Winter(bei)schlaf: Warum ihr euch jetzt einen Saison-Lover suchen solltet

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Für alle, die noch keine permanente bessere Hälfte haben, folgt der Appell: Sucht euch zum Winter einen zeitweiligen Lover. Illustration: Laura Binder
Es wird langsam kalt draußen – Zeit, sich warme Gedanken zu machen. Zum Beispiel mit einem Saison-Lover.

„Der Winter naht“, sprach Schmidt in der Serie „New Girl“ bereits an Thanksgiving und mahnte, dass es dringend Zeit sei, sich für die kalten Tage einen Saison-Lover zu suchen. Warum? Wir leiden nicht erst seit der Zeitumstellung unter permanentem Vitamin-D-Mangel, sondern stellen auch jedes Jahr aufs Neue fest, dass es im Winter schwieriger ist, Leute zu da­ten. Und spätestens mit dem Jahreswechsel reduzieren sich mög­li­che Aus­geh­möglichkeiten auf ein Minimum. Schließ­lich kann man nicht dauerhaft in der über­füll­ten Bar oder im Kino abhängen und mit „Zu mir oder zu dir?“ einzuleiten ist nichts, was man zwin­gend beim ersten Date macht. Letztlich sitzt man dann ja doch nur schweigsam nebeneinander auf dem Sofa, nippt an einem Leitungswasser oder Filterkaffee und führt befremdliche Konversationen à la „Und du so?“ – weil das Eis in der Eiszeit nicht so schnell zu brechen ist.

Die Cuffing-Season wird mit einem Saison-Lover noch gemütlicher

Für alle, die noch keine permanente bessere Hälfte haben, folgt deshalb der Appell: Statt eines bindenden Fitnessstudiovertrags solltet ihr euch jetzt lieber einen zeitweiligen Lover zulegen. Es ist noch nicht zu spät dafür. Frühestens im April wird es erst wieder so warm, dass man beim Feiern vorm Club nicht mehr vor Kälte stottert oder das Aufwärmen vorm One-Night-Stand mit dem Auftauen in der heißen Wanne beginnt. Also wendet einmal die Kraft auf und werdet Mitglied im Club der Teilzeit-Monogamie. Ein Club, der nur in der kalten Saison existiert und dessen Mitglieder in Körperwärme, Geborgenheit und Zuneigung investieren – bis die Sonne wieder rauskommt.

Saison-Lover halten nur einen Winter. Sobald wieder genug Son­nenlicht durchkommt, stellt man fest, dass man außer dem Bett nicht viel teilt.

Sich zu zweit unter die Decke zu kuscheln und auf warme Gedanken zu kommen macht einfach mehr Spaß als allein. Dauernd draußen jemanden aufzureißen ist zu anstrengend und sich dann gegenseitig aus Bergen von Klamotten zu befreien kann gerne mal in stundenlangem Pellen und mit einem Krampf in der Hand enden. Deshalb igelt euch mit einem Lover der Wahl in euren vier Wänden ein, dreht die Heizung auf, schmust, schaut alte Filme und genießt die Kurzzeit-Beziehung. Denn zugegeben, Saison-Lover halten nur einen Winter. Sobald wieder genug Son­nenlicht durchkommt, stellt man fest, dass man außer dem Bett nicht viel teilt und zusammen rausgehen nicht funktioniert. Aber das ist gut so. Meist sind es genau diese Affären, die unseren Vitamin-S-Bedarf stillen, den Winter angenehmer machen und exakt dann enden, bevor es droht, unharmonisch zu werden. Jetzt ist die Zeit, um die Suche nach der großen Liebe für ein paar Monate auf Eis zu legen und Zeit mit jemandem zu verbringen, der nicht dafür gemacht ist, irgendwann am Altar auf euch zu ­warten.

Unfair? Nicht, wenn beide wissen, was hier läuft!

Okay, Dating-Apps wie Tinder oder Lovoo sehen im Winter noch langweiliger aus. Weil alle daran arbeiten, ihre Festtagskilos abzuarbeiten, und niemand mit seinen Beach-Fotos angeben kann. Mit ein bisschen Glück findet ihr dort trotzdem eure*n Winterschlaf-Partner*in, denn es ist allgemein bekannt, dass diese Platt­formen der Spiritus sind, um schneller zur Sa­che zu kommen. Oder ihr geht alte Verflossene durch, die nicht das Potenzial hatten, ein großes Feu­er­werk zu zünden, aber euch dennoch genug Wärme gespendet haben für das eigene Selbstbewusstsein und euch zumindest in den Laken einheizen konn­ten. Mit je­mandem, den ihr kennt und mögt, kann man besser gemeinsam überwintern als mit einem*r komplett Fremden. Außerdem müsstet ihr euch im besten Fall nicht stundenlang zurechtmachen – es geht nicht ums Beeindrucken, sondern da­rum, im Schlafanzug die Tür zu öffnen und gemeinsam zu kuscheln.

Friends with Benefits ist ein Standard geworden und ein Beziehungsgeflecht, das in unserer Generation ganz besonders oft auftaucht.

Friends with Benefits ist ein Standard geworden und ein Beziehungsgeflecht, das in unserer Generation ganz besonders oft auftaucht – doch wird irgendwann (fast immer) problematisch. „Freundschaft Plus auf Zeit“ mit klarer Absprache und Ablaufdatum ist deshalb wesentlich effektiver und für alle Beteiligten ein guter Kompromiss. Und niemand bekommt mit, mit wem ihr euch gerade einigelt, weil ihr im Winter nicht gezwungen seid rauszugehen, sondern einfach nur im Bett blei­ben könnt. Das Gute daran ist, dass man sein Leben überdenken und herausfinden kann, was man will – und dass das neue Jahr nicht mit der Forever-alone-Panik startet. Deshalb gönnt euch eine Saisonliebe, mit der ihr überwintern könnt. Gönnt euch die Befriedigung, dass nicht nur der Schnee­matsch feucht wird und ihr an einem Tag ohne schlechtes Gewissen eine ganze Serienstaffel schafft, während der Körper des anderen euch wärmt. Und vor allem: Gönnt euch den Winterschlaf vom Single-Dasein – denn der nächste Sommer der (wahren) Liebe und unzähligen Dates kommt bestimmt.

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