5 (neue) Wege, sich als Frau vor sexueller Gewalt zu schützen

sexuelle gewalt bei frauen
Foto: Unsplash
Vor mehr als einem halben Jahr wurde Harvey Weinstein zu 23 Jahren Haft verurteilt. Der Sexualstraftäter ist aber leider nur einer von vielen Tätern, wenn auch einer mit hoher symbolischer Kraft – schließlich initiierten seine Opfer die #MeToo-Bewegung. Vielen stellt sich in Zeiten von Online-Dating die Frage, wie sie sich selbst vor Übergriffen schützen können. Hier eine Übersicht über die neuesten Hilfsmittel und Schutzmaßnahmen gegen sexuelle Gewalt.

Sexuelle Gewalt gegenüber Frauen ist ein Thema, das in diesem Jahr kurz nach der historischen Verurteilung von Serien-Vergewaltiger Harvey Weinstein, wieder in aller Munde war. Gut und richtig, aber während die Medien sich schnell wieder anderen Themen wie globalen Corona-Pandemie zugewandt haben, ist die Gefahr für Millionen Frauen mit dem vorläufigen Ende des Prozesses, der das #MeToo-Movement gestartet hatte, noch lange nicht erloschen. Für uns Anlass genug, aufklärend zur Seite zu stehen und Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen, sich als Frau ein kleines Bisschen sicherer zu fühlen.

Was ist sexuelle Gewalt?

Wir beziehen uns hier auf die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die sexuelle Gewalt auf folgende Punkte umfasst, aber nicht auf sie beschränkt ist:

– Vergewaltigung in der Ehe oder durch den festen Partner
– Vergewaltigung durch Fremde oder Bekannte;
– unerwünschte sexuelle Annäherungsversuche oder sexuelle Belästigung (in der Schule, am Arbeitsplatz usw.);
– systematische Vergewaltigung, sexuelle Sklaverei und andere Formen von Gewalt, die
besonders häufig in bewaffneten Konflikten (z.B. Zwangsschwangerschaften);
– sexueller Missbrauch von geistig oder körperlich behinderten Menschen;
– Vergewaltigung und sexueller Missbrauch von Kindern;
– „übliche“ Formen sexueller Gewalt, wie z.B. Zwangsheirat oder Zusammenleben und das Vererben der Ehefrauen.

Wie häufig ist sexuelle Gewalt?

Die Zahlen unterschiedlicher Institutionen gehen weit auseinander, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass nur etwa fünf Prozent aller Übergriffe der Polizei gemeldet, geschweige denn zur Anzeige gebracht werden. Dass die einzig richtige Antwort auf diese Frage „zu häufig“ ist, ist unumstritten. Jede*r kennt mindestens eine betroffene Person oder ist bereits selbst Opfer solcher Angriffe geworden.

Frauen auf sich allein gestellt: Ist das die Realität, in der wir leben?

Deswegen möchten wir einander hier erinnern, dass allein wir selbst am Ende auf unseren Körper aufpassen müssen und wir uns nicht auf Versprechen oder nette Worte verlassen dürfen. Dass allein wir unsere eigene letzte Instanz sind. Aber dass auch wir diejenigen sind, die das Vertrauen in das Gute im Menschen nicht verlieren sollten. Uns sollte aber durchaus bewusst sein, wie schnell man sich in einer Person täuschen kann oder eine Falscheinschätzung abgibt. Die Linie zwischen chronischem Misstrauen und potentiell gefährlicher Leichtgläubigkeit ist extrem dünn. Aber glücklicherweise gibt es mittlerweile viele Produkte, die dabei helfen können, sich doppelt (oder dreifach) abgesichert zu fühlen.

