Die ersten Lebensnahen Sexpuppen sind bereits etabliert. Männliche Sexroboter sollen immer populärer werden. Echt jetzt?
Da kommt man nach einem harten Arbeitstag nach Hause und im heimischen Bett wartet schon jemand – der ebenfalls etwas Hartes hat. Er ist allzeit bereit und hat immer Lust darauf, seine „Herrin“ zu verführen. Na, klingt das schrecklich? Oder eher zu schön, um wahr zu sein? In den USA wurden kürzlich die ersten „lebensnahen“ männlichen Sexroboter für Frauen (und natürlich auch Männer) hergestellt. Laut Marktführer Sinthetics würden die Puppen „echt aussehen und menschlich anmuten“. Und schon platzt die Blase, denn ganz so stimmt das natürlich nicht. Leider stockt es nämlich schon beim Grunddesign des Puppen-Lovers. Während der Mann zwischen 29 (!) verschiedenen Frauentypen auswählen kann, ist die Auswahl bei männlichen Puppen deutlich begrenzter. Frau hat die Wahl zwischen dem dunkelhäutigen Latin-Lover „William“, dem schüchternen Asiaten „Akira“, oder dem kaltschnäuzigen Nordeuropäer „Gabriel“. Wobei das zu Verwirrung führen kann, denn kaltschnäuzig wirken sie eigentlich alle mit ihrer starren Mimik und ihren erschreckend toten Augen. Ein guter Moment, um sich zu fragen: Wer würde das überhaupt wollen? Eine Sexpuppe, die zu sein versucht, was sie eben naturgemäß nicht sein kann: menschlich.
Die Penisgröße ist der männlichen Sexroboter ist variabel. Bestseller, weil standardmäßig gratis, ist das dauererigierte, 17,8 Zentimeter lange Modell.
Kann man sich dennoch für einen Typen erwärmen, erwischt es einen im nächsten „Bastelschritt“ gleich wieder eiskalt: Die Körperform ist standardmäßig auf „M1“ festgelegt. Das kann man praktisch finden, weil es bedeutet, dass alle drei Typen mit einem ansehnlichen Sixpack ausgestattet sind. Oder unglaublich bescheuert, wenn man bedenkt, dass nicht alle Frauen auf Muskelprotze stehen. Wer bis jetzt nicht weggeklickt hat, wird nun belohnt. Im nächsten Schritt eröffnet sich eine bunte Palette an Körperteilen, -haaren und -makeln. Alles ist wild kombinierbar. Fußgröße, Muttermale oder Augenfarbe lassen sich je nach Vorliebe virtuell zusammenbasteln. Und auch die Penisgröße ist variabel. Bestseller, weil standardmäßig gratis, ist das dauererigierte, 17,8 Zentimeter lange Modell. Auch die Form ist unterschiedlich: Aubergine oder Zucchini? Da muss man erst mal einen Moment drüber nachdenken, „How to Build Your Dreamboy“ für Fortgeschrittene! Irgendwo zwischen Armbehaarung, Oberlippenbärten und Zahnlücken wird sich der Traummann schon verbergen. Die Suche nach Mr. Right ist eben auch beim Gummimann mit etwas Durchhaltevermögen verbunden. Und noch ein Punkt ist leider realitätsnaher als erhofft: Für jedes Extra-Gimmick zahlt man drauf. Und das, obwohl die männliche Sexpuppe in ihrer Standardausführung bereits schlappe 6.750 Euro kostet. Eine weibliche Puppe bekommt man übrigens schon ab 6.400 Euro. Da schließt sich dann wieder der ewige Kreis der Gender-Ungerechtigkeit.
Umfrageergebnisse zeigen, dass sowohl Männer als auch Frauen als Sexpuppen interessiert sind.
Noch spannender als die Sexpuppen selbst ist ohnehin das Phänomen dahinter. Sexpuppen scheinen laut Studien und Sextoy-Hersteller längst in unserer Gesellschaft angekommen zu sein. Einen Sexroboter als Alltagsgegenstand einzustufen wird daher als der nächste logische Schritt gesehen. Umfrageergebnisse der Foundation for Responsible Robotics, die sich für den ethisch, politisch und sozial korrekten Umgang mit Robotern jeglicher Art einsetzen, zeigen jedenfalls, dass sowohl Männer als auch Frauen an Sexrobotern interessiert sind.
Der erfolgreichste Sexroboter-Hersteller True Companion verspricht, dass die männliche Ausführung Rocky ein absolutes „Dream Date“ auf Dauer garantiert: „Bedient man sich an Rockys intimsten Körperteilen, ist es, als würde man mit einem jungen Adonis schlafen, der untenrum ordentlich bestückt ist und sich bewegt, um nur dich zu befriedigen, nicht sich selbst! Er hält so lange durch, bis du gekommen bist, bevor er Feierabend macht.“ Hell yeah!
