Wenn ihr auf nichts von der eigenen Watchlist Lust habt und im Überangebot online nicht mitkommt, fear no more.
Ob high-level Unterhaltung oder neues Wissen: Aus diesen kuratierten Streaming Tipps von Doku bis Mini-Serie nehmt ihr immer etwas mit. Hier sind 10 internationale Tipps von Ballett bis BDSM, von 1986 bis 2020.
Nola Darling/She’s Gotta Have It, 1986/2017
Obwohl Spike Lee das 2017er-Remake seines eigenen Debütfilms aus dem Jahr 1986 vollpackt mit Referenzen aus Musik, Popkultur, den 80ern und dem Original selbst, ist es so viel mehr als eine simple Sammlung derer. Selbstreflektiert und hoffentlich selbstkritisch ist die neue Version von „Nola Darling” ein Update, das auch offenlegt, wie wir heutzutage als Gesellschaft mit sexueller Gewalt oder Diskriminierung umgehen. Bonus: die Serie macht Spaß und man freut/schämt/trauert mit der bezaubernden und charakterlich eigenen Nola Darling mit. Verfügbar auf Netflix (1986 Film/2017 Serie)
Ya no estoy aquí/I’m No Longer Here, 2020
Wenn ihr Cumbia für eine Zitrusfrucht haltet, wird es höchste Zeit, diesen Film anzugucken. Joke. Wer aber ohnehin Lust hat, in eine vielleicht unbekannte Welt einzutauchen, ist mit diesem mexikanischen Indie-Film und seinen unglaublich tollen, skurrilen und berührenden Bildern bestens bedient. Verfügbar auf Netflix
LA 92, 2017
Ein Schwarzer Mann, der von vier Polizisten vor laufender Kamera brutal niedergeschlagen wird. Mit schmerzhaft aktuellen Parallelen ist in dieser Doku eben jener Übergriff auf Rodney King der Auftakt von gesellschaftlichen Unruhen und Widerstand in den USA, insbesondere L.A., im Jahr 1992. Verfügbar auf YouTube
Porträt einer jungen Frau in Flammen, 2019
Ein Werk, das im positiven Sinne das Label „très français” verdient. Hier transportieren große Bilder so viel Zwischenmenschliches unter den zwei Frauen am gefühlten Ende der Welt, dass damit fast alles gesagt ist. Genau deshalb werden gesprochene Dialoge über die Dauer von zwei Stunden tatsächlich nur sehr gering dosiert. Heraus kommt dabei ein irgendwie minimalistischer Historienfilm, bei dem wir sehr nah mitfühlen. Verfügbar auf Prime Video
Streaming Tipps auf Netflix, Prime Video und YouTube
Good Time, 2017
Dieser Film erzählt von einer Nacht, die in all ihren random Irrungen und Wirkungen einen höchst chaotischen Lauf nimmt und bei der wirklich niemand – weder Zuschauer noch Filmfiguren – weiß, was als nächstes geschieht. Die visuelle Coolness der Safdie Brüder (Macher des 2020 Hits „Uncut Gems“ mit Adam Sandler, zu sehen auf Netflix) wird auch schauspielerisch von einem grandiosen Robert Pattinson getragen. Verfügbar auf Prime Video
Girl, 2018
Für die 15-jährige Lara kommt in diesem Film alles zusammen: Ihr hartes Training als Profi-Ballerina, der Beginn ihrer Pubertät und auch ihre einsetzende Hormonbehandlung als trans* Frau. Sehenswert ist der Film über ihre Geschichte vor allem, weil er nicht in die typischen Tropes verfällt, eines der einzelnen Themen zum Klischee oder Steckenpferd zu machen. Verfügbar auf Prime Video
Secretary, 2002
Wer boykottiert mit uns die sexistische Scheisse namens „365 Tage“? Ein Kidnapping und Vergewaltigungs-Narrativ mit einem anschließend angeblichen „she asked for it“ zu rechtfertigen…really? Nein, danke. Dann lieber eine BDSM Romantic Comedy, die auch nach fast 20 Jahren nicht gecancelt werden muss. Mit dabei: Eine bezaubernd schrullige und lustige Maggie Gyllenhall, die sich ein bisschen naiv und dennoch selbstbestimmt auf eine etwas andere Art von Beziehung einlässt. Verfügbar auf Netflix
American Factory, 2019
Ja, hier geht es um einen Autoglashersteller in Ohio und wahrscheinlich gibt es relativ wenig, das euch jetzt noch überzeugen würde, diesen Film anzuschauen. Solltet ihr euch aber für Dokus begeistern können und beim Stichwort „interkulturelle Kommunikation zwischen ‚Provinz-Amis‘ und ihren Supervisor*innen aus China“ den Karren schon gegen die Wand fahren sehen, seid ihr hier richtig. Verfügbar auf Netflix
Little Fires Everywhere, 2020
Fans von „Big Little Lies” aufgepasst: This one is for you. Auch diese Serie setzt auf den Effekt der bröckelnden Fassaden, insbesondere derer ihrer zwei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren (gespielt von Reese Witherspoon und Kerry Washington). Für die fühlt man gleichzeitig mit, verachtet sie oder versteht sie zumindest nicht. Ein sehr sensibler und schonungsloser Einblick darein, wie viel Druck, Scham und Ungerechtigkeit auf dem Frau- und Muttersein lastet. Verfügbar auf Prime Video
„RBG”, über Ruth Bader Ginsburg, 2018
Wer irgendwie versucht vor sich selbst zu rechtfertigen, das für heute fest vorgenommene Sportprogramm doch ausgelassen zu haben, sollte diesen Film besser nicht gucken. Die inzwischen verstorbene US-Richterin Ruth „The Notorious RBG“ Bader Ginsburg macht mit über 80 Jahren nämlich noch jeden Tag Krafttraining. Dabei lässt sie sich (unter anderem) für diese fantastische Doku filmen. Wie viel beeindruckter soll man denn bitte noch sein von dieser Frau und ihrem Lebenswerk? Ihrem Erbe in Sachen Gender Equality und ihrer sehr rührenden Ehe? Verfügbar auf Prime Video
Text & Kuration: Jenny Weser // Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 10. Juli 2020 veröffentlicht.
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