Weil Diskriminierung gar nicht geht: Ein Aufruf zur „Genderless Beauty“-Revolution

Männer Make-up
Foto: Milk Make-up via BOLD
Männer mit Make-up standen in den vergangenen Wochen im Mittelpunkt einer neu entflammten Diskussion über veraltete Geschlechterrollen und Diskriminierung. Für uns Grund genug eine aufklärende und inklusive Reihe zu dem Thema zu schaffen. Denn wir finden: Make-up ist für alle da!

Make-up wurde in den Mainstream-Medien, in der Werbung und damit auch in den Köpfen vieler lange als ein Thema behandelt, das ausschließlich Frauen vorbehalten ist. Doch spätestens seit Geschlechternormen und Schönheitsideale übergreifend herausgefordert werden, bricht auch die Beauty-Industrie ihre veralteten Grenzen auf und verbreitet häufiger Messages, die weggehen vom Heteronormativen und eher klingen wie die Schlachtrufe einer beginnenden Revolution:

Schminke sich, wer wolle. Oder halt auch nicht. Wie du willst!

Aber das ist nur eine Bubble. Das Maß an Diskriminierung ist alles andere als leer. Dabei ist der Gedanke von Kosmetik eigentlich ein universeller. Wikipedia definiert den Begriff „Kosmetik“ wie folgt: „Der Ausdruck Kosmetik (altgriechisch für „ich ordne“, „ich ziere“, „ich schmücke“) bezeichnet (…) die Erhaltung, Wiederherstellung oder Verbesserung der äußeren Erscheinung des menschlichen Körpers. Kosmetik will nicht nur das Körperäußere pflegen und verschönernd wirken, sondern mindestens ebenso das Lebensgefühl steigern; eventuell auch soziales Prestige ausdrücken. Das Zieren und Pflegen des Körpers ist so alt wie die Menschheit selbst.“

Dabei ist herauszuheben, dass Männer tatsächlich die ersten waren, die Kosmetik nutzten, um sich zu schmücken. Dramatische Cat-Eye-Looks sah man zuerst gegen 4000 v. Chr. im alten Ägypten. Herrscher und Mitglieder des Adels glaubten, damit den Göttern näher zu sein und nutzen Make-up als Kommunikationstool für ihren Wohlstand. Aha, Männer als Make-up-Pioniere? Jawohl!

Männer mit Make-up stoßen häufig auf Unverständnis und Intoleranz

Mit der Zeit hat Kosmetik an weiteren Bedeutungen hinzugewonnen. Sie ist Kunst, eine individuelle Ausdrucksform, befähigt dazu, die eigene Persönlichkeit nach Außen zu tragen, bedeutet Selbstbewusstsein und -Verwirklichung – und sie hat vor allem nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. Was männlich und was weiblich ist, gibt es 2019 keine universelle Antwort mehr. Klassische Identitätsmarker gehören für die Generationen der Zukunft der Vergangenheit an.

 

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Okay, nicht für jede*n. Ein Festhalten an alten Strukturen, Denkweisen und Geschlechterrollen ist stets präsent. Wie sehr zeigt sich an den kürzlich viral gegangenen, diskriminierenden Aussagen einer bekannten deutschen Moderatorin und Herausgeberin. In einem seitdem gelöschten Instagram-Video tat diese ihre persönliche Meinung zum Thema Männer mit Make-up kund (Spoiler: Sie ist der Meinung, Männer sollten den Kabukipinsel gar nicht erst in die Hand nehmen sollten und findet „Männer sollten Männer sein“…). Frau Schöneberger spaltetet das Land. Unter einem Post-Shitstorm hochgeladenem „Erklär/Entschuldigungsvideo“ liest man heute je nach Bubble alles von berührenden persönlichen Geschichten zum Thema, wie auch lautstarken Zuspruch. So schreibt @miasabathy folgenden Kommentar: „Deine Aussage war ein Befehl: aus jetzt. Ich will, dass das mit eurem Körper passiert. Und das ist problematisch.“ @Cla.ma.ne meint wiederum: „Gutes Statement. Jetzt reicht es aber auch…“

Unser Aufruf zur Genderless Beauty Revolution!

Polarisierende Meinungen zu haben ist das eine, diese auf einer großen Plattform intolerant hinauszuposaunen das andere. Da stellt sich die Frage, was getan werden kann, damit Horizonte sich erweitern. Gegenseitiges Zuhören hilft sicherlich. Mehr Sichtbarkeit für Männer mit Make-up ebenfalls – und das bitte losgelöst von ihrer sexuellen Orientierung!

Mit der Genderless-Beauty-Reihe möchten wir Veränderungen anzustoßen, zum Diskurs einladen und euch Brands, Personalities und Kampagnen vorstellen, die dieselbe Mission verfolgen. Weil wir für Gleichberechtigung und uneingeschränkte Selbstverwirklichung stehen. Weil wir wissen, dass es möglich ist, Denkweisen zu ändern und uns bewusst ist, wie wichtig es ist, Communities zu helfen, möchten wir unseren Teil dazu beitragen. Die Dringlichkeit beweisen Kommentare unter den Posts von genderless Brands wie beispielsweise Milk Make-up oder Fluidebeauty immer wieder.

„Marken wie ihr retten die Welt.“

„Durch eure Kampagnen fühle ich mich endlich gesehen.“

„Danke!“

Dass ein Eyeliner nicht diskriminiert, ist klar. Der liegt da und wartet darauf gekauft zu werden (wenn wir hier schon Personifizieren, dann wenigstens richtig!). Was hierbei jedoch zu bedenken ist, ist die Macht eines reflektierten Konsums. Denn wer beim Kauf von Kosmetik lieber Marken unterstützen möchte, die am selben Strang ziehen, eben nicht in Genderschubladen denken und bei ihrer Testimonalauswahl inklusiv vorgehen, sollte bereits beim (Schimmer-) Shopping differenzieren. Wie und wo das geht, lest ihr im nächsten Teil unserer Reihe.

BLONDE liebt alle Gesichter. Ob mit oder ohne Schminke. #GenderlessBeautyRevolution: Weil Diskriminierung einfach mal gar nicht geht, die Klappe halten aber auch nichts bringt!

 

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