Menstruation & me: In einer Mini-Reihe erzählen wir zusammen mit OrganiCup in drei persönlichen Geschichten, warum die Periode, weibliche Gesundheit und Nachhaltigkeit so eng miteinander verwandt sind. Den Anfang macht Influencerin Canel a.k.a. LeftGurl und erklärt, warum sie sich in Sachen Menstruation von Traditionswerten befreit hat und welche Bereicherung das neue Wissen für sie ist.
Text: Canel Aylin
Meine Familie ist türkisch, ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Meine erste Periode hatte ich schon mit 10 Jahren. In Sachen Menstruation lernte ich aber zuallererst ein kulturelles Ritual kennen: Nach dem Ende der Periode muss sich eine Frau auf eine bestimmte Art und Weise waschen. Erst danach ist ihre Unreinheit quasi entfernt. Mein junger Kopf hat schon damals nicht verstanden, was an diesem natürlichen Vorgang meines Körpers so unrein sein soll. Rituale und Traditionen aber haben ja ihren Ursprung in historischen Begebenheiten, und wenn ich an „Menstruation” in Zeiten lang vor Menstruationstassen oder Binden denke, ergibt eine solche Waschung für mich schon Sinn.
Die Freundinnen mit Mama beim Frauenarzt, ich allein
Bei meinen deutschen Freundinnen hingegen war das anders. Gerade wenn ich mein freundschaftliches Umfeld mit dem meiner Familie vergleiche, gibt es sehr unterschiedliche Wahrnehmungen bezüglich verschiedener Menstruationsprodukte. Von meinen Freundinnen bekam ich immer nur mit, wie stolz die Mütter waren und sofort Termine beim Frauenarzt gemacht wurden („jetzt wird’s ja Zeit!”). Hätte ich meine Periode nicht schon vor ihnen allen bekommen – ich bin mir sicher, ich hätte erst bei einem unserer Gespräche von Menstruation gehört. Ein so offener Umgang mit der Thematik, und somit meinem Körper, ist eine Sache, die ich mir als junges Mädchen gewünscht hätte.
Foto: Nona van de Peer
Familiär ist und bleibt das einzig akzeptable Hygieneprodukt die Binde. Alles, was sonst eingeführt wird, könnte ja das Jungfernhäutchen reißen lassen – und einen somit die Jungfräulichkeit kosten. Solche Gerüchte sind in der türkischen Kultur noch sehr weit verbreitet und einer der Gründe, weshalb die Benutzung dieser Hygieneartikel als unrein gilt. Schon ein Widerspruch in sich, oder? Das jedenfalls wurde mir beigebracht. Von „paradiesischen“ Produkten wie Tampons hatte ich nur durch meine Freundinnen gehört. Als ich dann das erste Mal welche kaufte, eröffneten sich mir neue Welten. Ich muss in der Drogerie dagestanden haben wie vermutliche immer noch viele Männer, die zum ersten Mal Hygieneartikel für eine Frau kaufen: Überfordert. Das Gefühl, ich könnte meine Mutter oder eine Frau aus meiner Familie zu solchen Themen befragen, kam bei mir nie an. Also benutzte ich meine Tampons weiterhin heimlich, ich Perioden-Rebellin.
Wie nachhaltig ist eigentlich meine Periode?
Je älter ich wurde, desto mehr Sorgen machte ich mir jedoch um Nachhaltigkeit, vor allem im Bezug auf meine Periode. JA, jetzt hatte ich die Selbstbestimmung darüber, wie ich mich trotz Blutung frei bewegen kann, aber was machen die Tampons denn eigentlich mit mir – und mit meiner Umwelt? Herkömmliche Tampons bestehen aus Viskose und sind somit nicht biologisch abbaubar. Dieses Wissen – projiziert auf meinen jährlichen Verbrauch und damit den Verbrauch aller Frauen in Deutschland oder Europa – machte mir Druck, mich weiter zu erkundigen. Dann kamen die ersten Bio-Tampons auf den Markt. Schon wieder öffnete sich eine neue Tür für mich – aber bevor sie schon ganz offen war, standen auch schon die Menstruationstassen darin!
„Je älter ich wurde, desto mehr Sorgen machte ich mir jedoch um Nachhaltigkeit, vor allem in Bezug auf meine Periode. Ja, jetzt hatte ich die Selbstbestimmung, aber was machen Tampons mit mir – und mit meiner Umwelt?”
Tassen wie die von nachhaltigen Marken wie OrganiCup lassen sich Tag und Nacht tragen, ohne auszulaufen und sind chemikalienfrei – giftige Schocks wie TSS und Infektionen gibt es hier also nicht. Meine erste Begegnung mit einem OrganiCup war allerdings fast ein kleiner Schock: Tampons waren ja damals schon etwas Bahnbrechendes für mich! Das Silikon der Menstruationstassen lässt sich aber so leicht biegen, dass die Angst in kürzester Zeit vorübergezogen ist. Tatsächlich war das erste Einsetzen ein wenig kompliziert – jedoch hab ich’s schon beim zweiten Versuch ruckzuck hinbekommen und ganz ehrlich? Für so einen Tragekomfort und Sicherheit hätte ich auch kein Problem damit gehabt, fünf Anläufe zu starten. Learning by doing lautet die Devise, meine lieben Periodenschwestern.
Wissen ist gleich Kontrolle, Wissen ist gleich Selbstbestimmung
Die Revolution von Menstruationshygieneprodukten gibt mir heute das Gefühl, nein, das WISSEN, mehr Selbstbestimmung über meinen Körper zu haben. Ich weiß ganz genau, was in mir ist und was diese Produkte mit meinem Körper tun. Ich weiß genau, dass ihre Anwendung Ressourcen einspart, die Natur schützt und ein Stück Verunreinigung erspart bleibt. Meine Gedanken drehen sich heute aber nicht mehr darum, wie man Hygieneprodukte weiter revolutionieren kann. Vielmehr zielen sie darauf ab, wie diese Revolution nun endlich bei jeder Frau, egal welcher Kultur, ankommen kann.
Foto: Nona van de Peer
Wenn ich rückblickend die bisherige Reise mit meiner Menstruation betrachte, sehe ich die unterschiedlichen Umgänge damit doch als Bereicherung für mich. Durch fehlende Informationen habe ich mich eigenständig sehr intensiv mit der Thematik beschäftigt und daraus einen großen Teil meiner Freiheit, Offenheit und Selbstliebe gezogen. Ich fühle mich regelrecht als Teil einer befreienden Bewegung, die noch vielen jungen Frauen Stärke und Aufklärung bieten wird. Und ja, vermutlich wird sie die Gesellschaft offener für die natürlichsten Dinge der Menschheit gestalten.
OrganiCup ist eine dänische Marke, die sich mit preisgekrönten Menstruationstassen für einen nachhaltigen und chemikalienfreien Umgang mit der Periode einsetzt. Die Menstruationstassen der Brand lassen sich Tag und Nacht tragen und wird bereits von über 700.000 Frauen auf der Welt verwendet. Die Tassen sind hypoallergen- und vegan-zertifiziert.
In Kooperation mit OrganiCup.