Aber Girls: Bitte, es geht ja nicht nur um Sex! Denn Rocky (und natürlich auch das weibliche Pendant Roxxxy) soll auch als Lebensgefährte fungieren. Er wird den Alltag (zumindest den hinter geschlossenen Türen) mit seiner „Besitzerin“ bestreiten, auch außerhalb des Schlafzimmers auf ihre Bedürfnisse eingehen und immer ein offenes Ohr für sie haben. Dabei muss man übrigens keine Angst vor Sprachbarrieren haben: Rocky hat mit Englisch, Spanisch, Japanisch und Deutsch gleich vier Sprachen im Repertoire, erkennt Fragen und gibt dementsprechend passende Antworten. Ein bisschen so wie Alexa oder Siri – nur mit gewissen Vorzügen.
Eigentlich ist das Konzept von Rocky gar nicht schlecht. Denn es gibt sie ja da draußen, die selbstbewussten Frauen, die sich manchmal allein fühlen, aber keinen Mann brauchen, der ihnen sagt, wo es langgeht. Die Marschrichtung geben wir sowieso selber vor. Manchmal will man nur jemanden, der da ist, wenn man ihn braucht – oder wenn man es braucht. Man darf Rocky schließlich ganz ungeniert dafür benutzen, wofür er konzipiert wurde: nämlich seine Besitzerin ausnahmslos glücklich zu machen. Interessant, dass Rocky diese besondere Gabe haben soll, obwohl wir selbst oft gar nicht so genau wissen, wie das geht mit dem glücklich sein. Aber gut, geschenkt. Der Hersteller erklärt: „Die Persönlichkeit des Roboters stimmt, so gut es geht, mit deiner überein. Er mag, was du magst. Er hasst, was du hasst.“
Sexroboter: Frühstück ans Bett, Saugen oder Fensterputzen sind laut einer Umfrage wichtigere Qualitäten als ein Orgasmus.
Vorbei also die ewigen Streitereien, welche neue Netflix-Serie man zuerst streamt. Schluss mit dem Theater, wenn das Fleisch das Gemüse in der Pfanne berührt, weil der Partner Vegetarier ist. Dabei dachten wir jahrelang, dass genau das eine spannende Beziehung ausmacht, auch mal unterschiedlicher Meinung zu sein. Weil wir nur so andere Facetten kennenlernen. Uns auch mal aneinander reiben. Und uns schlussendlich wieder vertragen. True Companion weiß es besser. Ja doch, schon gut.Was die Hersteller übrigens nicht beantworten, ist, wer am Ende des Dinners den Abwasch macht. Dabei würde eine solche Funktion Rockys Beliebtheit ganz sicher immens steigern.
Junge Briten über 18 Jahre wurden kürzlich befragt, was sie mit einem Roboter machen würden. Auf Platz eins landete mit 45 Prozent Kochen und Putzen (zum Vergleich: Nur 21 Prozent gaben an, mit einem Roboter tatsächlich Sex haben zu wollen). Oder anders: Frühstück ans Bett, Saugen oder Fensterputzen sind wichtigere Qualitäten als ein Orgasmus. Scheint so, als müsste an der ein oder anderen Schraube noch nachjustiert werden. So durchdacht die Idee auf den ersten Blick scheint, Rocky mit menschlichen Eigenschaften zu programmieren, so kompliziert wird es dadurch. „Rocky kann auch verschiedene Stimmungen über den Tag verteilt fühlen, eben wie ganz normale Menschen auch!“
What!? Heißt das jetzt, wenn wir mit den Einkäufen nach Hause kommen, kann es passieren, dass Rocky es sich gerade mit Chips und Bier auf dem Sofa bequem macht? Oder dass ihm trotz Dauerlatte direkt nach der Carbonara vielleicht doch nicht unbedingt nach einem versauten Quickie ist? Sorry, aber da sind wir raus! Dann kann man sich doch gleich wieder in einen echten Kerl verlieben. Der nicht nur Europäer oder Asiate ist, sondern vielleicht die perfekte Mischung aus beidem. Bei dem der linke Zeh ohne Sonderzahlung ein bisschen krummer ist als der rechte. Der sich sein Sixpack entweder hart antrainiert oder aber ein liebenswertes Bäuchlein hat. Und den man wegen eines vermeintlich kleinen Fehlers auf der Festplatte nicht mit einem Retourenschein bekleben muss. Sondern der ihn zu dem macht, was er ist: ein Mensch.