber ich spüre, dass es bei den Frauen um mich herum eine andere Art von Komfort und Leichtigkeit gibt, die mich immer dazu motiviert, es besser zu machen.

Hast du jemals außergewöhnlich gute oder schlechte Erfahrungen gemacht, wenn es um Beziehungen zu Frauen geht?
Nein, ich hatte immer dieses Gefühl der Unterstützung.

„Die Gespräche, die ich hatte und die Themen, über die andere nachgedacht haben, forderten mich heraus, alternative Arbeitsmethoden zu finden.“

Wie würdest du sagen haben sich die Designs deiner ersten offiziellen A/W16-Kollektion bis jetzt entwickelt?
Als ich hierher kam, kannte ich niemanden, aber die, die ich in den dreieinhalb Jahren kennengelernt habe, haben mich sehr unterstützt. Die Gespräche und Diskussionen forderten mich heraus, alternative Arbeitsmethoden zu finden. Wenn ich auf meine erste Sammlung zurückschaue, kann ich sehen, wie weit ich gekommen bin. Bevor ich jetzt überhaupt anfange, zu designen, stelle ich sicher, dass meine Ideen mit sozialer Praxis verknüpft sind. Im nächsten Schritt schaue ich, wie ich starke Frauen als Vorbilder einbauen kann: Zum Beispiel Anahita, die Begründerin der Kunstgalerie Anahita Arts of Asia. Sie spielt in „Castle Of Shirin“ eine große Rolle, da ich die Gelegenheit hatte, das Lookbook-Shooting mit ihr und der Schauspielerin Susana Abdul Majid in Anahitas Galerie umzusetzen. 

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