Wieso sich Zeit für queere Personen anders anfühlen kann, zeigen diese drei Zeitkapseln

Wie das Leben ungefähr zu verlaufen hat, bekommen wir früh beigebracht. Für manche Menschen, besonders queere Personen, läuft die Uhr jedoch anders. In „Their Time” greift Zalando diesen Gedanken auf und gibt fünf LGBTQIA+ Protagonist*innen eine Bühne, um über ihre individuelle Beziehung zu Zeit zu sprechen. Für BLONDE haben drei davon – Damsel, Francesco und Lola – in ihre Zukunft geschaut.

„Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit”, heißt es in „Momo“ von Michael Ende, einem der bekanntesten Literatur-Werke über das Konzept der Zeit. Sobald wir auf die Welt kommen fängt eine unsichtbare Uhr an zu laufen und vermeintlich haben alle Menschen einen ähnlichen Lebensweg und somit auch ein vergleichbares Kontingent an Zeit zur Verfügung. Vom Kindergarten in die Schule, dann an die Uni und später in den Job. Erste romantische Erfahrungen bereits während der Schulzeit erleben, die Partnerperson fürs Leben Mitte 20 treffen, heiraten, Kinder bekommen. So oder so ähnlich bekommen wir bereits früh beigebracht, wie unsere Zukunft ungefähr aussehen sollte. Wie viele Dinge in unserer Gesellschaft, ist dies allerdings eine weitere cis weiß hetero Sichtweise auf ein komplexes und intimes Thema. Denn schon Momo wusste, dass Zeit ein kostbares Gut ist und individuell wahrgenommen wird.

Deshalb hat Zalando gemeinsam mit Jess Kohl und Jordan Anderson Menschen vor die Kamera geholt, die Zeit anders erfahren. „Their Time” handelt von fünf bemerkenswerten LGBTQIA+ Personen und ihren Geschichten: Lola von der Gracht, Nella Ngingo, Francesco Cicconetti, Peter Tatchell und Damsel Elysium teilen ihre Erinnerungen im Wandel der Zeit. Denn besonders für queere Personen, kann das Thema Zeit aus den verschiedensten Gründen sehr unterschiedlich sein. In den Interviews des Films beleuchten die fünf Protagonist*innen aus verschiedensten Altersgruppen und Lebenswelten jeweils ihre individuelle Reise und Beziehung zum Konzept der Zeit.

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Für BLONDE haben Damsel, Francesco und Lola einen Blick in die Zukunft geworfen. In Briefen an ihr zukünftiges Ich, teilen sie Fragen, Wünsche und Hoffnungen an das, was noch kommt. Außerdem haben wir die Drei darum gebeten, einige ihrer wertvollsten Stücke herauszusuchen, die sie in eine imaginäre Zeitkapsel packen würden.

Damsel Elysium, Klang- und Bildkünstler*in

Damsels Zeitkapsel

  1. Ein Porträt von mir, gemalt von meinem Vater. Die Art und Weise, wie er mich darin festgehalten hat, erinnert mich daran, woher ich meine Vorstellungskraft und Kreativität habe – von meinen Eltern.
  2. Dieser winzige Goldring, den ich nie abnehme, wurde mir als Kind von meiner Großmutter als erstes Schmuckstück geschenkt. Früher passte er an meinen Zeigefinger, aber ich bin so sehr gewachsen, dass er nur noch an meinen kleinen Finger passt. Er hat sogar eine Delle, wo ich einmal an einem Geländer hängen geblieben bin. Ich habe ihn nie reparieren lassen, weil ich es mag, dass er nicht perfekt ist und nicht passt. Das erinnert mich daran, dass das Leben alle möglichen Erfahrungen mit sich bringt.
  3. Dieses Ölgemälde ist von Mia Elisabeth von meiner Aufführung vor einem Jahr in der St. Pancras Old Church. Sie verfolgte die Performance und malte vom Kopfende des Orgelraums aus. Anders als ein Foto fängt es die Energie der Performance ein. Es hat auch ein Jahr gedauert, bis es fertig war, was mich daran erinnert, dass ich in allen Bereichen meines Lebens langsamer werden muss, um die wichtigen und schönen Momente festzuhalten.
  4. Eine handgemachte Geburtstagskarte von meiner*m besten Freund*in. Sie erfüllt mich mit Entschlossenheit und Liebe.
  5. Diesen Amethyst Kristall hat mein Vater in Äthiopien an einem Vulkan gefunden. Er fühlt sich mit Sicherheit aufgeladen an und ist der schönste Kristall, den ich besitze.

Francesco Cicconetti, Trans*-Fürsprecher

Francescos Zeitkapsel

  1. Ich habe diesen Kapuzenpulli gekauft, als ich 18 war und jetzt bin ich 28. Damals hatte ich keine Lust, ihn zu tragen, weil ich das Gefühl hatte, dass er „zu männlich” sei und ich ihn deshalb nicht tragen dürfe. Jetzt ist der Kapuzenpulli eines meiner Lieblingsstücke, in dem ich mich wohl fühle und der mich liebevoll an die „alten Zeiten” erinnert.
  2. Das Klavierstück ist das erste, das ich spielen gelernt habe.
  3. Michaels Büro aus The Office: The Office ist nicht nur meine Lieblings-Comedy-Serie, sondern erinnert mich auch immer an einen meiner besten Freunde.
  4. Die Zeichnung ist die erste, auf die ich stolz gewesen bin.

Lola von der Gracht, Künstlerin, Autorin und Interpretin

Lolas Zeitkapsel

  1.  „The Bluest Eye” von Toni Morrison ist mein Lieblingsbuch und handelt von einem jungen schwarzen Mädchen in Ohio. Sie sehnt sich nach blauen Augen und der damit einhergehenden gesellschaftlichen Akzeptanz.
  2. Guter Schlaf ist nicht nur während des Pride-Monats wichtig. Diese Schlafmaske hilft mir, mich auszuruhen und zu entspannen.
  3. Die lila Haarspange ist von einer der ersten Fashion Shows, die ich gelaufen bin bei Shayne Oliver für „Hood By Air”, eine Marke, die schon immer Queerness und Craziness gefeiert hat. Ich habe sie als Andenken behalten.
  4. „Powder Kiss” von MAC ist mein Go-To-Lippenstift im Sommer 2024.

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