Sissi Pohle und ihr Freund Pat teilen nicht nur die Liebe zueinander, sondern auch die für Vintage Mode. Als „junge Lovestory mit einem Herzen aus Vintage und Rock’n’Roll” beschreibt sie ihr Leben, er wurde in den 80ern geboren, lebt aber den modischen Geist der 70er. Im Interview beschreibt das Paar die Suche nach vergangenen Schätzen und warum seine (Vintage-) Liebe kein Ablaufdatum hat.
Ist Mode vergänglich?
Es ist ein unendlicher Kreislauf, in dem Schnitte und Farben immer wieder aufs Neue eine Chance bekommen, gezeigt und gelebt zu werden. Stile wiederholen sich und sind somit nicht nur in neuen Kollektionen jede Saison zu finden, sondern auch Vintage und bereits getragen – mit einer oft sehr faszinierenden Geschichte. Daher kann Mode niemals vergänglich sein. Jedes Jahr aufs Neue sehen wir auf Blogs oder in Modezeitschriften dieselben Trends, oft ändern sich nur die Farben und ab und an die Schnitte. Wenn Mode richtig gepflegt wird, strahlt sie meist mehrere Jahrzehnte – ohne dass man ihr das Alter ansieht.
Löst die Idee der Zeitlosigkeit in der Mode den Trendgedanken allmählich ab?
Zeitlosigkeit wird häufig mit Eleganz gleichgestellt. Auch durch zeitlose Klassiker kann der eigene Stil im Trend sein. Einen Vintage-Burberry-Trenchcoat beispielsweise besitzt man für immer – durch seinen militärischen und schon fast historischen Schnitt sowie seinen zeitlosen Charakter trifft er jeden Zeitgeist und wertet zudem ein schlichtes Outfit jederzeit auf. Wir versuchen, unsere Umwelt zu stärken und ein Bewusstsein zu schaffen für unsere Umgebung und Mitmenschen. Dieses Bewusstsein kann sich ausdrücken, indem man Kleidungsstücke, Einrichtungsgegenstände oder Accessoires gebraucht kauft. Trotz ihrer Jahrzehnte auf dem Buckel sind sie noch immer tragbar und erscheinen vermutlich interessanter und cooler als Neuware, die in großen Stückzahlen produziert werden. Nichts ist nachhaltiger in der Mode, als sich für bereits bestehende, gebrauchte Teile zu entscheiden. So gehört es schon fast zum guten Ton, Vintage-Klassiker mit neuen Designerstücken zu kombinieren.
„Vintage gibt einem die Möglichkeit, sich individuell auszudrücken, ohne verkleidet auszusehen. Eine 70er-Bluse mit einem langen, spitzen Kragen beispielsweise lässt unser Herz höherschlagen und versetzt uns in die aufregende Zeit unserer Eltern.” – Sissi & Pat von outofuseberlin
Was bedeutet euch Vintage?
Bei uns werden so viele Glückshormone freigesetzt, wenn wir schon lange nach dem einen, gewissen Teil suchen und es dann als Vintage-Schatz finden. Für uns ist es immer wieder aufregend, Vintage-Designer-Pieces aus den 1970ern, 80ern, 90ern und frühen 2000ern zu finden. Wenn wir diese zu erschwinglichen Preisen erwerben, haben wir das Glück auf unserer Seite. Das Auskundschaften verschiedener Flohmärkte bereitet uns nach wie vor sehr viel Freude. Stöbern und Suchen, das Finden schöner Einzelstücke kann ein sehr befriedigendes Gefühl mit sich bringen. Die Individualität ist ein sehr wichtiges Steckenpferd von Vintage. Wir haben uns dafür entschieden, „outofuseberlin“ zu gründen und einen dazugehörigen Onlineshop zu eröffnen, weil wir immer wieder darauf angesprochen wurden, wo wir unsere Einrichtung oder Kleidung gefunden haben. Ein zweites Mal dasselbe Teil finden? So gut wie unmöglich. Das macht es auch so spannend, auf die Jagd zu gehen. Die Geschichte, die hinter jedem Vintage-Piece steckt, ist für uns sehr wichtig. Diese Geschichte möchten wir unbedingt unseren Kunden mit auf den Weg geben. Emotionen sollen ausgelöst werden – erst dann entwickelt sich eine Liebe zu den Teilen. Vintage gibt einem die Möglichkeit, sich individuell auszudrücken, ohne verkleidet auszusehen. Eine 70er-Bluse mit einem langen, spitzen Kragen beispielsweise lässt unser Herz höherschlagen und versetzt uns in die aufregende Zeit unserer Eltern.
Was ist das älteste Lieblingsteil in eurem Kleiderschrank?
Wir sind sehr stolz auf ein Sakko von Yves Saint Laurent aus den 60er-Jahren. Sissi besitzt aber auch Taschen und Schmuck aus den 40ern. Uns ist es nicht wichtig, wie alt ein Vintage-Schmuckstück ist, wir müssen uns einfach verlieben.
Tragt ihr auch alte Kleidungsstücke aus der Familie?
Leider haben unsere Eltern und Großeltern viel aussortiert, weshalb nur einige wenige Teile übrig sind. Wenn wir uns daten, trägt Pat schon mal ein weißes Sakko von seinem Vater. Ein Doppelreiher aus Wildseide, den er in den 80ern anfertigen ließ.
Wie können wir uns euren Kleiderschrank vorstellen?
Wir haben einen riesigen selbst gebauten Schrank in unserer Altbauwohnung in Berlin. Unser Kleiderschrank ist komplett gemischt – wir haben keine Aufteilung, was nun Pats oder Sissis Kleidung angeht. Somit sind wir kreativer und offener für unsere Looks. Dennoch sortieren wir nach T-Shirts, Pullovern und Jeans. Jede Kategorie hat ihren eigenen Stapel. Die Pflege unserer Kleidung ist uns sehr wichtig und steht an oberster Stelle. Unsere Shirts oder Pullover werden nicht aufgebügelt, da wir lästige und unschöne Beulen vermeiden möchten. Mittlerweile haben wir einen sehr großen Fundus an Designerklassikern und Teilen mit langer Geschichte.
Noch eine Paar-Frage für euch: Ihr sagtet, Mode sei niemals vergänglich. Gilt das für die Liebe auch?
Unsere Liebe zu Vintage scheint unersättlich zu sein. Liebe untereinander ist unzerstörbar und immer da. Liebe spürt man zu jedem Zeitpunkt – auch Mögen ist eine Form von Liebe. Hat man sich einmal richtig verliebt, gibt man diese Liebe nicht so schnell auf.
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