Diese Produkte können dabei helfen, vor sexueller Gewalt zu schützen:

1. Pfefferspray: The old faithfull. Der Klassiker ist noch lange nicht aus der Mode gekommen. Auch Polizist*innen empfehlen das Spray. Besonders für Menschen, die allein reisen oder spät in der Nacht unterwegs sind. Ein kurzer Spritzer, selbst aus einer größeren Entfernung, hat einen enormen Effekt und setzt Angreifer für mehrere Minuten außer Gefecht.

2. K.o.-Tropfen-Tests stehen immer wieder wegen ihrer nicht 100%igen Wirksamkeit in der Kritik. In einem Test des BR, der ein neuartiges Armband testete, äußerte sich der Apotheker Professor Bracher wie folgt: „Das Problem ist, dass es natürlich sehr viele Partydrogen gibt, die mit großer Sicherheit von so einem Test absolut nicht erfasst werden können.” Sein Tipp: Statt sich blind auf K.o.-Tropfen-Tests zu verlassen, die wenn überhaupt nur einen Bruchteil der gängigen Substanzen erkennen, lieber den Selbstcheck machen und das eigene Getränk niemals aus den Augen verlieren!

3. Das Kondom mit Zähnen stammt aus Südafrika. Das sogenannte rape-axe wird wie ein Tampon in die Vagina eingeführt. Kommt es zum Geschlechtsverkehr, bohren sich scharfe Zähne, die nur von einem Arzt entfernt werden können, in den Penis hinein. Das Produkt mit dem wohl höchsten Abschreckungsfaktor ist bisher nur in Südafrika erhältlich.

4. Der Sticker mit Alarm: Diese Erfindung aus Indien, ein Land in dem (Massen-) Vergewaltigungen wie die 2012 in Delhi leider immer noch keine Seltenheit sind, schlägt Alarm und sendet eine SMS an fünf Notfallkontakte sobald ein Unterschied beim Ausziehen des Kleidungsstückes festgestellt wird, an dem der Sticker befestigt wird.

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5. Der Notruf Slip: Ähnlich wie der Sticker funktioniert auch dieser Slip, der anlässlich des Weltfrauentages vom Dessous-Hersteller AIKYOU in Zusammenarbeit mit Jung von Matt vorgestellt wurde. Hier ist es das Material selbst, das Angriffe erkennt und automatisch einen Notruf an die Polizei oder andere Kontakte tätigt. Möglich macht das ein sogenanntes Smart Yarn, eine technologische Innovation, die es Frauen ermöglicht, sich frei, sicher und gleichzeitig geschützt zu fühlen.

Was kann gegen sexuelle Gewalt noch getan werden?

Die beste Prävention gegen sexuelle Gewalt, die mit der wohl größten Erfolgschance, aber auch die mit der längsten Vorbereitungszeit ist es, früh und vor allem offen mit jungen Menschen über das Thema zu sprechen, ihnen Verteidigung, aber auch Täterschaft und toxische Männlichkeit zu erklären. Unter der Überschrift „Ist es radikal, Jungen beizubringen, nicht zu vergewaltigen“ beschäftigte sich das Magazin der Süddeutschen Zeitung mit dem Thema und sorgte für eine erneute Debatte. Während bei Bildungspersonal und Eltern teilweise Unverständnis herrschte, sprachen sich Opfer und Frauenverbände für ein Umdenken dieser aus. Fakt ist, dass etwas getan werden muss, um die erschreckenden Dunkelziffern zu kippen. Und am Ende des Tages müssen wir eben immer noch selbst unsere besten Bodyguards sein, besonders, da ein Großteil der Angriffe von einer dem Opfer nahestehenden Person aus gehen. Stay safe!

Solltest du Opfer von sexueller Gewalt geworden sein und Hilfe benötigen, richte dich bitte in jedem Fall zu erst an die örtliche Polizei. Das ist auch der erste Schritt, solltest du deinen Angreifer zur Anzeige bringen wollen. Das Hilfetelefon steht dir im nächsten Schritt mit Seelsorger*innen und zur Verfügung. 

Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 13. März 2020 veröffentlicht und zeitlich angepasst.

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