Kynd Hair: Pflanzliches Kunsthaar für mehr Kindness für Kopf und Umwelt

Schwarze Frau, die ihre langen Kynd Hair Braids durch die Luft schwingt und dabei in die Kamera schaut
Foto: Tatsiana Tribunalova
53 Prozent aller Schwarzen Frauen tragen regelmäßig Kunsthaar. Dass dieses oft aus schädlichen Chemikalien besteht, nehmen viele einfach hin. Aber nicht Cosima Richardson. Sie will mit Kynd Hair den Kunsthaar-Markt revolutionieren.

Cosima Richardson hat schon als kleines Mädchen gerne Braids getragen und als 5-jährige das erste Mal mit ihren langen Zöpfen vor dem Spiegel getanzt. Die gebürtige Kölnerin hatte aber nicht immer ein positives Verhältnis zu ihren Haaren. Ihr von Natur aus lockiges Afro-Haar hat sie als Kind verunsichert und spüren lassen, dass sie anders aussieht als viele andere Kinder. “Beim Prinzessin spielen mit einer Freundin war der Wunsch nach langen glatten Haaren dann besonders groß”, erzählt uns Cosima im Interview. Dass sie dieser Wunsch so lange begleitet hat, sieht Cosima heute kritisch. Es war ein Wunsch nach mehr Repräsentation, nach mehr Prinzessinnen, die aussehen wie sie. Heute hat Cosima eine gesündere Beziehung zu ihren Haaren, aber Braids trägt sie immer noch gerne, am liebsten wenn sie mit ihrer eigenen Marke Kynd Hair gemacht sind.

Cosima Richardson, Gründerin von Kynd Hair
Cosima Richardson – Gründerin von Kynd Hair.

Kynd Hair soll Cosimas Antwort auf die Bedürfnisse vieler Schwarzer Frauen sein, die Kunsthaar tragen und auch deswegen unter Haarausfall, Juckreiz oder Hautirritationen leiden. Laut einer Umfrage des Marktforschungsunternehmens Mintel tragen 53 Prozent aller Schwarzen Frauen regelmäßig künstliches Haar. Das hat einen großen Vorteil: Mit geflochtenen, so genannten Protective Hairstyles bleibt die zeitaufwändige Pflege aus. Extensions sind aber auch so viel mehr als das. Hinzu kommt, dass die möglichen Hairstyles unendlich scheinen und Ausdruck von Identität und Kultur sein können. Herkömmliches Kunsthaar, das es in vielen Längen, Farben und Variationen zu kaufen gibt, besteht in der Regel aus Modacryl, das sich aus toxischen Chemikalien zusammensetzt. “Wenn man diese Haare erhitzt, was zum Styling häufig gemacht wird, können dabei giftige Gase entstehen, die unter anderem Asthma verursachen können. Es ist aktuell noch viel zu wenig darüber bekannt, wie sich diese Stoffe eigentlich auf den Körper auswirken”, so Cosima. Hinzu kommt, dass Kunsthaar in der Regel nicht wiederverwendbar oder recyclebar ist, also große Mengen Plastik-Abfall und Mikroplastik verursacht.

„Kindness ist für mich ein universeller Wert. Kindness ist immer sinnvoll.” – Cosima Richardson

Kynd Hair hebt sich von der weltweiten Konkurrenz ab

Als Cosima sich das erste Mal intensiv mit dem Thema auseinandersetzt, arbeitet sie noch als Brand-Managerin bei Oatly. Nachhaltigkeit habe sie schon immer interessiert. Von ihrer Mama hat Cosima von klein auf gelernt, dass man mit Ressourcen möglichst schonend umgehen sollte und sie ernährt sich überwiegend vegan. Ihre Faszination für umweltbewusste Produkte zieht sich durch Cosimas gesamte Karrierelaufbahn – damals im Food-Sektor, heute in der Beauty-Industrie. Bevor die Idee für Kynd Hair konkret wurde, hieß es erstmal recherchieren. Seit gut drei Jahren arbeitet Cosima jetzt mit Expert*innen zusammen, um ein Produkt zu entwickeln, das ihren Ansprüchen entspricht. Dafür hat sie sich mit dem Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) zusammen getan und steht im Austausch mit der Gründerin von Nourie Hair, einer US-amerikanischen Brand, die ebenfalls pflanzliches Haar produziert.

