Was passiert eigentlich, wenn wir uns verändern? Diese Frage haben wir Musiker*in Lie Ning, Galeristin Anahita Sadighi und Autorin Ilona Hartmann gestellt. Ihre sehr unterschiedlichen Antworten lest ihr hier!
Live, laugh, leave – zumindest wenn es nach Lie Ning geht. Aufgewachsen ist der Sänger in einer Berliner Kommune, mittlerweile hat er der Stadt den Rücken zugekehrt und einen Neuanfang gewagt. Sein neuestes Projekt ist ein Breakup Album zwischen ihm und Deutschland.
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Lie Ning: Was passiert, wenn wir uns verändern?
Ich erinnere mich daran, wie es mich zerriss, verlassen zu werden. Wir waren eine Familie. 25 Menschen in einem Haus. Menschen, die mir ihren Rat gaben, die mich verstanden, mich hielten, die ich jeden Tag sah. Dann zogen sie aus. Mein junges Gehirn konnte den Unterschied nicht verarbeiten zwischen dem Wegziehen aus einem Haus, einer Stadt oder sogar einem Land und dem Final-aus-dem-Leben-Treten.
„Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“
— Heraklit von Ephesus
Es schmerzte. So richtig. Zeit ließ mich erkennen, dass der Schmerz die Tiefe meines Fühlens beschreibt, etwas sehr Schönes also. Zudem trat mit jeder Person, die ging, eine neue in mein Leben. Und manchmal eine Person, die sogar noch mehr für mich bedeuten sollte. Andere blieben, obwohl es wohl Zeit war zu gehen.
Um die Utopie des gemeinsamen Lebens beständig zu halten, bedarf es eines ständigen Auslotens. Sowohl die äußeren Umstände als auch unsere inneren Prozesse verändern sich bis auf eine Mikroebene immer und immer wieder und müssen neu bemessen werden.
Gerade beobachte ich eine große Anzahl an Personen, die sich wünschten, für immer an den „guten alten Zeiten“ festzuhalten. Alles, was sie als Veränderung wahrnehmen, ist ein Störfaktor. Die Rede ist von einem gewaltigen Rechtsruck, der global vor allem der queeren Community (explizit Personen, die eine verstaubte binäre Geschlechtsethik herausfordern), der progressiven Linken und geflüchteten Individuen das Leben erschwert. Dabei könnten eine radikal linke Repräsentation und die Aussicht darauf, sein zu können, wer du bist, mehr bedeuten. Zum Beispiel fairer bezahlt zu werden, im Alter besser abgesichert zu sein, sicher Pflege und ärztliche Versorgung zu bekommen.
“Nothin’ really ends
For things to stay the same,
they have to change again.“
– Beyonce
Ich begrüße Veränderung. Sie bewegt uns, lässt uns Entscheidungen treffen, die uns selber überraschen können, und tunkt das gemeinsame Leben immer wieder in neue Farben. In meinem Fall bedeutet das, ein neues Kapitel außerhalb Deutschlands anzufangen.
Headerbild: Lukas Staedtler
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