Never-Ending: Coverstar Montell Fish über seine religiöse Metamorphose

Montell Fish auf dem Cover des BLONDE Magazins
Was passiert, wenn man als Jugendlicher vermittelt bekommt, dass die eigene Kunst mit einem sicheren Platz in der Verdammnis endet? BLONDE-Coverstar Montell Fish hat seine Angst in Erfolg verwandelt.

Text: Steph

Montell Fish sitzt vor dem Spiegel, während die Stylistin seinem Outfit für das Cover-Shooting den letzten Schliff verpasst. Er schaut mich neugierig an, als ich den Raum betrete, wo mich ein beißender, aber vertrauter Geruch umhüllt. Dann sehe ich es. Perfekte, frisch lackierte blaue Fingernägel. „Die müssen noch trocknen“, sagt Montell, während er mir stolz seine Hände zeigt. „Die Farbe steht dir“, antworte ich und bekomme ein Lächeln zurück. Er wirkt wie einer dieser Menschen, die schon immer wussten, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten. Tatsächlich hat Montell bereits früh seine Liebe zur Musik entdeckt, den richtigen Durchbruch schafft er allerdings erst 2021 mit seinem viralen TikTok-Hit Talk 2 Me. 

Montell Fish

Sakko & Hose von Emporio Armani, Schuhe von Lemaire, Armband von Tiffany & Co

Montell Fish

Pullover von Loro Piana, customized by Stylist

Ein Jahr später folgen die Alben Jamie und Her Love Still Haunts Me Like a Ghost, die Montell nicht nur zu einem Liebling der Musikkritiker*innen machen, sondern auch ausverkaufte Konzerte und eine wachsende Fanbase mit sich bringen. Sein neuester Release Charlotte – der mit Jamie und dem noch kommenden Projekt Marshall eine Trilogie bildet – knüpft da an, wo Montell mit dem letzten Album aufgehört hat. Ehrlich und ungefiltert singt er unter anderem über Verlust und Schmerz und findet dabei Worte für Gefühle, in denen sich jede*r selbst wiedererkennen kann. 

Ich habe einfach gemerkt, dass ich nicht frei war. Weil ich sehr religiös aufgewachsen bin, habe ich mir damals selbst Regeln auferlegt – überall Regeln.

Es gibt wenige Künstler*innen, deren Sound man überhaupt nicht definieren kann. Montell Fish gehört zu dieser Kategorie genrefluider Artists. Neben einer Vielzahl an unterschiedlichen Stimmen, distorted Sounds und absolut unkonventionellen Songstrukturen zeichnet er sich aber vor allem durch seine melancholischen Melodien und Lyrics aus. Wiederkehrende Themen in Montells Musik sind nicht nur die (Ex-)Beziehungen und Frauen, sondern auch Gott, das Christentum und explizit die Bibel. Es wirkt fast so, als ob er in der Liebe und der Religion am meisten leidet und sich darin gleichzeitig am stärksten ausdrücken kann. Seine Musik stellt den ewigen inneren Kampf zwischen seiner streng christlich geprägten Erziehung und seinem rebellischen, freien Selbst dar. 

Montell Fish für BLONDE

Sakko von Emporio Armani

„Ich war ein typisches Middle Child. Gerade deswegen habe ich gelernt, unabhängiger zu sein und für mich selbst zu denken. Als Teenager war genau der Zeitpunkt, an dem ich etwas mehr über die Zukunft nachgedacht habe – allein in meinem Zimmer, während meine Eltern versucht haben, meine kleinen Brüder zur Ruhe zu bringen. Ich denke, in gewisser Weise war ich schon immer sehr erwachsen und bedacht.“

Während Montell sich im Spiegel betrachtet, frage ich mich, wie seine streng christliche Mutter und sein Stiefvater auf die Bilder ihres Sohns mit blauem Nagellack auf dem Cover reagieren würden. Schließlich ist es bei Männern nach wie vor nicht im gesellschaftlichen Mainstream angekommen. Vielleicht ist gerade das einer der Gründe, warum Montell früh aus seiner Heimat Pittsburgh erst nach Kalifornien, dann nach New York gezogen ist. Menschen, die künstlerische Freiheit suchen, landen oft an Orten, an denen sie sich kreativ ausleben und Grenzen austesten können. Ich frage Montell, ob es wohl beängstigend war wegzuziehen. 

„Es war befreiend. Ich habe einfach gemerkt, dass ich nicht frei war. Weil ich sehr religiös aufgewachsen bin, habe ich mir damals selbst Regeln auferlegt – überall Regeln. Und allein in New York zu sein, fühlte sich viel mehr nach Freiheit an.“

Montell Fish

Mantel & Hose von MM6, Pullover von Emporio Armani (Vintage), Schuhe von Zegna

In unserem Gespräch wird deutlich, dass Montell die fehlende Akzeptanz seiner Eltern gegenüber seiner Musik noch zu verarbeiten scheint. Er sucht viel Halt in seiner Religion, obwohl es gegensätzlich zu dem ist, wie er leben möchte. Die Einstellung seiner Eltern hat ihn in der Wahl und dem Ausdruck seiner Themen zwar eingeschränkt, aber es ist auch die Auseinandersetzung damit, die seine Lyrics so stark und interessant macht. Aber was passiert, wenn all diese Regeln gebrochen werden und das eigene Kind plötzlich mit der „unsittlichen“ Musik Erfolg hat? Wird man gezwungenermaßen offener?

Fotos: Dominik González
Styling: Hauke Stark
Grooming: Florina Vyas
Konzept: Jenny Weser
Produktion: Clara Herrmann
Styling-Assistenz: Lucia Hommel

Montells Antwort auf diese Frage und das gesamte Interview lest ihr in der neuen BLONDE #50!
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Montell Fish auf dem Cover der BLONDE #50

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