 

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Neben Nourie Hair gibt es nur wenige weitere Unternehmen, die sich diesem Problem widmen – schon gar nicht in Europa oder Deutschland. Hier ist Cosima eine klare Vorreiterin und wurde für ihre Bemühungen bereits als eine von 32 Kultur- und Kreativpilot*innen Deutschland ausgezeichnet. Cosima finde es schade, dass es nicht mehr Marken gibt, die das Ganze auch aus einer Nutzer*innenperspektive betrachten und Innovationen schaffen. Sie glaube aber, dass da in Zukunft mehr kommt und freut sich, mit Kynd Hair ein Teil dessen zu sein. Cosima ist außerdem eine Vorreiterin, weil sie nicht wie ihre Konkurrenz mit Bananenstaudenfasern arbeitet, sondern eine eigene Faser entwickelt hat, die weltweit einzigartig ist und echtem Haar sehr nahe kommt. Cosima erzählt uns, dass sie das Problem von Grund auf neu denken wollte, um den Kunsthaar-Markt zu revolutionieren und dabei besonders kind zu sein: “Meine Brand heißt Kynd Hair, weil es zum einen kind zur Person, die Kynd Hair trägt ist, zur Kopfhaut und den Haaren, und zum anderen kind zu unserem Planeten, unserer Umwelt. Kindness ist für mich ein universeller Wert. Kindness ist immer sinnvoll.”

5 Facts über Kynd Hair

  1. Kynd Hair ist wiederverwendbar. Das pflanzliche Kunsthaar kann man nach dem Tragen sogar einfach in der Waschmaschine waschen und es erneut einflechten.
  2. Anders als Plastik-Kunsthaar kann Kynd Hair mit dem Lockenstab gestylt werden. Locken bleiben dabei ähnlich wie bei echtem Haar nur für eine begrenzte Zeit in Form. Für dieses “Problem” will Cosima eine weitere Haarfaser entwickeln. So, stay tuned!
  3. Kynd Hair kann Wasser aufnehmen und gibt es auch schnell wieder ab. Haare waschen ist also kein Problem.
  4. Kynd Hair besteht aus nachwachsenden Ressourcen. Es ist vegan, enthält keine Schadstoffe, ist deswegen hautfreundlich und sogar biologisch abbaubar.
  5. Nach dem Einflechten muss Kynd Hair nicht wie übliches Kunsthaar mit heißem Wasser versiegelt oder geknotet werden. Die Braids halten ohne Probleme.

Ist pflanzliches Kunsthaar eine Alternative für alle?

Das hört sich alles sehr positiv an. Eine Herausforderung für Cosima ist aber der Preis. Wir kennen es von Fair Fashion und Clean Beauty: Wenn etwas nachhaltiger hergestellt ist, kostet es in der Regel auch mehr. “Das Thema Preis beschäftigt mich als Unternehmerin sehr. Ich möchte, dass sich das so viele Menschen wie möglich leisten können. Aber wie immer mit Innovationen fängt man irgendwo an, macht den ersten Schritt und produziert erstmal in Kleinstmengen. Das kostet im Einkauf einfach viel mehr, als für die Plastik- und Kunsthaar-Hersteller, die am Tag hunderte von Tonnen produzieren. Da kann ich anfangs einfach nicht mithalten. Ich hoffe, dass die Zielgruppe Verständnis hat und das als Investment sieht, um die Entwicklung von pflanzlichem Haar voranzutreiben und damit es langfristig günstiger werden kann.”

Alle, die Cosima und Kynd Hair unterstützen wollen, können sich auf den Sommer 2024 freuen. Ab dann könnt ihr Kynd Hair über den Online Shop kaufen und euch selbst ein Bild von der pflanzlichen Kunsthaar-Alternative machen.

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